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Sonntag, November 12, 2006

Star Wars: Tag & Bink were here

InDeeVee: November 2006

Von Kevin Rubio (Story) und Lucas Marangon (Zeichnungen). Dark Horse 2006; $14,95; ISBN 978-1-59307-641-2.

„Der Weltraum, unendliche W--- upps… falsches Universum.
Es war einmal in einer weit, weit entfernten Galaxis.... BESSER DAS!“


Hach Star Wars. Ein kleines, aber feines Merchandise, welches sich den Weg nach oben freiräumte, eine ausdauernde Anhängerschaft mit sich brachte und auch heute noch ein bisschen Kultpotential hat. Aber auch kein Wunder bei so genialen und ultrapopulären Charakteren wie Han Solo, Chewbacca, Prinzessin Leia, Boba Fett, Wedge Antilles, Jar Jar B--- nein, der nicht, Biggs Darklighter und natürlich Tag und Bink… … … Tag und Bink? WTF sind Tag und Bink?!

Dafür muss jetzt etwas weiter ausgeholt werden und die essentielle Frage gestellt werden, ob es (noch) gute Star Wars Comics gibt.

Von den Marvel-Comics bleibt selbst bei schärferem Nachdenken nur noch eine vage Erinnerung an ein grünes Karnickel (ein entfernter Verwandter von Bucky O’Hare?) und auch bei Dark Horse sind die Zeiten vorbei, als man solch bedeutenden Werke wie „Dark Empire“ auf den Markt geschmissen hat. Der Rest sind wohl eher durchschnittliche bis laue Abenteuer und gruselige Filmadaptionen. Nicht umsonst hat man in Amerika die Bremse gezogen, die alten Reihen eingestellt und durch andere Serien ersetzt.

Da muss man die Kleinodien schon mit der Lupe suchen.
Aber auch in einem Haufen Dung findet man hier und da auch dieses besondere Etwas. Dieses Etwas heißt „Tag and Bink“ und geht auf den Autoren Kevin Rubio zurück. Der machte 1997 mit der Parodie
Troops auf sich aufmerksam und wurde von Dark Horse angeheuert, eine humoristische Variante von George Lucas Weltraumoper zu schreiben. Heraus kam die 2teilige Miniserie Star Wars: Tag & Bink are dead aus dem Jahre 2001.

Hier geht es um die zwei „Helden“ Tag Greenley und Bink Otauna, die auf dem Raumschiff sind, welches Prinzessin Leia beherbergt und von Lord Vader und seinen Truppen angegriffen wird (die paar Leute, die über die Jahre verteilt A New Hope gesehen haben, können sich vielleicht noch erinnern). Da Tag und Bink alles andere als tapfer sind, flüchten sie und erleben daraufhin eine Odyssee, die Odysseus Abenteuer wie einen Spaziergang erscheinen lassen. Bei allen Knackpunkten der ersten beiden Filme sind sie dabei, aber nicht als schnöde Zuschauer, nein viel besser. Sie sind zentrales Element der Saga und immer aktiv im Geschehen. Es handelt sich dabei keineswegs um deleted scenes, sondern eher… um alternative Beobachtungen bekannter Szenen. Den Humor dabei feinsinnig zu nennen, wäre zwar falsch, aber platt ist er keineswegs. Vielmehr geht Rubio sehr überlegt an die Sache und bringt die beiden Knallchargen treffend unter. Der geneigte Leser hat bald Schmerzen vor Lachen ob der Situationskomik und den schrägen Sprüchen.

Doch oftmals ist eine Geschichte nur so gut, wie ihr Zeichner und auch da gibt es dank dem ultratalentierten Lucas Marangon nichts zu meckern. Zwar ist der Stil leicht cartoonig angehaucht, kann sich aber eines gewissen Realismus nicht entziehen. Auch versteht er es, den Figuren immer die passende Mimik zu geben, von einer tollen Dynamik ganz zu schweigen.

Die Kurzantwort „Ja, gibt es!“ wäre jetzt zu einfach gewesen, behaupte ich jetzt mal (für die, es vergessen haben: Die Frage war, ob es noch gute SW-Comics gibt).

Bei so guter Unterhaltung ist es natürlich keineswegs überraschend, daß die Hefte ziemlich schnell vergriffen waren und auf eBay bisweilen einen Preis erzielten, der jenseits von gut und böse war. Tag und Bink waren Kult.

Um die Trilogie abzuschließen, schrieb Rubio noch eine kurze Episode für die Anthologiereihe Star Wars Tales (nicht von Marangon gezeichnet) und es sollten einige Jahre ins Land ziehen, bis der Verlag sich 2006 entschloss, eine weitere, ebenfalls 2 Hefte umfassende, Miniserie ins Rennen um die Gunst der Leser zu schicken. Diese wurde einfach Tag & Bink II genannt und diesmal war der Zeichner auch wieder mit an Bord und den Anfang machte eine neue Adaption der Kurzgeschichte (als „Special Edition“ gekennzeichnet), während das zweite Heft sich im Schnelldurchlauf den Episoden I-III widmet. Hier hat Rubio den Anteil an Insidergags noch mal erhöht und man trifft u.a. auf die Beatles, Jay & Silent Bob, Arzach (aus dem Comics von Moebius), dem Lucas Schorsch selbst und und und. Diese beiden Hefte stehen ihren Vorgängern in nichts nach und endlich, ENDLICH war die Zeit gekommen, daß Dark Horse genug Material zusammen hatte, um einen schicken Sammelband herauszubringen. Dieser beinhaltet allerdings leider nicht die Kurzgeschichte, aber ansonsten gibt es genug Futter für das Zwerchfell und als Fan der Filme sollte man unbedingt zugreifen. Wer weiß schließlich, wann es wieder SW-Comics gibt, die ihr Geld wirklich wert sind?

Björn Steckmeier a.k.a. Der Grammaton Kleriker