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Sonntag, September 10, 2006

Captain America: Wintersoldier TPB 2

Written by Ed Brubaker, pencils by Steve Epting, Michael Lark and Mike Perkins (Marvel). Deutsch: "Marvel Monster Edition 12: Captain America 1" (PaniniComics Deutschland, 20. April 2006).




























Man könnte meinen, dass es nichts mehr zu sagen gäbe über einen Helden, deren Popularität in einer Zeit gründet, in der man die Welt noch ohne weiteres in Gut und Böse teilen konnte. Was bewegt einen Charakter dazu, heutzutage – in einer weitestgehend Amerika-kritischen und oftmals sogar antiamerikanischen Welt – die Stars & Stripes voller Stolz auf der Brust zu tragen? Gewohnheit? Patriotismus? Die Besinnung auf Werte für welche dieses Symbol steht oder einst stand?

Im ersten Storyarc (Out of Time) wurde der Winter Soldier eingeführt, eine Art Supersoldat der Sowjets, der angeblich über viele Jahre hinweg unbemerkt gegen die Interessen der freien Welt eingesetzt wurde. Doch so grausam seine Taten auch waren, es ist dessen Identität, welche die Grundfesten von Steve Rogers auf Tiefste erschüttern dürfte, denn S.H.I.E.L.D. ist sich mittlerweile sicher, dass es sich beim Winter Soldier um Steves alten Partner, Bucky, handelt. Doch noch steht nichts fest und der Captain reagiert, wie man es von ihm erwartet, er lehnt besagte Möglichkeit kategorisch ab, schliesslich hat er mit eigenen Augen gesehen, wie sein Freund 1945 beim Versuch eine Rakete zu entschärfen heldenhaft ums Leben kam.

Nick Fury als auch Steve Rogers brauchen also Gewissheit und so entschliessen sie sich, in einer ungenehmigten S.H.I.E.L.D. Operation, den Mann zur Rede zu stellen, der Ihnen die Wahrheit sagen kann. Leider handelt es sich bei besagter Person um General Lukin, ein skrupelloser Grossindustrieller der einerseits hinter der Ermordung von Red Skull und anderseits im Besitz des einzigen noch funktionierenden kosmischen Würfels ist. Mit dessen Hilfe möchte er alle wichtigen amerikanischen Unternehmen unter seine Kontrolle bringen.

Derweil wird ein militärischen Umerziehungscamp in Nevada von Crossbones, Red Skulls treuem Schergen, infiltriert. Mehr gibt es zu dieser Parallelentwicklung nicht zu sagen, da es sich um einen Subplot handelt, der erst im nächsten Storyarc wieder aufgegriffen wird.

Nach mehreren gescheiterten Versuchen, die Identität des sagenumwobenen sowjetischen Superagenten endgültig in Erfahrung zu bringen, kommt es aufgrund einer verzweifelten Handlung Lukins schliesslich zur lang erwarteten Konfrontation zwischen Cap und dem Winter Soldier. In einem Kampf auf Leben und Tod werden alle Fragen beantwortet, die sich die Leser im Verlauf der ersten 13 gestellt haben dürften.

Ausnahmsweise möchte ich mich im Nachwort zunächst den Zeichnern zuwenden, die allesamt überragende Arbeit abliefern. Die drei - Steve Epting, Michael Lark und Mike Perkins - haben einen ähnlichen bzw. kompatiblen Stil, wobei Epting mit seiner Detailgenauigkeit am meisten überzeugt. Michael Lark hingegen weiss wie kein anderer Stimmungen in seinem Artwork einzufangen, was er mittlerweile auch bei Daredevil beeindruckend unter Beweis stellt. Schliesslich ist auf Mike Perkins hinzuweisen, dessen Figuren so plastisch wirken, als wären sie mit dem Leser im selben Raum. Vom graphischen Aspekt gibt also nichts zu bemängeln.

Nun zum Autor. Der aktuelle Hype um Ed Brubaker erinnert stark an die Anfangszeit eines gewissen Brian M. Bendis bei Marvel. Ob nun Fans oder Kritiker, man ist sich einig – Brubaker macht momentan alles richtig. Bestes Beispiel ist „Captain America“. Die Figur ist heutzutage enorm schwierig zu schreiben ohne dabei in patriotischen Kitsch abzudriften oder unermüdlich den antiamerikanischen Katechismus zu predigen. Dem Autor gelingt es jedoch bisher, eine differenzierte und überaus menschliche Version dieser umstrittenen Figur zu schreiben. In dem er die Handlung in einem düsteren Spionage Genre ansiedelte lenkt er das Augenmerk auf die Person Steve Rogers, die weitestgehend apolitisch agiert.

Die Begeisterung um Brubaker wird aber die gleiche Entwicklung einschlagen wie jene von Bendis, denn gefeierte Autoren erhalten mit der Zeit mehr kreative Macht und diese führt wiederum zu riskanteren kreativen Entscheidungen, die dann schliesslich die Fangemeinde polarisieren. Die Fans werden Brubaker verfluchen und andere werden ihn blind vergöttern. Aber bis dahin kann man sich auf die Marke „Brubaker“ verlassen. Sein Name garantiert Qualität, weshalb ich euch diesen Band mit bestem Gewissen empfehlen kann.

10/10
Lamond