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Sonntag, Dezember 04, 2005

New Thunderbolts: One Step Forward TPB 1

Written by Fabian Nicieza and Kurt Busiek, pencils by Tom Grummett (Marvel). Deutsch: Keine Veröffentlichung.

Die alte Thunderbolts-Serie geniesst bei vielen Marvel Fans Kultstatus. Ich gebe zu, ich habe sie nie gelesen. Ich kannte zwar das Konzept dahinter, so richtig interessiert hat es mich aber nie. Als schliesslich die neuen Thunderbolts veröffentlicht wurden, hielt ich es für eine gute Gelegenheit, dieser unkonventionellen Superheldentruppe eine Chance zu geben, auch wenn mir bewusst war, dass es sich hierbei nicht um die ursprüngliche Originalbesetzung handelte.

Die New Thunderbolts sind keine normalen Helden, nein, sie sind sozusagen resozialisierte Superschurken, die nun ihre Kräfte (bzw. Schwächen) für das Wohl der Menschen einsetzen wollen. Sie haben kein schmuckes Hauptquartier im Zentrum von Manhattan, sondern beziehen an der Küste von Brooklyn Stellung. Der „Heldenfall“ der Rächer hinterliess ein Machtvakuum in New York und es wird sich wohl nie mehr eine bessere Gelegenheit bieten, eine Superheldengruppe zusammenstellen, die von der grossen Mehrheit der Bevölkerung akzeptiert wird, auch wenn es sich bei den Mitgliedern ausnahmslos um ehemalige Schurken handelt. Die Gruppe stellt sich aus folgenden Charakteren zusammen: Abner Jenkins a.k.a. Mach IV (ehemals auch bekannt als zweitrangiger Spider-Man Schurke Beetle), Songbird, Atlas, Blizzard (hatte einen wunderbaren Gastauftritt bei Dan Slotts hoch gelobter She-Hulk Serie), Speed Demon, Radioactive Man und Captain Marvel.

Nachdem Jenkins es geschafft hat, die nötigen finanziellen Mittel aufzubringen, um die hohen Ausgaben einer solchen Supereingreiftruppe zu decken, ruft er alte und neue Leute zusammen um sich den neuen Thunderbolts anzuschliessen. Noch sind nicht alle Mitglieder beisammen, als schon der erste Notfall erfolgt. Atlantische Terroristen greifen New York an. Nachdem die T-Bolts mit Hilfe bekannter Superheldengrössen den Angriff abwenden, kommen auch schon die nächsten Schwierigkeiten auf die neu gegründete Heldengemeinschaft zu. Wer steckt hinter der Finanzierung der Gruppe? Für wen arbeitet der neue Swordsman? Ich möchte keine Einzelheiten bekannt geben, aber die Probleme spitzen sich zu, als sich unsere Helden mit einem Hydra-Grossangriff konfrontiert sehen.

Die Verantwortlichen bei Marvel wussten, dass es nicht einfach werden würde, eine grosse Anzahl Leser für diesen neuen Titel zu begeistern, denn schliesslich war schon die alte Serie eher umsatzschwach, also spickte man die ersten sechs Ausgaben mit zahlreichen Gastauftritten, wobei das Wolverine Tie-in hervorzuheben ist. Die Serie baut zu meinem Erstaunen nicht auf das Antihelden-Konzept auf, sondern kokettiert mit dem Verlierer-Image der Team-Mitglieder, die durch Selbstzweifel und weitgehender Inkompetenz „glänzen“. Zwar ist die Story nicht revolutionär, was den Comic jedoch von der grossen Masse abhebt, ist der ironische Unterton, der sich durch die ersten sechs Ausgaben durchzieht. Als Leser hat man stets das Gefühl, dass sich die Figuren nicht all zu ernst nehmen, was sehr erfrischend ist. Die Serie muss sich jedoch noch gewaltig steigern, denn trotz der positiven Ansätze und Ideen ist die Story selbst unbefriedigend. Die Charakterisierungen sind noch zu oberflächlich und die Motivation der Gegenspieler nicht immer nachvollziehbar. Ich hatte über weite Strecken das Gefühl, dass der Autor selbst nicht ganz von der Geschichte überzeugt war bzw. dass er nicht ganz an den Erfolg der Serie glaubte. Tom Grummetts Zeichnungen bezeichne ich als eher klassisch, was jedoch hervorragend mit dem Thunderbolts-Konzept kontrastiert. Für eine uneingeschränkte Kaufempfehlung reicht es bei diesem ersten Band noch nicht aus, aber Freunde traditioneller Comic-Kunst (ob nun storytechnisch oder zeichnerisch) finden darin ihren neuen Hoffnungsträger.

6/10
Lamond

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