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Sonntag, Februar 19, 2006

Ultimate Spider-Man: Ein Überblick (TPB 1-14)

Written by Brian M. Bendis pencils by Mark Bagley (Marvel). Deutsch: "Der Ultimative Spider-Man" (Panini Comics Deutschland, seit 2001).

Der Ultimative Spider-Man gehört jenen Serien des UU, die sich kaum vom ursprünglichen Original Konzept der klassischen Serie unterscheiden. Heisst das, dass die Serie schlecht ist? Nein, natürlich nicht. Nur bahnbrechend oder innovativ kann man die Ultimatisierung von unserem Wandkrabbler nicht gerade nennen. Zwar gibt es einige Veränderungen gegenüber den klassischen Spidey-Serien, aber diese sind eher formeller Natur und wirken sich nicht entscheidend auf den Inhalt aus. So arbeitet der ultimative Peter Parker beim Daily Bugle nicht als Fotograph, sondern als Webmaster. Tante May ist keine hilflose Greisin, sondern eine starke und vitale Frau reifen Alters (hoppla, klingt fast wie eine Kontaktanzeige). Dazu wurde das Aussehen einiger Erzfeinde erneuert ohne dabei den Charakter gegenüber den klassischen Vorbildern zu ändern. So ist Norman Osborn immer noch der grüne Kobold, nur trägt er keine Maske sondern verwandelt sich durch seine Spezialformel in ein koboldartiges Monster. Hingegen sind Doc Ock und Wilson Fisk, der „Kingpin of Crime“ kaum von ihren 616 Vorbildern zu unterscheiden.

Was diese Serie jedoch auszeichnet ist die Tatsache, dass es sich zwar um konventionelle aber dennoch unterhaltsame Spider-Man Geschichten handelt. Viele würden an dieser Stelle sogar sagen, dass es noch die einzig "richtige" Spider-Man Serie im aktuellen Marvel Universum ist. Die Handlungen sind spannend und die Dialoge durchaus amüsant. Als eingefleischter Spider-Man Leser ist diese Serie unverzichtbar, denn Bendis weiss die Stärken des Charakters in den Vordergrund zu rücken. Mark Bagleys leicht "cartoonige" Zeichnungen sind hervorragend und passen perfekt zu Bendis unbeschwerten Ansatz. Bagley weiss aber nicht nur durch sein Artwork zu überzeugen, sondern durch seine Zuverlässigkeit. Die Serie erschien seit 2001 achtzehn Mal jährlich und nur selten gab es Verspätungen. Nicht zuletzt deshalb wird Bagley unter Kollegen als „the most hardworking man in comic-business“ bezeichnet.

Die unübertroffene Antike (Ultimate Spider-Man TPB 1-5)

USM läuft nun schon seit fast 5 Jahren ununterbrochen und da ist es nur verständlich, dass es „Ups and Downs“ gab. Zweifellos gehören die ersten fünf Storylines zum Besten, was die Serie zu bieten hat. Diese platzten geradezu vor kreativer Verspieltheit und halten sich eisern an Stan Lees "3S"-Formel, welche Spider-Man zur Legende werden liess: Spass, Spannung und Spritzigkeit. Die Charaktere wurden fantastisch eingeführt und die Dialoge waren voller Wortwitz. Ein kaum zu überbietender Einstand für den dazumal noch unverbrauchten Bendis.

Das dunkle Zeitalter (Ultimate Spider-Man TPB 6-11)

Bald musste Bendis’ den Forderungen der Fanboys nach ihren Lieblingsfiguren nachgeben. Charaktere wie Venom, Black Cat und Carnage wurden wahrscheinlich aus kommerziellen Überlegungen zu früh in die Geschichten integriert. Leider handelt es sich dabei um Figuren, mit denen Bendis herzlich wenig anzufangen wusste, was man den Geschichten auch anmerkt. Bis auf die Venom-Storyline kann man getrost von einer kreativen Flaute sprechen. Die Geschichten stockten, wirkten zu konstruiert und liessen die alte Frische vermissen. Der Lesespass litt nicht zuletzt unter der Düsterheit, die sich weder mit der bisherigen Charakterisierung Peters noch mit Bagleys Stil vereinbaren liess. Ein weiterer negativer Aspekt war die mangelnde charakterliche Weiterentwicklung der Figuren. Peter wirkt auch nach 80 Ausgaben nicht reifer und das wimmernde Teenager-Gejammer nervt zunehmend. Ein vorsichtiges Altern der Charaktere wäre wünschenswert. Es war auch keine grosse Hilfe, dass Bendis, der zu dieser Zeit an unzähligen anderen Serien arbeitete pro Jahr 18 Ausgaben schreiben musste. Nicht nur die Geschichten wurden schlechter, sondern auch Bagleys Zeichnungen. Die Verkaufszahlen sanken stetig, zwar lange nicht in einen kritischen Bereich, doch es wurde klar, dass die Fans sich Besseres gewöhnt waren. Marvel ergriff Massnahmen und so erscheint die Serie zukünftig „nur“ noch monatlich. Eine weise Entscheidung, in der Tat.

Die vielversprechende Renaissance (TPB 12-14)

Mit dem zwölften Band (USM: Superstars TPB 12) scheint Bendis sich auf seine alten Stärken zu besinnen. In "Superstars" sind drei unterhaltsame wieder etwas heitere Zweiteiler enthalten. Die Tatsache, dass sich Bendis in diesen Geschichten selbst einbringt und die Fankritik auf ausgesprochen versöhnliche Weise verarbeitet, gibt Anlass zur Hoffnung.
In „Hobgoblin“, dem dreizehnten Trade, knüpft Bendis endgültig an seine kreative Blütezeit an, wobei er noch nicht ganz den „richtigen“ Ton zu treffen scheint. Die Handlung ist spannend und schlüssig, jedoch wirkt die Teenager Depression, mit der Peter seit 6 Bänden zu kämpfen hat, noch nach. Eindeutig ins Schwarze getroffen hat das Kreativ Team mit dem 14. Band: „Warriors“. Über sechs Hefte wird dem Leser alles geliefert, was er seit der Anfangszeit schmerzlich vermisste: Spass, Abenteuer, Frische, dichtes Storytelling und vor allem perfekte Charakterisierungen. Bendis Quelle der Kreativität sprudelt (bitte keine unangebrachten Anspielungen, danke!) wieder und damit können sich die Fans des Ultimativen Spider-Mans auf die kommenden Geschichten freuen, in denen Charaktere wie Omega Red, Silver Sable, Deadpool, Morbius, Spider-Woman und Skorpion eingeführt werden. Yay!

Damit bin ich auch schon am Ende des Überblicks angelangt. Müsste ich euch nun meine drei liebsten Bände dieser Serie nennen, so wären das:

USM: Learning Curve TPB 2
USM: Legacy TPB 4
USM: Warriors TPB 14
8/10
Lamond