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Montag, März 14, 2005

Marvel Knights: Spider-Man #5

Written by Mark Millar; Pencils and Inks by Frank Cho (Marvel).

Spider-Man ist wohl deshalb so beliebt, weil er der typische Junge von nebenan sein könnte. Seine Probleme sind real und er ist nicht sonderlich intelligent. Mir gefällt, dass die besseren Spider-Man Autoren immer verstanden haben, seine enorme Emotionaliät zu verbalisieren. Damit meine ich, es gibt nichts schöneres als einen durch die Lüfte schwingenden Spider-Man, wie er innerlich monologisiert.

Dass nun auch noch ein finanzielles Problem in sein Leben tritt, sind wir von der Marvel Knights Reihe schon gewohnt. Ich mag diese Verschärfung Spideys Probleme, denn es entsteht ein weiteres Schlachtfeld, auf dem sich unser Liebling bewähren muss.

Die "menage a troi" mit Felicia Hardy, Mary Jane und Peter wurde von Millar sehr gut umgesetzt. Die Szene an Peters Krankenbett ist ausreichend delikat und doch voller Liebe. Dass ausgerechnet Peters Ex-Loverin ihn gerettet hat, lässt Mary Jane nicht kalt und hier beweist Millar Fingerspitzengefühl. Denn wenn Peter ihr Unbehagen erkennt, wünscht er sich, sie wäre nicht so traurig. Ein fast geheimnisvoller Moment, der die Zärtlichkeit ihrer Beziehung beleuchtet. Einzig die Akzeptanz Peters gegenüber Felicias neuem Arbeitgeber mutet etwas merkwürdig an.

Demgegenüber ist die Auflösung der Bugle-News unspektakulär. Wozu braucht es solche Enthüllungsstories, wenn sie gar keine sind. Das ist nicht einmal orginell. Ähnliche sog. Enthüllungen gab es schon mehrere Male in Spider-Man Comics. Aber Millar versteht es leider eh nicht, gute Cliffhanger zu schreiben. Dazu gleich noch mehr.

Bei der Autopannen-Szene kann man sagen, sie sei gezwungen witzig und außerdem unlogisch, wo doch Peter sich um seine Tante kümmern sollte, die vermutlich die Hölle durchmacht. Andererseits ist Peter hilfsbereiter junger Mann und noch dazu wegen der chaotischen Umstände durcheinander. Nur die Art und Weise wie er die Szene beendet, nämlich durch Wegschleudern des Auto ist meines Erachtens "out of character".

Dass das S.W.A.T.-Team pflichtwidrig handelt, indem es ihre staatliche Macht zur individuellen Bereicherung missbraucht und einen irrationalen Hass auf Spider-Man verspürt, ist die schlechteste Szene im Comic. Polizisten im Marvel-Universum müssen nicht korrupt sein und noch dazu zu dumm, um zu erkennen, wer die "Guten" sind. Kapiert das doch endlich, liebe Marvel-Autoren! Millar hat wohl verzweifelt nach einem Cliffhanger gesucht.

Terry und Rachel Dodson haben in dieser Ausgabe Pause und Frank Cho macht seine Sache nicht überzeugend. Seine Bilder sind zu detailarm und die Figuren zu cartoonartig. Einzig die Szene im Central Park ist schön. Natürlich schmiert er im Vergleich zu Deodato Jr. ab. Steve Kups Auffassung in der Marvel-Depeche, dass Cho genauso seinen Geschmack triff, vermag ich daher nicht zu teilen. Aber Gott sei Dank ist Cho - soweit ich weiß - nur noch mal in Heft 8 zu sehen.

Beim Cover frage ich, was die bewußtlose Mary Jane da verloren hat...

5/10