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Sonntag, Mai 07, 2006

Supreme Power: High Command TPB 3

Written by JMS, pencils by Gary Frank (Marvel). Deutsch: "Marvel MAX 8: Supreme Power Buch 3 " (PaniniComics Deutschland, 23.2.06).



























Stellt euch einen Uhrmacher vor, wie er an seinem Arbeitstisch sitzt, das Vergrösserungsglas vor dem linken Auge, die Pinzette gegen das Licht haltend. Konzentriert, ruhig und vor allem geduldig setzt er die einzelnen Teilchen zusammen. Er sieht den Fortschritt, sieht, wie aus den losen Komponenten ein perfekt funktionierendes Ganzes wird. Hierbei handelt es sich um eine Szene in diesem Band und es ist kein Zufall, dass dies ziemlich genau der kreativen Vorgehensweise des Autors bei dieser Serie entspricht. Mittlerweile ist Supreme Power beim dritten Band angelangt und die einzelnen Storyelemente beginnen zu einem grossen Ganzen zusammenzuwachsen.

Hyperion, Nighthawk und Blur arbeiten zusammen, um einen psychopathischen Killer aufzuhalten. Doch anscheinend reicht ein gemeinsames Ziel - so nobel es auch sein mag - nicht aus, um ein halbwegs vernünftiges Miteinander zu gewährleisten. Nighthawk kann sich seiner rassistischen Impulse nicht erwehren und Hyperion ist betrunken von seiner unendlichen Macht. Einzig Blur scheint den Sinn für die Realität nicht ganz aus den Augen verloren zu haben.

Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht jedoch General Richard Alexander, eine äusserst zielstrebige Person, der die neu gegründete Abteilung für superbefähigte Lebewesen mit eiserner Hand führt. Doch wer einen hirnlosen Bösewicht erwartet, irrt gewaltig. Der General ist ein brillanter Stratege, der alles tut um seine teilweise nachvollziehbaren Ziele zu erreichen. Wo ein anderer Autor nicht anders könnte, als einen eindimensionalen Schurken darzustellen, erschafft Straczynski einen mehrschichtigen Charakter, der trotz seiner Skrupellosigkeit auch verletzlich wirkt und sowohl Vernunft als auch Gefühle zeigt. Ein wahrlich würdiger Gegner für die Titelhelden.

Das bedrückende Gefühl der ersten beiden Bände weicht in der dritten Storyline einer sachlicheren Haltung. Die Titelhelden wirken immer noch bedrohlich und unberechenbar, aber als Leser bekommt man mehr denn je das Gefühl, dass der Ausgang der Serie offen ist. Nach diesem Band sind die Figuren nun endlich in Stellung gebracht worden und man darf gespannt auf die grosse Konfrontation warten, die jedoch weniger ein Krieg als vielmehr ein perfides Spiel in kleinen Zügen sein wird.

Gary Frank beweist auch bei „High Command“, weshalb er immer wieder mit den besten Zeichner der Branche in einem Atemzug genannt werden sollte. Sein unaufdringlicher Realismus (nicht Photorealismus) unterstützt die Nüchternheit der Geschichte. Doch auch sein Sinn für ungewöhnliche Perspektiven und detailverliebte Hintergründe macht das Lesen dieses Comics zu einem visuellen Erlebnis.

„High Command“ war der letzte Band von „Supreme Power“ unter dem MAX Label. Zwar folgen in kürze noch die beiden Minis „Hyperion“ und „Nighthawk", aber danach wird die Serie als regulärer Marvel Titel unter dem Namen "Squadron Supreme" neugestartet, was das Ende der teilweise sehr expliziten Gewaltdarstellungen bedeutet.

Es gibt abschliessend nicht viel zu sagen, ausser vielleicht, dass es sich hier um einen Spitzen-Comic handelt, der es verdient hat von möglichst vielen Leuten gelesen zu werden.

10/10
Lamond
Review zu Supreme Power: Contact TPB 1 von Philos.
Review zu Supreme Power: Powers and Principalities TPB 2 von Lamond.