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Sonntag, Oktober 08, 2006

Street Fighter

InDeeVee: Oktober 2006




























Hadouken! Tiger Uppercut! Sonic Boom!


Praktisch jeder, der in den 80ern aufgewachsen ist und auch nur rudimentär mit den Spielekonsolen Super Nintendo und Sega Megadrive in Berührung kam, konnte sich dieses Spiels praktisch nicht entziehen. Mit bunten und interessanten Charakteren, einem guten Gameplay und einem cleveren Werbefeldzug eroberte sich Street Fighter den Platz auf dem Olymp der Prügelspiele.

Da erübrigt sich natürlich auch die Frage, ob die Reihe, die 1987 als Automatenspiel ihren Siegesfeldzug antrat, auch in andere Medien transferiert wurde. Sicherlich erinnern wir uns noch an die Realverfilmung mit Jean-Claude Van Damme und Raul Julia, eine „Sternstunde des Actionfilms“ und auch diverse Animeumsetzungen erfreuten die Fans. Da darf natürlich „das Comic zum Spiel“ nicht fehlen. Mehrere Verlage versuchten sich an dem Stoff mit unterschiedlichen Resultaten:

1993 veröffentlichte Malibu eine relativ enttäuschende 3teilige Miniserie von Len Strazewski und Don Hillsman. Mit ihren Adaptionen des Konkurrenten Mortal Kombat hatte man da wesentlich mehr Glück.

Ein gutes halbes Jahr später, 1994, veröffentlichte VIZ den Manga Street Fighter II von Masaoki Kanzaki (Bio Diver Xenon) in 8 Heften. Bastei präsentierte die Reihe den deutschen Lesern 1994-1995 in Form von 4 Heften. Eine durchaus lesenwerte Serie.

1996 folgte Street Fighter II: The Animated Movie Official Comic Adaption von Takayuki Sakaiin mit 6 Ausgaben und im Folgejahr erschien der Einzelband Super Street Fighter II: Cammy von Masahiko Nakahira mit Kurzgeschichten um die namensgebende Figur.

1994 legte DC mit Street Fighter: The Battle for Shadaloo auch die obligatorische Filmadaption vor.

Dann wurde es relativ still um die Kämpfer aus Shadaloo. Bis 2003, denn da starteten gleich zwei neue Comicreihen:

Zum einen SNK vs. Capcom SVC Chaos von Chi Wan Shum in Hong Kong und Street Fighter in Amerika.

In SVC Comics treffen die Kämpfer der Spielehersteller Capcom und SNK (die hierzulande durch „Fatal Fury“ und „King of Fighters“ bekannt sein dürften). Der Comic ist eine grosse Actionsequenz mit wunderschönen Bildern und wer schon immer Ryu gegen Terry Bogart oder M. Bison gegen Geese Howard kämpfen sehen wollte, ist hier richtig. ComicsOne bzw. der Nachfolger DrMasters veröffentlicht die Serie in unregelmäßigen Abständen auf Englisch. Die Bände sind mit jeweils $13,95 allerdings nicht gerade preiswert.

Das aber nur am Rande, denn in dieser Ausgabe von InDeeVee soll es ja um die Reihe der UDON Studios gehen.

Diese erblickte Mitte 2003 bei Image zum ersten Mal das Licht der Welt. Autor war und ist Ken Siu-Chong, der reguläre Zeichner Alvin Lee (war u.a. Hintergrundzeichner für Dreamwave und hat Deadpool/Agent X nach Geschichten von Gail Simone angefertigt).

Die Grundgeschichten sind sehr nah an den Spielen und Siu-Chong baut die Figuren geschickt aus. Ryu und Ken sind Freunde und auf der Suche nach Akuma, dem Mörder ihres Lehrmeisters.

Chun-Li will das Imperium von M. Bison zu Fall bringen, der für den Tod ihres Vaters verantwortlich ist. Guile sucht nach seinem Kumpel Charlie, Sagat will Revanche an Ryu und Cammy löst sich langsam von der Gehirnwäsche Bisons, unter der sie Chun-Lis Vater ermordet hat und nun mit dieser Schuld leben muss.

Immer wieder findet man Trainingssequenzen, bei der Ryu auf der Suche nach sich selbst und nach größerer Kampfstärke ist. Das wird ihm nicht leichtgemacht, da die junge Sakura Ryu spontan zu ihrem Lehrmeister erklärt und ihm auf Schritt und Tritt folgt.

Auch Chun-Li und Cammy treffen aufeinander, kämpfen, vertragen sich und ermitteln nun gemeinsam gegen den Feind.

Die Serie versorgt einen immer mit einer perfekten Mischung aus Action und Charaktermomentan. Langeweile sucht man hier vergeblich, aber der Comic ist auch nicht einfach nur ein tumbes Gekloppe.

Was noch positiv auffällt ist die Tatsache, daß der Autor wirklich auf ALLE Charaktere zugreift, wenn er sie braucht. Nahezu alle Comicadaptionen davor haben sich auf die Charaktere aus Street Fighter II bzw. Super Street Fighter II beschränkt. Dies ist hier nicht so. Auch wird die Geschichte nicht mit einer brachialen Geschwindigkeit nach vorne getrieben, sondern Ken Siu-Chong lässt sich Zeit, um seine Schachfiguren zu positionieren. Leider bedeutet das, daß einige Figuren auch erst sehr spät auftauchen (allen voran Dhalsim).
Ein weiterer Bestandteil praktisch aller Ausgaben sind die Backup-Geschichten. Diese sind jeweils von einem anderen, speziellen Gastzeichner. Das können Stars und Newcomer der amerikanischen Comicszene (Joe Madureira, Adam Warren, Kaare Andrews, Joshua Middleton) oder sogar Zeichner aus dem asiatischen Raum (Mark Lee, Andy Seto) sein. Diese kurzen Geschichten liefern oftmals einen direkten Bezugspunkt zur Hauptgeschichte, indem sie kurze Rückblenden in die Vergangenheit der Figuren zeigen (Cammys Zeit als Killer Bee z.B.)

