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Sonntag, Mai 22, 2005

Ultimates Vol. 1 (Superhuman TPB 1/Homeland Security TPB 2)

Written by Mark Millar, pencils by Brian Hitch (Marvel). Deutsch: Die Ultimativen (Panini Comics, seit Oktober 2002).

Seit Mark Millar bei Marvel ist, spaltet er die Fangemeinde. Die einen sind über seine erfrischende und oft radikale Art des Storytellings entzückt, die anderen verachten ihn, weil er oft die Gesetze der Marvel-Kontinuität etwas zu arg beugt, wenn nicht sogar bricht. Ich persönlich schätze Millars Stil sehr, da seine Geschichten immer frisch und aktuell wirken, auch wenn manchmal die Logik etwas zu kurz kommt. Berühmt wurde Millar vor allem durch seine politisch motivierte Schreibweise, insbesondere bei der legendären Serie The Authority, wo er in beeindruckender Weise hochbrisante aussenpolitische Konzepte („preemptive action“, „regime change“) differenziert darzustellen vermochte.Ultimates 2

Die Ultimativen ist eine weitere Neuinterpretation bekannter Marvel-Helden. Figuren wie Captain America, der Hulk, Thor, Iron Man und Wasp werden neu konzipiert und als Superheldentruppe vorgestellt. Millar bleibt sich selbst treu und erzählt die Geschichte aus einer äusserst gesellschaftskritischen Perspektive, ohne dabei jedoch Partei zu beziehen. Wer glaubt, dass es sich um das übliche antikapitalistische und antiamerikanische Gesülze handelt, irrt (glücklicherweise) gewaltig, denn Millar beweist den Mut die Figuren entsprechend ihren Charakterzügen authentisch darzustellen. Kein Wunder also, dass die traditionell linksorientierte Comic-Community aufgrund der patriotischen Darstellung von Captain America aufjaulte. Aber ist es denn so abwegig eine Figur, welche als Kostüm die amerikanische Fahne trägt und sich nebenbei Captain America nennt, als Patrioten darzustellen? Wohl kaum. Als Gegenpart wurde dann aber auch ein der Antikapitalist und Umweltschützer Thor vorgestellt. Obwohl diese beiden Figuren durch ihre jeweils radikale Charakterisierung hervorstechen, gibt es noch weitere interessant dargestellte Figuren: der leicht alkoholisierte Milliardär und Menschenfreund Tony Stark a.k.a. Iron Man, der scheue aber manchmal aufbrausende Bruce Banner a.k.a. der Hulk, die ehrgeizige aber nur all zu menschliche Betty Ross, die unsichere und geheimnisvolle Jeannet Pym und ihr psychisch gestörter Ehemann Hank. Höhepunkt der Serie bildet jedoch der machiavellistische und pragmatische Nick Fury, Chef der Geheimorganisation S.H.I.E.L.D.Ultimates 3

Im ersten Band wird die Entstehung dieser Superhelden-Truppe gezeigt und dabei jeder Einzelne vorgestellt. Millar lässt sich Zeit, die einzelnen Charaktere vorsichtig einzuführen um dann am Schluss des ersten Storyarcs mit hervorragender Action einen Abschluss zu finden. Die Parallelen zu The Authority sind offensichtlich, nicht nur deshalb, weil Brian Hitch mit seinen photorealistischen Zeichnungen die ohnehin grandiose Geschichte zu einem wahren Meisterwerk ergänzt. Im Gegensatz zu The Authority sind The Ultimates vorsichtiger und auch überlegter dargestellt. Die von Marvel gesetzten kreativen Grenzen waren in diesem Fall notwendig, um den oft zu radikalen und zu experimentiellen Millar zu Höchstleistungen anzutreiben. Im zweiten Band wird eine ausserirdische Invasion abgewendet, wie sie in der Tradition von Superheldenteams steht.

The Ultimates wurde nach der Veröffentlichung zur Riesensensation, was unter anderem die konstant hohen Verkaufszahlen zeigen. Unter all den Superhelden-Teams sind die Ultimativen mit Abstand meine Lieblinge. Der kompromisslose Realismus, die Spannung und die wunderbaren Zeichnungen machen die Wartezeit auf den nächsten Band beinahe unerträglich. Solltet Ihr die letzen 4 Jahre unter einem Stein gehaust haben und deshalb diese Serie noch nicht gelesen haben, so kann ich euch nur wärmstens empfehlen, sie euch so schnell wie möglich zu besorgen. Unterhaltung vom Feinsten!

10/10
Lamond