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Samstag, März 25, 2006

Ultimate X-Men: Hard Lessons TPB 12

Written by Brian K. Vaughan, pencils by Steve Dillon, Stuart Immonen und Tom Raney (Marvel) Deutsch: “Die Ultimativen X-Men #30-#32” (PaniniComics Deutschland)






























Als Marvel vor einigen Jahren die konsequente Veröffentlichung der Serien im TPB-Format einführte, wirkte sich das nicht nur auf die Marketing Abteilung und auf das Käuferverhalten aus. Die Editoren legten von da an Wert darauf, dass ihre Autoren ihre Storyarcs in sechs Teilen schrieben, da dies die optimale Länge für einen Sammelband zu sein schien. Das wiederum führte dazu, dass gewisse Schreiberlinge ihre Geschichten unnötig aufbliesen um dem Format gerecht zu werden. Ausdrücke wie „Writing for the Trade“ oder „Decompressed storytelling“ liegen seitdem jedem Fan brennend auf der Zunge. Während Leute wie Brian Bendis und Warren Ellis diese Technik perfektionierten, hatten andere, wie z.B. Paul Jenkins grosse Mühe damit, wie sein Run an Spectacular Spider-Man zeigte. Am meisten Schwierigkeiten hatten jedoch die Leser, die nicht nur den Qualitätsschwund der monatlichen Lektüre beklagten, sondern auch die Tatsache, dass die „verwässerten“ Geschichten auch relativ gesehen teurer wurden. Als Brian K. Vaughan nach Millar und Bendis die Ultimativen X-Men übernahm, wirkte er besagtem Trend entgegen, indem er konsequent drei- und vierteilige Storylines schrieb. Im neuesten Trade „Hard Lessons“ geht er sogar noch weiter, denn in diesem Band finden wir zwei Ein- und einen Zweiteiler.

A hard lesson

Seit Begin der Serie scheint der Ultimative Professor X zweispurig zu fahren. Während er offiziell ein Mann des Friedens und der Toleranz zu sein vorgibt, wird man als Leser das Gefühl nicht los, dass er etwas vor uns versteckt, etwas dunkles, eine sogenannte „Hidden Agenda“. Es war Mark Millar, der diesen Charakter - der im 616 Universum über lange Zeit wie der Martin Luther King der Mutanten dargestellt wurde - eher als unberechenbarer, militanteren „Malcolm X“ neu interpretierte. Zwar wurden bis zum heutigen Zeitpunkt die wahren Absichten des Professors nie endgültig offen gelegt, aber am Ende dieses Einteilers, in welchem Charles Xavier in einen Banküberfall verwickelt wird, können sich die Leser wieder den Kopf darüber zerbrechen, was hinter der friedlichen Fassade des mächtigsten Telepathen liegt. Der Einteiler ist spannend erzählt und graphisch einzigartig von Kultzeichner Steve Dillon (Preacher) dargestellt.

Shock and Awe

Zu diesem Zweiteiler, in dem einmal wieder ein altbekannter Charakter aus dem 616 Universum ultimatisiert wird und in welchem nach einer kurzen Abwesenheit wieder Wolverine und Storm im Mittelpunkt stehen, fallen mir spontan zwei Punkte ein:

BKV geht auf Millars Run ein und verbindet die Herkunftsgeschichte eines neuen Charakters mit einem Nebencharakter aus früher Zeit. Bei solch einer Continuity Pflege lacht des Fanboys Herz.

Stuart Immonen, der bei Ultimate Fantastic Four (Doom TPB 2) noch eine eher unterdurchschnittliche Leistung bot und damit einiges an Fangunst einbüsste, hat sich, wie sich schon im letzten UXM Storyarc andeutete, neu erfunden. Sein „neuer“ leicht abstrakter, hochdynamischer Stil verleiht jeder Geschichte ein rasantes Tempo. Zwar findet man immer noch gewöhnungsbedürftige Eigenarten, wie die immonen’schen Mundwinkel bei Wolverine, die zweifellos eine gewisse Ähnlichkeit zur eisernen Gesichtsmaske des Ultimativen Doctor Doom aufweisen, aber insgesamt überzeugt seine erstaunlich frische Darstellung. Mehr davon, bitte.

Ultimate Sacrifice (Ultimate X-Men Annual)

Die einst umstrittenen Annuals feiern im Ultimativen Universum ihre Rückkehr und beweisen allen, dass sie nicht nur - wie ihnen der Ruf vorauseilt - gepflegte Belanglosigkeit beinhalten. Vaughan nutzt in dieser Geschichte die Gelegenheit an einen offenen Subplot anzuknüpfen.

Am Ende von „Cry Wolf“ (TPB 10) brennt die desorientierte Rogue mit dem verführerischen Auftragsdieb Gambit durch, um von da an ihr Lebensunterhalt mit spektakulären Einbrüchen zu verdienen. Rogue und Gambit werden im dieser Geschichte als die ultimativen Bonnie & Clyde dargestellt und lassen in ihrem jüngsten Einbruch sogar Ocean’s Eleven wie blutige Anfänger dastehen. Im Gegensatz zu George Clooney und Konsorte gelingt den beiden Turteltauben jedoch kein so eleganter Abgang, denn am Kasino-Ausgang erwartet sie ein überdimensionaler, eifersüchtiger Juggernut, der nur darauf wartet ein paar Köpfe einzuschlagen.

Tom Raney, der das Annual zeichnet, ist definitiv nicht mein Fall. Er bietet zwar eine gelungene Körpersprache und ein durchaus dezentes Detailreichtum, aber leider sehen seine Figuren immer wie 5-Jährige aus. Setzt den Mann an Serien wie „Power Pack“ und „Franklin Richards son of a genious“ und alle wären zufrieden.


Insgesamt wieder einmal ein durchaus gelungener Ultimate X-Men Band, bei dem Brian K. Vaughan beweist, dass es nicht zwingend einen 6-Teiler braucht um gute Geschichten zu schreiben. Dies war jedoch sein vorletzter Handlungsbogen, bevor anschliessend Robert Kirkman das Ruder übernimmt. Doch bis dahin schreibt Vaughan noch seine letzte Storyline: „Magnetic North“, einen 6-Teiler.

7/10

Lamond

Rezension zu Ultimate X-Men: Eine Übersicht (TPB 1-10) von Lamond unter

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