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Sonntag, April 10, 2005

Y the last man: Cycles TPB 2

Written by Brian K. Vaughan, pencils by Pia Guerra and inks by José Marzán Jr. (Vertigo). Deutsch: "Y - the last man: Tage wie diese" Band 2 (Speed Comics, ISBN: 3-936068-81-X).

Was geschieht als nächstes? Der zweite Storyarc "Cycles" (#6 - #10) führt die faszinierende Idee des Schicksals einer Welt ohne Männer fort. Die Bedrohung durch die Gruppe der "Amazonen", der auch Yoricks Schwester Hero angehört, wird geschürt. Weil moderne Transportmittel vorzugsweise von Männern gesteuert wurden, werden Züge wieder wichtig. So reisen Yorick, Agent 355 und Dr. Mann in einem Schweine-Waggon von Boston nach Los Angeles durch das Land wie in einem Road Movie. Währenddessen treffen die unterschiedlichen politischen und persönlichen Ansichten der Charaktere aufeinander - eine sehr amüsante Unterhaltung.

Vaughan greift das alte Motiv des "idyllischen Städtchens mit einem schrecklichen Geheimnis" originell auf. Dabei werden die sexuellen Begierden in einer eingeschlechtlichen Welt deutlich. Yorick wird von einer Sonia - keine Überfrau, sondern das Mädchen von nebenan - zärtlich verführt. Seine übereilte Reaktion trifft das Zentrum seiner Persönlichkeit. Die Auflösung des Geheimnisses von Marrisville überrascht und stimmt den Leser bezüglich seiner eigenen Gesellschaft nachdenklich.

Das devote und homoerotische Beziehungsgeflecht der soziopathischen Amazonen und die patriarchalische Ideologie ihrer Anführerin Victoria sind eine explosive Mischung, wie der Fortlauf der Geschichte verrät. Dabei beherrscht Vaughan so viele Subplots, dass die katastrophale These einer Welt ohne Männer aufgeweicht wird. Die geschwisterliche Beziehung von Hero und Yorick ist so ein glänzender Subplot von blinder verängstiger, um sich schlagender, Wut und dem Funken Verheißung, der sich aus dem Glauben an etwas, entzünden kann. Wie sich Yorick schließlich aus dem verhängnisvollen Spiel zu lösen gelingt, lässt hoffen, dass die Welt vielleicht noch nicht am Ende ist und dem Menschen Vergebung möglich erscheint, auch wenn die Opfer gewaltig sind.

Für die grafische Umsetzung dieses post-apokalyptischen Traumas verdienen Pia Guerra und Jose Marzan Jr. Bestnoten. Nicht von Bomben und Krieg ist die Zerstörung geprägt, sondern von der Leere und Einsamkeit der Landstriche, Gebäude und des sonstigen Geräts. Teilweise gespenstisch durchziehen die Protagonisten die Städte auf ihrem Weg.

Gender studies at its best!

10/10