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Samstag, Juli 29, 2006

The Exterminators: Bug Brothers TPB 1

Written by Simon Oliver, pencils by Tony Moore (Vertigo/DC).

LL's US-TPB PREVIEW: JULI 2006

Exterminator! Die englische Sprache ist einfach toll. Das klingt doch viel besser als Kammerjäger, das hat einen Hauch von Schwarzenegger-Film. Aber bevor man sich in diese Richtung verrennt und vorschnell urteilt, sollte man unbedingt einen Blick in diesen neuen Vertigo-Titel werfen. Es lohnt sich!

Henry James, gerade frisch aus dem Knast entlassen, nimmt einen Job bei seinem Stiefvater an. Diesem gehört das Bug-Bee-Gone, ein etwas herunter gekommenes Kammerjäger-Unternehmen, das in miesen Stadtvierteln New Yorks tätig ist und von der Kakerlake bis zum tollwütigen Waschbär jeden Job übernimmt. Neben abstrusen und teilweise lebensgefährlichen „Exterminierungen“, die Henry durchführen muss, erwartet den Leser eine bunt zusammengewürfelte Supporting Cast, bei der jeder ein doppeltes Spiel treibt. Sowohl Henrys Kollegen – schräge Typen, die durch die Bank einen an der Klatsche haben – als auch alle anderen Protagonisten haben etwas zu verbergen. Zusätzlich ist das Comic vollgestopft mit mysteriösen Ereignissen und Andeutungen: Da gibt es Kakerlaken, die sich organisieren und immun werden gegen das stärkste Insektizid Drax. Drax selbst scheint etwas anderes zu sein, als man annimmt. Die Hersteller des Gifts haben alles andere als weiße Westen. Grün geflügelte Skarabäen tauchen auf, die sich seltsamerweise als Tattoo auf dem Rücken von einem von Henrys Kollegen und auf einer geheimnisvollen mit ägyptischen Ornamenten geschmückten verschlossenen Schachtel wieder finden etc. pp.

Exterminators ist eigentlich geradlinig erzählt und doch - man achte auf die vorangegangene Plotpunkte - komplex und verschachtelt. Wie in einem guten Fantasyroman werden Fragen aufgeworfen, Rätsel gestellt und mysteriöse Verstrickungen angedeutet, von denen sich bei vielen erst später zeigen wird, ob sie mit dem Hauptplot in Verbindung stehen oder der Vorbereitung weiterer Subplots dienen. Momentan hat eher ersteres den Anschein und ich wage die Prognose, dass Simon Oliver ordentlich im Voraus plant und noch ein paar ganz dicke Dinger servieren wird. Mit den schon genannten Zutaten kocht der Autor jedenfalls ein scharfes Süppchen, das zwischen Comedy und Horror schwankt und stellenweise an den grandiosen Spinnenfilm Arachnophobia erinnert. Teilweise ist das eklig, teilweise macht es nachdenklich und teilweise ist es auch richtig gehend lustig.

Grafisch grandios umgesetzt wird das Ganze von Tony Moore, dem ursprünglichen Zeichner von The Walking Dead. Moores Stil ist auch hier das Tüpfelchen auf dem „i“. Er setzt sowohl den Horror als auch die Comedy-Elemente gekonnt um. Es gibt zahlreiche Panels, die man sich ewig anschauen könnte, um immer wieder neue Details zu entdecken. Die Kolorierung betont Moores Strich, ohne dass Details verloren gehen. Wer Moores Gore-Artworks bei The Walking Dead mochte, muss hier unbedingt einen Blick riskieren, denn mit den Farben von Brian Buccellato kommt der Horror und Ekel erst richtig zur Geltung.

Exterminators ist Comicfreude pur für Fans von The Walking Dead, (Insekten‑)Horrorfilmen, Indiana Jones-Plots, grandios sinnlosen tarantinoesken Dialogen und tiefer gehenden, nachdenklich machenden Monologen. Exterminators ist ganz dicht am großen Wurf. Deshalb jetzt kaufen, jetzt lesen und später sagen können: Ich war von Anfang an dabei!

9.5/10
Robert Löhr a.k.a. LL