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Mittwoch, März 30, 2005

Y the last man: Unmanned TPB 1

Written by Brian K. Vaughan, pencils by Pia Guerra and inks by José Marzán Jr. (Vertigo). Deutsch: "Y - the last man: Entmannt" Band 1 (Speed Comics, ISBN 3-936068-80-1).

Der letzte Mann auf Erden zu sein ist zwar kein wahrscheinliches Szenario, aber eine um so realere Männerphantasie. Wenn Sie ein Mann sind, wissen Sie wovon ich spreche, wenn Sie eine Frau sind, werden Sie es mir wohl oder übel glauben müssen. Yorick, der Hauptcharakter dieser Serie, benannt nach einem Hofnarr in Shakespeares Hamlet, ist wie sein Namensgeber eine ambivalente Figur. Einerseits ist er ein heller Kopf, schlagfertig und witzig, der zu jeder Situation den richtigen Spruch bereit hat; andererseits ist er ein Tollpatsch, unbeholfen und naiv, der keine Gelegenheit auslässt sich und seine Begleiter in akute Lebensgefahr zu bringen.

Die Geschichte beginnt ohne grosses Vorspiel. Nachdem Yoricks engstes Umfeld eingeführt wird (Mutter, Schwester, Freundin), kommt das Unausweichliche: Alle Männer auf der Welt sterben im selben Augenblick eines qualvollen, aber schnellen Todes - alle bis auf, wie könnte es auch anders sein, Yorick, den letzten Mann. Weshalb alle Männer sterben wird nicht aufgeklärt, genauso wenig wie das Überleben eines einzigen Mannes. Der Autor gibt dem Leser zwar einige Hinweise, wie z.B.: Ampersand, das kleine Kapuzineräffchen, welches Yorick zu einem Helferaffen ausbilden sollte oder ein vermeintlich magischer Verlobungsring, den er seiner Freundin überreichen wollte. Doch so richtig glauben möchte man das als Leser nicht.

Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Serie spannend und unterhaltsam zugleich. Doch richtig interessant ist Brian K. Vaughans Darstellung der Konsequenzen einer solchen Katastrophe. Man merkt, dass sich der Autor auf diesen Aspekt nicht nur konzentriert, sondern v.a. gefreut hat, denn es ist eine Sache seriös zu recherchieren, aber eine ganz andere die recherchierten Fakten richtig einzusetzen. An dieser Stelle könnte ich nun einige Beispiele aufzählen, aber damit würde ich Euch lediglich den Lesespass verderben. Ich ziehe es deshalb vor, Euch einige Fragen auf den Weg zu geben, die in diesem Band beantwortet werden: Wie würde sich die der Tod aller Männer auf die Wirtschaft und auf das Staatsverständnis auswirken? Wie würden die Frauen darauf reagieren, wären sie hilflos, traurig oder vielleicht…froh? Wie verhält man sich als letzter Mann auf Erden?

Vaughan macht alles richtig und liefert mit „Unmanned“ nicht nur einen grandiosen Comic ab, sondern ein überwältigendes Leseerlebnis, welches den Leser gleichzeitig unterhält (zweifellos das primäre Ziel jeder Unterhaltung), fordert und sogar bildet. Leute, auch wenn ihr nicht viel von Comics haltet, lasst euch diesen Lesespass nicht entgehen. Ich möchte meine Rezension abschliessen, in dem ich eine der vielen hervorragenden Kritiken zitiere, die diese Serie verdienterweise erhielt: „This is why God created comic books“.

10/10
Lamond