Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Mittwoch, April 13, 2005

She-Hulk: Single Green Female TPB 1

Written by Dan Slott, pencils by Juan Bobillo and Paul Pelletier (Marvel). Deutsch: Keine Veröffentlichung.

„Wer in Gottes Namen wird denn schon eine She Hulk-Serie lesen?!“, war meine erster Gedanke, als ich die ersten Bilder in der Vorschau sah. „Dan Slott, wer zum Teufel ist Dan Slott!“, war der zweite. Ich meine, als Chefredakteur bei Marvel kann mal wohl kaum etwas Dümmeres tun, als eine Serie über einen im besten Fall unbekannten Charakter auf den ohnehin kränkelnden Comic-Markt zu werfen. Dazu noch geschrieben von einem Unbekannten. Um es vorweg zu nehmen: die Verkaufszahlen sollten meine ersten Gedanken entsprechen.

Fest entschlossen die Serie zu ignorieren (ein nur all zu oft gefasster Vorsatz), wandte ich mich brav wieder den altbekannten Serien zu. Doch nach den ersten veröffentlichen Ausgaben brach weltweit auf allen Comic-Foren eine She Hulk Manie aus, die sogar Anti-Kriegsdemos wie gemütliche Sit-ins erscheinen liessen. Trotz der dümpelnden Verkaufszahlen organisierten die Fanboys aggressive Werbekampagnen, in denen sie die restlichen Comic-Leser unter der Androhung in Zukunft mit schweren „Spoilern“ zu malträtieren, nötigten, die Serie ins Abo zu nehmen. Als kritischer Comic-Leser lässt man sich von solchen Aktionen natürlich nicht beirren. Da ich jedoch kein „kritischer Comic-Leser“ bin, schritt ich wie ferngesteuert zum nächsten Comic-Shop und kaufte mir das Trade. Ich sollte es nicht bereuen.

Die Geschichte dreht sich weniger um She Hulk, wie man sie aus den Rächer-Comics kennt, als viel mehr um ihr Alter Ego Jenny Walters. Nachdem „Shulkie“ durch ihren exzessiven Lebensstil einigen Mitstreitern der Rächer das Arbeiten verunmöglichte, wird sie aus dem Avengers Stützpunkt geworfen. Als ob das nicht genug wäre, entlässt sie auch noch ihr bisheriger Arbeitgeber. She Hulk ist Rechtsanwältin. Alles scheint den Bach runter zu gehen, doch da taucht plötzlich der Chef der prestigeträchtigsten Kanzlei in ganz New York auf, unterbricht ihr Saufgelage und bietet ihr einen neuen Job an. Einzige Bedingung: Sie muss als Jenny Walters arbeiten. Natürlich lässt sich das unsere Heldin nicht entgehen und willigt sofort ein, in dem sie ihrem neuen Chef auf die Schuhe kotzt. Ab diesem Zeitpunkt fängt die Serie erst an, denn Jennys neue Aufgabe ist einzigartig. Wenn ihr mehr erfahren wollt, müsst ihr das Trade schon kaufen oder einen Fanboy um ein paar Spoiler bitten. ;-)

Dan Slotts „She Hulk“ gehört mithin zum Witzigsten, Intelligentesten und Unterhaltsamsten was die Comic-Branche in den letzen 5 Jahren hervorgebracht hat. Slott geht humoristisch an das Konzept heran und präsentiert eine Serie, bei der jede Pointe sitzt, jeder Charakter überzeugt und jede Situation wohl überlegt scheint. Die Serie grenzt manchmal ans Absurde, jedoch so, dass sowohl eingefleischte Comic-Fans als auch Neuleser ihre helle Freude daran haben werden. Natürlich gibt es unendlich viele Anspielungen an alle möglichen früheren Serien und Geschichten, doch lasst euch eins gesagt sein: Als Neuleser bekommt man das kaum mit, was für den Comic spricht. Zudem treten ein paar altbekannte Figuren auf, wie z.B. das Ding und Spider-Man, die der ohnehin fantastischen Serie den letzen Schliff geben.

Pelletiers Zeichnungen gehören sicher nicht zum Besten, was Marvel zu bieten hat, aber sie passen hervorragend zur Geschichte und tun der Freude keinen Abbruch. So liebe Leser, nun aber los in den nächsten Comic Shop und kauft das TBP, ansonsten sehe mich gezwungen in Zukunft meine Rezensionen mit schweren Spoilern zu spicken.

10/10
Lamond