Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Montag, Februar 28, 2005

Demo #1

Written by Brian Wood and art by Becky Cloonan (AiT/Planet Lar).

Telekenese als Allegorie einer rebellischen Jugend. Diese Idee könnte von den X-Men gestohlen sein. Doch Maries wahres Geschenk ist ein anderes: Sie besitzt die Fähigkeit, die eigene Mutter zu verlassen. Brian Wood strengt in diesem Auftakt einen Streifzug durch das Leben eines jungen Pärchen an. Marie und Mike, von der Liebe zueinander genährt, wollen aus einem amerikanischen Durchschnittsvorort in die große Stadt New York City fliehen. Dass es ihnen gelingt, erfährt der Leser gleich auf der ersten Seite. Ganz nach der alten Weisheit, der Weg ist das Ziel, steht die Reise in die Freiheit, jedoch unter einem schlechten Stern. Marie ist krank...

Die zunehmend kranker werdende Jugend stand wohl Pate für Woods Plot. Nach der Zeitung Die Zeit ließen sich Anfang des 21. Jahrhunderts in den USA 37 Prozent mehr Menschen wegen Depressionen behandeln als noch 1980. An US-Hochschulen gilt bereits jede sechste Studentin als krankhaft depressiv. Unweigerlich denkt der Leser bei Maries Brechanfällen, Nasenbluten und Handflächennarben an eine psychische Erkrankung. Ihr selbstgewählter Weg ohne Medikamente kann auch Appell an eine von Pharmazie abhängige Gesellschaft sein. "Es gehen zu lassen" und "es versuchen zu kontrollieren" sind die apodiktischen Lehrsätze des jungen Mädchens.

Dass die Realität leider anders aussieht, als es das Ende des Comics vermuten läßt, schafft Wood nicht mehr anzudeuten.

Aber auch so ist Demo #1 ein verheißungsvoller Auftakt der auf 12 Heften angesetzten Mini.

10/10

Philos