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Sonntag, Januar 15, 2006

X-Men: Golgotha TPB 1

Written by Peter Milligan, pencils by Salvador Larroca (Marvel). Deutsch: "X-Men # 60-#61" (PaniniComics Deutschland).

Die adjektivlosen X-Men (Havok, Polaris, Ice-Man, Rogue, Gambit und Wolverine) sind eines von momentan drei X-Gruppen neben den Uncanny X-Men und den Astonishing X-Men. Man sieht jedoch schon an den Gruppenmitgliedern, dass es sich hier nicht um eine All-Star Zusammenstellung wie bei den Astonishing X-Men handelt, was jedoch grundsätzlich nichts über die Qualität der Geschichten aussagen sollte.

Die Story beginnt damit, dass das Team vor einem Gebäudekomplex am Südpol steht, dem Stützpunkt einer Mutantenkolonie, von denen die X-Men einen Notruf empfangen haben. Als sie die Festung betreten finden sie ein Horrorszenario vor: Zerfetzte Kadaver, apathische Mutantenzombies und aggressiven Psycho-Killer, an der Wand das Wort „Golgotha“ mit Blut geschmiert. Lange Rede, kurzer Sinn: Golgotha hat biblischen Ursprung und steht für den Ort, an dem Jesus Christus gekreuzigt wurde. Inwiefern das für die Geschichte von Bedeutung ist, bleibt mir auch nach zweimaligem Durchlesen ein Rätsel. Jedenfalls taucht dieses Wort nicht nur am Südpol sondern auch in Los Angeles auf, wo es in Verbindung mit gewalttätigen Mutantenausschreitungen steht.

Im Endeffekt stellt sich heraus, dass ausserirdische „Riesenpilzparasiten“, die sich von den Ängsten der Mutanten ernähren, und diese dadurch zum Wahnsinn treiben, für das Massaker und die Unruhen verantwortlich sind.
Geschichten, bei denen die Ängste und Dämonen der Hauptcharaktere ausbrechen und im Vordergrund stehen, kennen wir schon von anderen Serien und Helden (z.B. bei Batman, wenn dieser mal wieder mit „Scarecrow“ zu kämpfen hat), aber diese absurde Erklärung mit den teuflischen Alien-Pilzen ist jenseits von Gut und Böse, es ist schlichtweg lächerlich. Da ziehe ich eine banale Angstgas Attacke jederzeit vor.

Des Weiteren findet man auf jeder zweiten Seite eine Eifersuchtsszene zwischen Havok und Ice-Man, welcher mit Havoks Ex-Freundin Polaris zusammen ist. Man könnte fast schon von einem „Running Gag“ sprechen, wenn es denn lustig wäre. Ist es aber nicht, es nervt, es langweilt und schlimmer noch, es trägt nicht im Geringsten zu Storyentwicklung bei. Dagegen wirken die Beziehungsprobleme zwischen Gambit und Rogue schon fast interessant. Aber auch hier hat man schnell genug vom Gewimmer und Gejammer dieser beiden Turteltauben.

Der Autor, Peter Milligan, der spätestens seit seiner hoch gelobten Vertigo-Serie „Human-Target“ als ein Hoffnungsträger gilt, bleibt mit dieser Geschichte weit unter den Erwartungen. Die Erzähltechnik ist verwirrend, träge und hat bei mir dazu geführt, dass ich den Band immer wieder weglegen musste, um mich von der Qual zu erholen. Für die Zukunft stellt sich nicht die Frage ob die Geschichten besser werden, denn nach diesem unsäglichen Einstand ist „Verbesserung“ die einzig mögliche Richtung.

Einziger Lichtblick sind Salvador Larrocas Zeichnungen, welche flüssig und detailliert und durch ihre einzigartige Kolorierung ein kurzfristiger Trost für die Leser sind. Doch das reicht nun mal nicht um diesen Comic auch nur annähernd lesenswert zu machen. Es stellt sich insofern die Frage, weshalb Marvel eine ihrer rentabelsten Franchises konsequent mit solch uninspirierten Autoren besetzen.

3/10
Lamond

Rezension zu Astonishing X-Men: Gifted TPB 1 unter http://supercomics.blogspot.com/2005/07/astonishing-x-men-gifted-tpb-1.html.