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Sonntag, April 17, 2005

Runaways (Vol. 2) #1 - #2

Written by Brian K. Vaughan, art by Adrian Alphona (Marvel).

Was wurde nicht schon alles über die Marvel-Serie Runaways geschrieben. Sie gilt als innovativstes Produkt des Hauses der Ideen seit Jahren. Sechs Jugendliche finden beim alljährlichen Treffen ihrer Eltern in Malibu (Los Angeles) heraus, dass diese abgrundtief böse sind. Der Verdacht eines jeden Kindes realisiert sich. Natürlich verhalten sich die Mütter und Väter ihren Kinder gegenüber liebevoll. Nur einmal im Jahr kommen sie zusammen, um ihre Weltherrschaftspläne zu überdenken, Jungfrauen zu opfern und ihre "Schöpfer", die Gibborim, zu huldigen. Den Runaways ist das zuviel und sie machen sich auf, ihr elterliches Nest zu verlassen, um gegen ihre Eltern zu opponieren. Achtzehn Hefte lang durfte Brian K. Vaughan über die Abenteuer der Runaways und ihren Kampf gegen "The Pride" - der Geheimname der elterlichen Organisation - schreiben. Dann wurde die Serie mangels ausreichender Verkaufszahlen eingestellt. Diese 18 Hefte sind vielleicht das Beste, was Marvel je produziert hat. Deshalb lege ich jedem die soeben erschienenen drei Digests (http://www.marvel.com/comics/trades/detail.htm?id=350) zu je $ 7.99,- ans Herz, in denen das komplette Vol. 1 nachgedruckt ist.

Trotzdem sollte Brian. K. Vaughan noch eine Chance erhalten, als im Februar 2005 die Serie als Volume 2 gerelauncht wurde. Nicht zuletzt war das das Verdienst der vielen Fanboys, die Marvel die Tür einrannten. In so einer Situation besteht immer die Gefahr, dass man die Geschichte einfach weiter erzählt und die Leser, die die erste Season nicht gelesen hat, missachtet. Vorliegend ist es glücklicherweise anders: Erstens liegt mit Heft 18 des Volume 1 ein Abschluss der Serie vor, was ein Anknüpfen unmöglich macht und zweitens schafft Brian K. Vaughan mit den zwei vorliegenden Heften des Volume 2 einen ganz natürlichen Zugang zum Runaways-Universum. Vaughan entwickelt sein Konzept konsequent weiter, ist bereit seinen ursprünglichen Plot des Eltern-Kinder-Konflikts zu verlassen und tut neue Gefahren auf.

So flüstert eine "Freundin" aus der Zukunft den Runaways, dass eine riesige Bedrohung in nicht allzu ferner Zeit die Avengers und alle anderen Marvel-Helden dank seiner ungeheuren Kraft töten wird, wenn die Runaways nicht in der Gegenwart diese Person liquidieren würden. Selbstverständlich handelt es sich beim "world-ending supervillain" Victorious im Jahre 2005 noch um ein High School Kid namens Victor Mancha, das edler Abstammung sein soll. Wer sein Vater ist, wurde noch nicht gelüftet. Außerdem bekommen es die Runaways mit dem Team Excelsior zu tun, einer Gruppierung junger B-Helden, die von einem anonymen Gönner beauftragt wurden für eine Unsumme die Runaways zu finden. Wie man merkt, schafft Vaughan eine Reihe von verzwickten Handlungssträngen, die er gewohnt gekonnt ausspielt.

Dazu zählt auch sein Gespür für Charakterisierungen. Ebenso wie Chase vom Tod der zukünftigen Gert berührt ist, werden die unterdrückten Gefühle Nicos für den verstorbenen Alex deutlich. Diese Verbindungen zwischen den Charakteren ist der eigentliche Motor der Geschichte. Sowohl den Runaways als auch dem Team Excelsior fehlt gegenwärtig ein Ziel in ihrem Leben. Dieses überspannende Thema des Restarts stellt Vaughan schön heraus.

Adrian Alphona hat sich gegenüber dem Original Debüt-Heft enorm gesteigert. Seine Zeichnungen sind komplexer geworden. Besonders die Gesichter werden feiner gezeichnet. Dabei hat er immer noch den an Josh Middleton erinnernden charmanten Stil. Auch die Kolorierung ist satter und leuchtender. Mit Jo Chen zeichnet ein Superstar die Cover der Serie.

9/10
Philos