Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Freitag, März 11, 2005

Fantastic Four: Hereafter TPB 4

Written by Mark Waid, pencils by Mike Wieringo and inks by Karl Kesel (Marvel).

Hereafter (Fantastic Four #509 - #511)

Mit "Hereafter" schafft Mark Waid ein weiteres erinnerungswürdiges Kapitel in der Continutity der Fantastischen Vier. Langzeitfans werden Gefallen an dem zweiten Auftreten vun Sues Mutter und einem Wiedersehen mit Dan finden. Die verschiedenen Vorstellungen von Reed, Sue und Johnny über den Himmel passen zwar zu ihnen, sind mir aber zu stereotype (Puzzle, Kinder, Grillen). Schön finde ich, dass Waid sich nicht zu lange mit dem Weg zum Himmelstor aufhält und mit dem Fluss der Seelen und den Erinnyen zwei mythologische Symbole aufnimmt. Ich fühlte mich ein wenig an den Film "Jenseits des Horizonts" erinnert.

Das Hickhack vor der Himmelspforte ist elend. Zum einen verstehe ich nicht, warum Reed nicht erkennt, dass die Tür nicht von ihm erstellt wurde. So technisch detailliert kann doch Bens Imaginationskraft gar nicht sein, oder? Und dann folgt auch noch der unglaubwürdige Gesinnungswechsel Bens: Da will Reed Ben retten, dann doch wieder nicht. Da will Ben nicht gerettet werden, dann merkt er, dass sein Unterbewusstsein ihn wohl vom Himmel abhält und scheint sich zu denken: "Na, dann muss da ja was dran sein!" und will doch wieder gerettet werden.
Sue spielt in dem ganzen Geschehen gar keine Rolle und hat nur einen guten Satz: "Jonathan Storm, don't you speak for me! You don't have any clue how I feel!". Der "Frankenstein"-Vorwurf bleibt hingegen bedeutungslos. Erst hat Sue riesige Bedenken, dann ist alles doch wieder klasse.

Die folgende Ankunft im Himmel versöhnt alles vorherige. Waid hatte den Topos Selbstreferenz bereits in seinem ersten FF-Heft (#60 "Inside Out") thematisiert. Dass die Fantastischen Vier nun über ihre fiktionale Existenz aufgeklärt werden, ist einfach genial und konsequent, treten die Familienmitglieder schließlich vor ihren "Schöpfer". Dass die Handlungen der Comicfiguren einem Skript folgen, ihr Sein determiniert ist, ist die einzige Wahrheit, die Reed Richards in seinem Leben herausfinden dürfte. Die Radier-Szene ist daher die spitz ausgedrückte Folgerung, dessen, dass das Leben einer Comic-Figur in den Händen ihrer Schreiber und Zeichner liegen. Brillant!
10/10

Spider Sense (Fantastic Four #512 - #513)

Was Waid mit dem Spidey/Human Torch-Zweiteiler "Spider Sense" erreichen wollte, ist wohl jedem klar. Nach den sehr schwer im Magen liegenden Arcs "Unthinkable" (#67-#70, #500-#502), "Authorative Action" (#503-#508) und "Hereafter" (#509-#511), dachte Waid wohl, es sei Zeit für etwas Auflockerung. Soll mir recht sein, wenn es gut gemacht ist!

Der Beginn mit den Radio-Auszügen und den verschenkten Human Torch-Shirts ist noch ganz humorig. Auch die Instrumentalisierung Franklins durch Ben, um Onkel Johnny eins auszuwischen, gefällt mir. Mit der folgenden Szene auf der Freiheitsstatue kann Waid nur noch bedingt punkten. Klasse finde ich die Einbeziehung des Department of Homeland Security und Johnnys Reaktion "Oh! Hey! No, no, no, it's okay! I'm Johnny Storm!" mit der postwendenden Reaktion "GET OFF THE STATUE." Spideys Gedankenblasen als dozierender Neunmalklug sind leider verfehlt, obwohl sie eine hübsche Idee hätten werden können. Der Dialog an dieser Stelle ist einfach zu schlecht für einen Lacher.

Bens Wut immernoch ein "Monster Skin" zu tragen, ist in meinen Augen Effekthascherei und wird der Beziehung zu Alicia nicht gerecht. Auch der Versuch, Alicia als femme fragile darzustellen, um die gegensätzliche Gemeinsamkeit der Beiden zu kennzeichnen, stellt zu sehr auf Äußerlichkeiten ab.

Spätestens mit dem Treffen Spider-Mans mit Johnny in Hoboken geht die Story den Bach runter. Warum Spidey diesen Ort aussuchte, wird leider nicht erwähnt, was ein weiteres Defizit der Handlung ist. Die jähe Unterbrechung durch Hydro-Man und der anschließende sinnlose Kampf versetzt das Comic in die Steinzeit. Denn es galt unter schlechten Autoren lange Zeit: Wenn nichts mehr geht, zaubere einen drittklassigen Gegner hervor und lasse die Helden in seitenlangen Kämpfen dagegen antreten. Ohne den Miesmacher spielen zu wollen, überzeugt auch die Auflösung nicht: Der molekül-undurchlässige Regenmantel mag vielleicht eine praktische Gore Tex-Weiterentwicklung sein, ein versöhnliches Ende des Hydro-Schwachsinns vermag dieses deus ex machina-Prinzip nicht zu vermitteln.

Manchmal frage ich mich, ob die Comic-Schreiberlinge ihre Leser für genau so brotdumm halten, wie die "people", die sie in ihren Comics figurieren. Die hysterische Masse bejubelt erst Spider-Man, um dann, wenn Johnny irgend so eine hohle Fritte von Maskottchen rettet, ihre ganze Zuneigung dem Retter zu widmen. Mit etwas Anerkennung ist für Johnny, dem einfachen Gemüt, die Welt wieder in Ordnung.

Nur drei Dinge sind durchschnittlich bis gut an dem zweiten Teil von "Spider Sense". Erstens Bens "Best O' Johnny. Volume 32." Zweitens Spideys direkter Wegweiser auf die Damentoilette "This is the closest building to the water lines! Search it! I'll take the right side, you take the left! Go! Go!" und drittens mit Abstrichen das Schlußpanel.

Hoffen wir, dass es mit dem nächsten Arc wieder bergauf geht!

2/10

Dennoch lohnt sich allein für die erste im Trade gesammelte Story der Kauf. Insgesamt erhält der Band daher

8/10
Philos