Nach sieben Ausgaben wechselte die Serie dann zu Devil’s Due Publishing. Zeichner Alvin Lee kümmerte sich nun hauptsächlich um die Serie Darkstalkers und wurde immer öfter von anderen Zeichnern unterstützt, besonders von Arnold Tsang. Da aber alle UDON-Zeichner ihr Handwerk sehr gut verstehen, gab es wenigstens keinen Qualitätsabbruch. Allerdings wurden die Wartezeiten zwischen den Ausgaben immer länger und unregelmäßiger.

Bei DDP erschienen nun auch endlich Sammelbände. Das Format wurde verkleinert und netterweise packte man auch die Sondergeschichte aus dem Capcom Summer Special (welches man nur auf diversen Conventions erwerben konnte) mit hinein. Allerdings wurde nicht eine einzige Backup-Geschichte abgedruckt. Sehr ärgerlich.

Desweiteren übersetzte man auch in enger Zusammenarbeit mit Capcom das erste Street Fighter Artbook – Eternal Challenge – welches durchaus als SF-Bibel betrachtet werden kann, gibt es doch viele Infos über die Charaktere und die Spiele.

Überhaupt war der japanische Lizenzgeber von der Arbeit des kleinen amerikanischen Studios sehr angetan und man schloss einen Vertrag über eine langjährige Zusammenarbeit ab. Zwar war man mit DDP sehr zufrieden, aber UDON wollte auf eigenen Füssen stehen und so beendete man die erste Serie mit der #14, legte eine knapp halbjährige Pause ein und startete frisch mit „Street Fighter II“ durch.

Alvin Lee ist nun wieder Hauptzeichner, da die Darkstalkers mit der #6 eingestellt bzw. auf Eis gelegt wurden. Leider zog dieser sich bei Besuch einer Comicveranstaltung in den Staaten eine Infektion zu und war monatelang außer Gefecht gesetzt, was die Erscheinungsweise der zweiten Serie gleich wieder auf „unregelmäßig“ setzte, woran sich leider bis heute nichts dran geändert hat.

Vermutlich war das mit ein Hauptgrund, warum man nun auf Spin-Offs setzt, um den Hunger der Fans nach mehr zu stillen.

Als erstes erschien Rival Schools, in Japan ebenfalls ein Konsolenspiel und durch die Figur der Sakura mit Street Fighter verbunden. Autor und Zeichner ist Corey „Rey“ Lewis, der auch schon die Cheap Shots – kleine Onepager in den SF-Heften – gestaltet hat und gelinde gesagt ist diese Serie ein Desaster.

Nicht nur, daß die Serie trotz gerade mal 2 veröffentlichten Ausgaben äußerst unpünktlich erscheint, sie fällt auch sowohl vom zeichnerischen, als auch vom erzählerischen deutlich ab. Reines Gekloppe, das sehr schnell nervt und lustig sein soll, es aber nicht ist. Hier kann ich nur empfehlen, die Hände von zu lassen!

Nicht nur sichtlich besser, sondern sensationell gut ist dagegen Street Fighter Legends: Sakura. Die Serie handelt, wie der Name erahnen lässt, von Sakura und ihrem Alltag, der recht actionreich und humorig verläuft. Bisher gibt es eine Ausgabe, gezeichnet von Omar Dogan (Dark Minds II) und geschrieben von Ken Siu-Chong. Wer es also etwas lustiger mag, ist hier sehr gut aufgehoben.

Ähnlich wie G.I. Joe und Transfomers beweist auch Street Fighter, daß lizenzierte Comics keinesfalls reine, teilweise lieblos gemachte Werbung für ein anderes Produkt sein müssen. Den Leuten von UDON merkt man mit jeder Seite ihre Liebe zur Spielereihe an und das schlägt sich in der Qualität nieder. Dabei bleibt das Comic aber angenehm einsteigerfreundlich und selbst Leute, die mit dem Spiel nichts am Hut haben, werden hier auf ihre Kosten kommen können.

Leider befinden sich die Sammelbände derzeit nicht im Druck, aber vor ein paar Wochen erschien der erste Band der telefonbuchstarken Ultimate Edition, der im Überformat jede Ausgabe, jedes Cover, jede Backup-Geschichte und jede Sondergeschichte aus Specials und Magazinen enthält.

Dieser Band ist auf 2500 Exemplare limitiert und kostet $49,99. Ein echtes Prachtstück.

Björn Steckmeier aka. Der Grammaton Kleriker aka. Clint Barton

CHECKLIST:

HEFTE:
Street Fighter #0-14
2003-2004 (Image); 2004-2005 (Devil’s Due Publishing)
Capcom Summer Special 2004
2004 (Devil’s Due Publishing)
Street Fighter II #0-4 (Stand 09/2006)
2005-erscheint noch (UDON)
Rival Schools #1-2 (Stand 09/2006)
2006-erscheint noch (UDON)
Street Fighter Legends #1 (Stand 09/2006)
2006-erscheint noch

TRADEPAPERBACKS / ALBEN:
Street Fighter Vol. 1-2
2005 (Devil’s Due Publishing)
Vol. 3 war angekündigt, ist bis heute aber nicht erschienen.
Street Fighter: Eternal Challenge
2005 (Devil’s Due Publishing)
Artbook
Street Fighter: Ultimate Edition Vol. 1
2006 (UDON)