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Sonntag, Mai 14, 2006

Astonishing X-Men: Dangerous TPB 2

Written by Joss Whedon, pencils by John Cassaday (Marvel). Deutsch: "X-Men #58 - #59” (PaniniComics Deutschland)


























Über Whedons erste Storyline bei Astonishing X-Men waren sich die Fans einig. Einige hielten „Gifted“ für den besten Ansatz seit Chris Claremonts legendären ersten Run, andere waren in ihrer Beurteilung nüchterner, aber im Grunde waren sich alle einig: „Gute Arbeit Mr. Whedon“.

AXM war weder avantgardistisch noch schwer zugänglich wie Grant Morrisons New X-Men Run. Mit der uninspirierten und orientierungslosen Interpretation der restlichen X-Serien hat Whedons Ansatz aber ebenfalls nichts zu tun. Die Kritiken überschlugen sich und die Verkaufszahlen explodierten. Doch obwohl alles so wunderbar schien, war irgend etwas faul. So sehr ich mir darüber jedoch den Kopf zerbrach, ich kam nicht drauf.

„Dangerous“ beginnt mit den inneren Konflikten eines X-Schülers, Wing, dem im letzten Band die Mutantenkraft, das Fliegen, genommen wurde. Er hadert damit, normal zu sein, denn im Gegensatz zu vielen anderen Mutanten war seine Fähigkeit weder Grotesk noch äusserlich erkennbar. Er ahnt, dass er als Homo Sapiens nicht mehr zu seinen Mutanten Freunden gehört, seiner wahren Familie. Ausgeschlossen steht er an einer Klippe und er muss sich entscheiden. Möchte er zu Fuss leben oder fliegend sterben. Im selben Moment bekommt er Gesellschaft. „Was würdest Du tun, wenn du in meiner Situation wärst?“, fragt der Junge sichtlich verzweifelt. Die andere Person antwortet und später an diesem Tag wird Wing tot aufgefunden – im Gefahrenraum.

Ab diesem Moment überschlagen sich die Ereignisse, denn die X-Men werden völlig überraschend von allen Seiten angegriffen. Hektisch versuchen sie sich zu gruppieren, doch eben diese für sie typisch organisierte Vorgehensweise könnte ihnen diesmal zum Verhängnis werden, denn der „neue“ Bösewicht kennt seine Gegner in- und auswendig. Die Storyline endet mit einer überraschenden Enthüllung, welche die Beziehung der X-Men zu ihrem Professor empfindlich trüben dürfte.

Als ich mit der letzten Seite fertig war, wusste ich was mit dieser Serie nicht stimmte: Die Geschichten sind nicht schlecht. Ihr habt richtig gelesen. Die Storys sind weder brillant noch innovativ. Aber die Zeichnungen sind berauschend und die Dialoge sind erfrischend. Whedons herausragendste Leistung ist jedoch die Interaktion zwischen den einzelnen Team-Mitgliedern. Wir bekommen eine Truppe geliefert, welche durch die pulsierende Gruppendynamik zum Leben erweckt wird.

Desweiteren muss das hervorragende Timing dieses Projekts erwähnt werden. Der Comic erschien zu einer Zeit, in der die X-Men Franchise kreativ am dümpeln war. Wie reagierten die Fans, als Marvel nach langer Zeit mal wieder eine zufriedenstellende X-Serie auf den Markt brachte? Nun, sie reagierten wie jemand der seit Wochen durch die Wüste irrt und dem kurz vor dem Verdursten ein Glas abgestandenes Wasser überreicht wird. Sie nahmen, was sie kriegen konnten und es schmeckte nach Nektar und Ambrosius. Nur so ist die anfängliche Einigkeit zwischen den Comic-Fans zu erklären, denn wer die Comic-Community kennt, weiss dass es so was wie einen breiten Konsens nicht oder nur äusserst selten geben kann. Mit dem Beginn der zweiten Storyline, begannen nicht nur die Verkaufszahlen zu sinken (diese liegen aber immer noch unter den Top 3), sondern gleichzeitig mehrten sich auch die kritischen Meinungen der Fans und das zu Recht, wie ich nach der Lektüre feststellen musste.

Im Endeffekt kann man „Dangerous“ als einen durchschnittlich guten Comic bezeichnen, der zu unterhalten weiss und die Leser dazu bringt, sich mit den Figuren zu identifizieren. Die Tatsache, dass es zur Zeit der Erscheinung der einzig lesbare X-Men Comic des 616 Universums war, fliesst in meiner Bewertung nicht mit ein, denn obwohl es zweifellos eine respektable Leistung ist, versuche ich diesen Comic als autonome Einheit zu besprechen.

7/10
Lamond
Review zu Astonishing X-Men: Gifted TPB 1 von Legacy.