Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Sonntag, Februar 05, 2006

Livewires "Clockwork Thugs, Yo!" Digest

Written by Adam Warren, pencils by Rick Mays, inks by Jason Martin, colors by Guru EFX (Marvel).

Livewires ist eine 6-teilige Mini-Serie, die Marvel 2005 auf den Markt warf, aber versäumte zu hypen. Vielleicht mögen die niedrigen Verkaufszahlen auch daher rühren, dass Fans von Adam Warrens Manga-Stil eher auf das Digest warteten. Den Grund der Verschwörung werden wir nicht mehr ausfindig machen. Umso wichtiger erscheint mir den Comic mit ein paar Sätzen in Erinnerung zu rufen:

Livewires ist ein frecher Schuss Energie in einem Superhelden-Universum, dass derzeit sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Livewires kennt seine Marvel-Herkunft, fühlt sich dieser aber nicht sklavisch verpflichtet.

Warrens Story hat etwas von einer Nabelschau, die gelegentlich unbeschwert durch das Marvel-Universum rangelt und unter ihrem glatten Äußeren ein Herz beinahe aus Gold verbirgt. Das Buch beschreibt sich selbst ungefähr so:
"Die Charaktere in Livewires sind die übermenschlichen Produkte eines top-geheimen, Regierungsprogramm namens Projekt Livewire, das allein eine einzige Aufgabe verfolgt: Nämlich andere top-geheime Regierungsprogramme zu suchen, zu sabotieren und zu vernichten. Und in dieser ultra-technologischen Schattenseite des Marvel-Universums, befallen von verückten Wissenschaftlern, heimlich angefertigten Massenvernichtungswaffen und geschmuggelter Alien-Technologie, haben sie viel Arbeit vor sich."
Diese wunderbare Arbeitshypothese bedeutet Gott sei Dank keine dunkle und dreckige Sicht auf die Abgründe des Marvel-Universums, sondern behält stets ihren Sinn für Humor. Sorgsam wird existierende Kontinuität (wie A.I.M., die Sentinels, S.H.I.E.L.D.) integriert, um einer Gruppe cooler, d.h. gekühlter, Cybermaschinenen einen Raison d'Être zu schaffen. Obwohl die Charaktere Roboter sind - sie selbst hören das "R-Wort" nicht gerne -, fehlt es ihnen nicht an ausgeprägten Persönlichkeiten, Fähigkeiten und unterschiedlicher Motivationen.

Schließlich findet man einfach Zugang zu dem Buch. Ein paar Single-Shot Stories dienen dem Einstieg und während weniger ambitionierte Autoren auf Sicherheit gespielt und am Ende auf ein Relaunch gelugt hätten, lässt Warren die Korken knallen und steuert auf ein Endspiel hin, welches sich gewaschen hat! Dadurch wird ein Relaunch keineswegs ausgeschlossen.

Für das, was der Autor los werden will, ist Rick Mays perfekt. Sein Artwork ist sehr weich und doch glänzend. Die Farbgebung von Guru EFX ist essentieller Bestandteil des Buches, weil diese eine manga-inspirierte Palette an Farben benutzen, die die Ordnung in all dem Chaos im Blick bewahrt.

Adam Warrens Skript lebt, was man spätestens merkt, wenn man sich von seiner Geschichte überwältigt fühlt. Seine Dialoge sind smart. Er speist seine Leserschaft nicht mit Technobabble ab, sondern gibt, wonach ihr hungert: einen guten Plot.

Letztlich bleibt mir nur dem lebendigen Trip durch das Marvel-Universum, den leichten Momenten und den Abrissbirnen, aber auch den überrasched tiefgründigen Charakterisierungen und dem raffinierten Plot Tribut zu zollen. Ich empfehle wärmestens das (die ganze Mini-Serie beinhaltende) Digest (Cover-Preis: $ 7.99) zu erwerben. Dieses mutige Experiment verdient - wie seine Charaktere - die Hervorhebung aus dem Schatten eines mächtigen, aber teilweise konturenlosen Labels.

7/10
Philos