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Sonntag, November 20, 2005

Marvel Knights Spider-Man: Der Millar Run (TPB 1, TPB 2, TPB 3)

Written by Mark Millar, pencils by Terry & Rachel Dodson (Marvel). Deutsch: "Spider-Man" #6 - #17 (Panini Comics Deutschland)




























Spider-Man ist Marvels Aushängeschild, neben Superman und Batman ein Superstar der Comic-Landschaft, eine Ikone der Popkultur. Obwohl Spidey bei Marvel Ende 2003 schon drei fortlaufende Serien hatte (ASM, SSM und USM), beschloss der Verlag einen weiteren Titel des beliebten Wandkrabblers zu veröffentlichen: Marvel Knights Spider-Man. Wie alle anderen Titel, die unter dem MK-Label laufen, sollte auch diese vor allem reifere Leser ansprechen, was übersetzt soviel heisst wie: Ein bisschen mehr Gewalt und sexy Mädchen. Als Autor wurde kein anderer als Mark Millar engagiert, der Star Autor hinter „Ultimates“ und „Wolverine“. Ihm zur Seite gestellt wurde Terry Dodson, der sich durch Kevin Smiths noch nicht fertig gestellte Mini Serie „The Evil that men do“ einen Namen gemacht hat (Diese Mini wird voraussichtlich im Jahr 2020 ihren Abschluss finden).

Down Among Dead Men TPB 1

Die Serie beginnt mit einem epischen Kampf zwischen Spider-Man und seinem Erzfeind, dem grünen Kobold. Zwar wird Peter ordentlich verprügelt, aber zur Niederlage kommt es glücklicherweise nicht. An der ersten Szene erkennt man schon, dass Millar von seiner Freiheit, Gewalt expliziter darstellen zu dürfen, Gebrauch macht. Nach getaner Arbeit geht Peter wieder zum Alltag über und alles scheint perfekt zu sein. Als er nach einem schönen Tag mit MJ und seiner Tante May das Grab seines verstorbenen Onkel Bens besucht, klingelt sein Handy und was ihm die fremde Stimme sagt, übersteigt seine schlimmsten Befürchtungen: Tante May wurde entführt. Fieberhaft macht er sich auf die Suche und trifft dabei auf bekannte Figuren des Spidey-Universums: Black Cat, Elektro, der Geier usw. Doch als wäre das nicht genug, erfüllt sich am Ende dieses Bandes ein weiteres von Spider-Mans „Worst-case“-Szenarien.

Venomous TPB 2

Nachdem der erste Band mit einem beunruhigenden Panel endete, stellt man als Leser erleichtert fest, dass Peter zumindest diese Krise mit einer mehr oder weniger nachvollziehbaren List bewältigen konnte. Doch Spider-Mans Leben scheint momentan wie eine Hydra: Sobald er ein Problem löst, stellen sich zwei neue. Es stellt sich raus, dass das Ehepaar Parker vollkommen pleite ist. Millar hat sichtlich Freude daran, Peter in die schlimmstmöglichen Situationen zu versetzen. Dabei vernachlässigt er jedoch die Tatsache, dass Tante May immer noch nicht aufgetaucht ist. Peter geht jedoch auf Patrouille und auf Partys als sei alles in Ordnung, was sogar auf den treuesten Millar Fan verstörend wirkt. Währendessen treffen sich alle Superschurken zu einer exklusiven Auktion, an der ein sehr kostbares „Gut“ versteigert wird, dass sich nicht unbedingt positiv auf Peters ohnehin verzwickte Situation auswirken dürfte: Venom, der von den Fans so geliebte Symbiont, wird von seinem bisherigen Wirt, Eddie Brock, an den höchstbietenden verkauft. Wenn ihr zu wissen glaubt, wer der neue Venom wird, denkt noch mal nach.

The Last Stand TPB 3

Im letzten Teil von Millars Run erfahren wir interessante Details über den Ursprung der Superschurken. Peter wird über den Grund und das Ausmass von Tante Mays Entführung von einem alten Feind aufgeklärt. Es findet der lang ersehnte Show-down statt und endlich erfahren wir was hinter dem ganzen Mysterium steht. Ich will ehrlich sein, es ist nichts Neues, nichts Überraschendes; aber Millar wollte mit seinem Run Spider-Man nicht neu erfinden, sondern die altbewährten Spidey Storys feiern und das ist ihm auch gelungen. Hervorzuheben ist die letzte Seite des Runs. Ich war so begeistert, dass ich am liebsten applaudiert hätte. Ein wahrlich gelungener „Abschied“ Millars von seinem Spidey-Abenteuer.

Die Meinungen über diese Storyline waren wie immer, wenn Millar schreibt, gespalten. Wenn ihr meine Reviews zu „Ultimate X-Men“ und „Ultimates“ gelesen habt, wisst ihr wahrscheinlich, dass ich zu Millars grössten Fans gehöre. Das hat sich auch nach der Lektüre von MK Spider-Man nicht geändert, denn obwohl die Geschichte (v.a. der zweite Band) manchmal die Continuity ignoriert und krasse Logik Fehler beinhaltet, halte ich sie für die unterhaltsamste Spider-Man Story der letzten Jahre. Keine Sekunde war ich gelangweilt und auch Terry Dodsons Artwork weiss zu überzeugen. Seine Charaktere wirken teilweise etwas „cartoony“ aber trotzdem sind die Action-Szenen voller Energie und Dynamik. Ich werde Millar bei dieser Serie vermissen, ich werde ihn bei Marvel vermissen, wenn er sich Ende dieses Sommers vom „Haus der Ideen“ verabschiedet. Eine wahrlich gelungene Spider-Man Geschichte, die ich jedem empfehle, der bereit ist über kleinere Unstimmigkeiten hinwegzusehen um dafür umso intensiver unterhalten zu werden.

8/10
Lamond