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Sonntag, September 04, 2005

New Avengers: Breakout TPB 1

LL's US-TPB-PREVIEW: September 2005

Written by Brian M. Bendis, pencils by David Finch (Marvel). Deutsch: Spider-Man und die neuen Rächer (PaniniComics Deutschland)

Der Rauch hat sich verzogen. Die Avengers sind auseinander gebrochen. Das größte Heldenteam der Marvel-Welt, die ruhmreichen Rächer, ist Geschichte.

Mit seiner Dissasembled Story hat Bendis die Fans polarisiert und zahllose Diskussionen herauf beschworen. Doch egal, wie gut oder schlecht der einzelne Leser Dissasembled bewertet, das eigentliche Ziel von Bendis wurde natürlich erreicht: Es wurde Platz für ein neues Heldenteam geschaffen, das sich praktischerweise New Avengers nennt und die ganzen Diskussionen haben auch den Blick der letzten aller Schnarchnasen auf diese neue Serie gelenkt . Aber, hat sich der Aufwand gelohnt? Hat sich wirklich etwas geändert außer dem "New" im Titel und der Besetzung. An die ersten Hefte der neuen Serie wurden naturgemäß hohe Erwartungen gestellt und diese durfte Bendis keinesfalls bei so vielen Lesern enttäuschen, wie beim Ende der alten Avengers.

Der erste Storyarc der New Avengers beginnt auf Ryker's Island und der Zufall bringt dort einige Marvel Helden zusammen, als gerade ein großer Ausbruchsversuch der zahlreichen dort inhaftierten Superschurken stattfindet: Captain America, Spider-Man, Power Man, Spider Woman (Jessica Drew), Matt Murdock. Gefangen im Getümmel müssen diese Helden sich als ein Team bewähren und dabei und im Folgenden die Frage beantworten: Wer von Ihnen kann ein Avenger sein?Bendis aktiviert mehrere Dutzend Marvel Schurken aller Kategorien und stellt diesen einige der (bei Bendis) beliebtesten Marvel Helden entgegen. Die Story in den ersten drei Heften dreht sich hauptsächlich um die Gefängnisrevolte und erst in den folgenden drei Heften bildet sich langsam das Team heraus, das uns in den nächsten Jahren begleiten wird. Zusammengehalten wird dieser erste Arc durch den eigentlichen Grund der Gefängnisrevolte, nämlich die Befreiung eines bestimmten Insassen und das Geheimnis, das sich dahinter verbirgt. Dabei impliziert Bendis eine gewaltige Intrige, deren Ausmaße man noch nicht absehen kann und die sicherlich noch länger als Handlungsbasis für die New Avengers dienen wird. Und auch im Team selbst kann man offensichtlich nicht jedem trauen. Aus diesem Hintergrund gewinnt die Gesamtstory ihre Spannung, und überwindet zumindest teilweise den erzählerischen Bruch zwischen Kapitel 3 und 4.

Die Charaktere werden mit Respekt und gutem Backgroundwissen glaubhaft geschrieben. So klopft Spidey seine meist gelungenen Sprüche und beweist seine mangelnde Teamfähigkeit, Cap America bleibt der geborene Führer für das Team und Daredevil/Matt Murdock kann zurzeit ohnehin niemand besser schreiben als Bendis. Der Grundton des Comics ist sehr viel düsterer und brutaler als bei den alten Avengers. Da werden Knochen gebrochen, Blut gespuckt und übelste Verletzungen zugefügt. Bendis schielt hier sehr deutlich in Richtung der Ultimates, aber eben mit einem anderen Team und Cap America ist hier zwar schon ein wenig härter aber zum Glück nicht mit dem gleichen eher zynischen Charakter ausgestattet wie bei den Ultimates.

Zum Artwork von Finch muss man wenig sagen, es ist wie gewohnt gelungen mit einigen atemberaubenden Splashpages. Finchs permanentes Problem, unterscheidbare Männergesichter zu zeichnen ist allerdings immer noch nicht gelöst und er überbrückt es mehr schlecht als recht durch Haut- und Haarfarben, Frisuren und Bärte. Dafür schafft er es schon auf den ersten beiden Seiten einem Schurken, den viele Fans immer noch als C-Kategorie abtun, durch einen minimalen Dialog und eine fantastische Splashpage ein Charakter-Upgrade zu verpassen, dass sogar den Einbruch ins bestgesicherte Gefängnis von Amerika glaubhaft macht Die Colorierung passt sehr gut zum Stil von Finch und der Atmosphäre der Hefte, sie ist aber insbesondere beim Gefängnisausbruch stellenweise zu dunkel geraten.

Wo viel Licht ist, ist auch Schatten und so gibt es doch ein paar Stellen, die nicht so ganz gefallen wollen. Spider-Woman überwindet Wolverine? Lachhaft. Spider-Woman verkleinert ihre Brüste und lässt ihre Haare wachsen, wenn sie nackt ist? Lächerlich. Es gibt ein Shield-File über Peter Parker! Sind wir hier bei den Ultimates? Und dann gibt es noch den schon erwähnten Bruch zwischen Kapitel 3 und 4 der etwas unglaubwürdig dazu führt, dass die Avengers dem Hauptflüchtling nachjagen, anstatt sich um die über 40 anderen entkommenen Superschurken zu kümmern. Das und einige andere ärgerliche Kleinigkeiten können den Gesamteindruck aber nur minimal trüben und so bekommt das Heft von mir eine sehr gute Wertung. Es bleibt zu hoffen, dass Bendis das Potential seiner Figuren und der Story weiter ausschöpft. Die Intrigen, die er im Marvel-Universum kreiert versprechen faustdicke Überraschungen und bei gleich bleibendem Niveau, kann man verwinden, dass die alten ruhmreichen Rächer so ruhmlos aufgelöst wurden.

8,5/10
Robert Löhr a.k.a. LL
Review zu Avengers Disassembled von Lamond unter