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Samstag, Oktober 27, 2007

DMZ: On the Ground TPB 1

Written by Brian Wood, art by Riccardo Burchielli, Brian Wood (DC Comics/Vertigo). Deutsch: DMZ 1, PaniniComics, 15.7.07.

"Every day is 9/11!"
Man braucht kein Politologe sein, um zu bemerken, dass der 11. September 2001 einen großen und anhaltenden Einfluss auf die amerikanische Gesellschaft nahm, nicht zuletzt auf deren Comicbuchautoren. Brian Wood unternimmt deshalb keine Anstrengungen, die Inspiration für seinen Anti-Kriegs-Epos DMZ zu verbergen. Auf Seite 3 des ersten Heftes sind die Worte "Every day is 9/11!" zwischen Graffitis geschmiert worden. Die gekritzelte Botschaft wird im letzten Panel der Seite nochmals wiederholt. Der Bildterror lässt Richtung und Intensität der Geschichte erahnen, die Wood zu erzählen hat.

Das Land ist geteilt in die United States of America und die selbst ernannten Free States. Zu den Free States zählen New Jersey und Inland. Manhattan ist eine demilitarisierte Zone, kurz DMZ, die zwischen den zwei sich bekriegenden Seiten liegt. Wenig ist bekannt über das derzeitige Leben in Manhattan. Deshalb wird der Praktikant Matthew Roth, zusammen mit einem Team von erfahrenen Kriegsberichterstattern, auf eine Reise in die DMZ geschickt. Die Hintergründe des Krieges, vor allem seine Entstehung, sind dem Leser bisher unbekannt; sie werden vermutlich nach und nach aufgedeckt werden. Abgesetzt auf der Insel ist Matt ziemlich schnell auf sich alleine gestellt, nachdem der Helikopter, der ihn transportierte, abgeschossen wurde.

Die Bewohner der DMZ kämpfen ums Überleben, nachdem Wasser, Elektrizität, Brennstoff rar geworden sind. Bemerkenswert ist das Portrait des US-amerikanischen Militärs als unbarmherzig und brutal: Zivile Opfer scheinen als gegeben hingenommen zu werden. Sorgen bestehen nur, dass der Photograph Matt Kinderkörper ablichten könnte. Die undelikaten US-Manöver gegen Free States-Guerillas bringen die Einwohner dazu, allein gelassen werden zu wollen, was die US-Regierung zu der Vermutung treibt, Manhattan habe sich in ein Rebellenlager verwandelt. So entstehen Teufelskreise.

Großen Anteil an der Intensität der Geschichte hat der Umstand, dass der Leser wie der Protagonist direkt in das Kriegsgeschehen hineingeworfen wird. Man spürt die gleiche Konfusion und Beklemmung wie Matt. Die Gewalt und Vernichtung in den Straßen einer zumindest für Amerikaner familiären Stadt erinnert daran, dass keine Nation unverwundbar ist. Weniger gelungen ist die Darstellung der Bewohner: In Woods NYC scheinen nur jugendliche, urbane Mitzwanziger zu hausen, die denselbsen hippen GAP-Modegeschmack besitzen, wie er allen Charakteren des Autors eigenüblich ist. Die Coolness, mit der die Bevölkerung zunächst dargestellt wird, ist betont postapokalyptisch und gleichzeitig unpassend. Vielleicht liebt der New Yorker Wood seine Apple-Stores und Starbucks so sehr, dass er sie in die Dystopie hinüber zu retten gedachte. Dem mutigen Konzept einer politischen Realsatire ist diese Verschnörkelung jedenfalls abträglich.

Später lernt Matt eine Gruppe von A.W.O.L. (= Absent Without Official Leave) Soldaten kennen, die sich zur Aufgabe gemacht haben, den Central Park und seine Zootiere zu beschützen. Die Serie kommt zu sich. Die Handelnden kommen menschlicher herüber. Die Einheit macht sich - erstaunlich autark - Bambus als Energielieferant und Nahrung zu Nutze. In der letzten Geschichte muss Matt seiner gestohlenen Jacke samt Presseausweis hinterherjagen und trifft dabei auf viele Freunde, die er während seines kurzen Aufenthalts in der DMZ lieb gewonnen hat. Der Abschluss des Bandes weckt die Hoffnung, Wood verzichte dieses Mal auf seinen - in den jungen hippen Gesichtern - widergespiegelten Zynismus, der mit jugendlicher Gewalt und Wollust den dünnen Plot in früheren Werken übertünchen sollte. Entscheidend für den Erfolg der Serie wird die Entwicklung des Hauptcharakters werden, ob dieser ein unbekümmertes Mittelklassekind bleibt oder Botschafter des Friedens oder womöglich gar Prophet werden wird.

10/10
Philos

3 Comments:

Blogger grunch said...

hi wir sind gerade dabei ein comicportal zu konzeptionieren und zufälliger weise auch aus fr, melde dich einfach mal, wenn du bock hast

20:17

 
Blogger Philos said...

Hallo Grunch,

wie kann ich mich bei Dir melden?

08:20

 
Anonymous Jan Hartmann said...

Hallo!
Hab leider keine emailadresse gefunden, deshalb auf diesem Weg:
Wir veranstalten am 17.3. in Leipzig zur Buchmesse einen 24hComictag und würden uns freuen, wenn Ihr in Eurem Blog darüber berichtet.
Die Zeichner haben 24 Stunden Zeit ein 24seitiges Heft zu gestalten.
Die besten Geschichte wird von Wacom mit einem graphic tablet belohnt.
Die Seite zum Projekt: www.24hcomic.de

Vielen Dank und bis bald
Jan Hartmann

16:48

 

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