Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Sonntag, Mai 01, 2005

The Walking Dead: Days Gone Bye TPB 1

Gastrezension von Flo. Sehr vielen Dank!

Written by Robert Kirkman, illustrated by Tony Moore (Image). Deutsch: "The Walking Dead 1: Gute alte Zeit" (Cross Cult, ISBN: 3936480311, ab Ende Januar 2006).

"Eine Welt, in der all unsere festen Strukturen aufgelöst werden. Ein alltäglicher Kampf ums Dasein, in dem nichts ist wie es vorher war. Die Welt, die wir kannten, ist Vergangenheit."

Mehr als treffend beschreibt der letzte Satz auf der Rückseite des ersten The Walking Dead-Trades die Prämisse dieser zu Unrecht wenig bekannten Serie. Schon immer ein Interessent an den Geschichten über die lebenden Toten, beschloss ich diese Thematik für mich auch im Comicbereich auszudehnen. Nachdem ich einiges an mehr als miesem Material dazu gelesen hatte, griff ich schon fast widerwillig zu diesem TPB. Jedoch erwartete mich nicht eine Viertelstunde Gore und Ballerei, vielmehr eine Geschichte, die mich nach wie vor in den Bann zieht und deren Fortsetzung ich jeden Monat mehr als jeder anderen Serie entgegen fiebere, nur um auf der letzten Seite mit dem obligatorischen Hammer-Cliffhanger aufs Neue und weitere 30 Tage gemartert zu werden. Doch ich greife weit voraus und möchte erstmal wieder an die Vorstellung der vergangenen Welt anknüpfen.

In diese Welt wird unser Hauptdarsteller Rick gezwungen, nachdem er während eines Polizeieinsatzes verletzt wurde und nach Wochen aus dem Koma erwacht. Bereits auf den ersten Seiten wird klar, dass man sich nicht mehr auf gewohnte Abläufe verlassen kann. Jedoch fällt dieser Wandel dem Hauptdarsteller anfangs recht schwer. Langsam begreift er die neue Situation, jedoch mit einer solch starken emotionalen Nähe, dass man als Leser den Verlust direkt miterlebt.

Die Einführung in diese neue Welt gelingt dem Autor auf so fabelhafte Weise, dass das Lesen dieses Bandes immer wieder ein Genuss ist. Dabei kommen die Geschichten ohne viel Action aus, teilweise sogar ohne Sprechblasen, denn Ricks Gesicht spricht Bände bei der Konfrontation mit dem Nie-Dagewesenen. Abwechsenld mit diesen sprachlosen Momenten gibt es aber auch sehr textlastige Seiten, die viel über die Figuren, ihre Erfahrungen und Motivationen verraten und auch Rick findet in dieser neuen Welt andere Menschen, die ihm zur Seite stehen, jedoch auch möglicherweise eine größere Gefahr als die untoten Massen darstellen. Besonders hervorzuheben an dieser Serie ist die liebevolle Charakterisierung der einzelnen Figuren, die den Leser als Teil der Gruppe fühlen lässt. Die Zeichnungen sind zwar nur schwarz-weiß, jedoch ist man sehr schnell mit den Figuren so vertraut, dass keine Verwechslungsgefahr mehr besteht und man nach der Lektüre sich die Geschichte auch gar nicht in bunten Bildern vorstellen könnte. Schön ausserdem, dass sich Kirkman sehr nahe an die Zombie-Prinzipien von George Romero gehalten hat, was mir persönlich sehr viel Freude bereitet. Man sollte jedoch nicht den Fehler machen und die Serie als reinen Zombiecomic sehen. Die Zombies in The Walking Dead sind eigentlich nur Representanten einer neuen Ordnung, ihre Rolle könnte auch einem Atomkrieg zugeschrieben werden. Das eigentliche Augenmerk der Geschichte liegt auf dem menschlichen Faktor und wie Menschen mit einer vollkommen neuen und gefährlichen Lebenssituation umgehen.

Ich möchte dieser Serie meine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen und sollte ganz schnell bei einigen von Euch auf die Abo-Liste wandern, denn ein solch grandioses Indy-Produkt muß gefördert werden!

Flo