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Mittwoch, März 30, 2005

The Pulse: Thin Air TPB 1

Written by Brian M. Bendis, pencils by Mark Bagley (Marvel). Deutsch: "Thin Air" (The Pulse #1 - #5) erschien in "Der spektakuläre Spider-Man" #11 (Jan. 2005) - #15 (Mai 2005) (Panini Comics Deutschland).

Als Mitte der 90er die Comic-Branche in ihrer bisher grössten Krise steckte, mussten neue Ideen her, um das Überleben dieses ehemals grossen Unterhaltungsmediums zu sichern. Natürlich hat jedes Problem mehrere Ursachen, jedoch eine der Lehren, welche die grossen Comic-Unternehmen (Marvel und DC) aus dieser Zeit gezogen haben, war die Tatsache, dass die Fans sich nicht mehr mit inhaltsschwachen, künstlich aufgeblasenen Storys abspeisen liessen. Marvel reagierte, und engagierte wieder die besten Comic-Autoren, die man für Geld bekommen konnte. Bendis ist lediglich der bekannteste. Es war eben diese Generation junger Autoren, die das stilistische Hilfsmittel des Perspektivenwechsels bei Comics für sich entdeckte. Vorbei war die Zeit in der die Geschichten lediglich aus der Sicht des ohnehin bekannten Superhelden oder -schurken erzählt wurden. Comics wie "Powers" (Bendis), "Gotham Central" (Brubaker/Rucka), "Marvels" (Busiek) oder eben "The Pulse" (Bendis) stellen die Nebencharaktere in den Vordergrund.

Im Mittelpunkt dieser Serie stehen einige mehr oder weniger bekannte Nebencharaktere. Einer dieser Charaktere ist Jessica Jones, die einigen Insidern wohl aus "Alias" bekannt sein wird, eine Comicserie (auch von Bendis), die innert kürzester Zeit Kultstatus erreicht hat. Jessica Jones ist Privatdetektivin. Eigentlich nichts besonders, wenn da nicht ihre Vergangenheit wäre. Jessica hat nämlich Superkräfte. Sie hat sich jedoch früh gegen eine Karriere als Superheldin entschieden, was diese Figur in der Tat einzigartig macht. Weiter sind da der bekanntere James Jonah Jameson (cholerischer Chefredakteur des Daily Bugle) sowie Ben Urich (Star-Reporter des Daily Bugle).

„Worum geht es nun?“ werdet Ihr fragen. Der mittlerweile schwangeren Jessica wird bewusst, dass sie ihr Kind nicht durch die gefährliche Detektivarbeit gefährden möchte. Doch ihr Partner und der Vater des Kindes, Luke Cage (a.k.a. Power-Man, hero for hire) ist nicht gerade reich, und so macht sich Jessica auf die Suche nach einem neuen Job.

Gleichzeitig erkennt Jonah, dessen Zeitung durch die ständigen Schmutzkampagnen gegen die von der Öffentlichkeit geliebten Superhelden rapide an Leserschaft verliert, dass er einen neuen Weg einschlagen muss, wenn er die Existenz seiner Zeitung garantieren will. Er beschliesst ein Magazin (The Pulse) zu lancieren, welches sich ausschliesslich mit dem Leben der Superhelden befasst. Er macht Ben Urich zum Verantwortlichen dieses Projektes, doch er will kein Risiko eingehen und so beschliesst er zusätzlich eine Expertin für Superhelden-Angelegenheiten als Beraterin zu engagieren. Wer wäre da wohl besser geeignet als die arbeitslose Jessica Jones? Schon bald präsentiert sich die erste Story, die bekannte Marvel Figuren betrifft, u.a. Spider-Man und seinen Erzfeind, den Grünen Kobold.

Insgesamt ist es eine lesenswerte Serie, die stellenweise mit überraschenden Wendungen und feinen Dialogen glänzt. Man merkt jedoch beim Lesen, dass Bendis nicht gerade die kreativste Phase seiner Karriere hatte und deshalb kann man ehrlicherweise nicht von einer grandiosen Storyline sprechen. Das Konzept hat allerdings Potential und so kann man hoffen, dass sich die Plots nach den ersten sechs Ausgaben noch steigern werden. Ich für meinen Teil empfehle die Serie all jenen, die nicht genug von Bendis’ Geschichten und Mark Bagleys Zeichnungen (Ultimate Spider-Man) bekommen können. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass Panini Comics "The Pulse" als Zweitserie im Heft "Der spektakuläre Spider-Man" veröffentlicht. Also riskiert einen Blick.

7/10
Lamond