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Samstag, April 01, 2006

Alias: Come Home TPB 2

Written by Brian Michael Gaydos, art by Michael Gaydos, Mark Bagley, Rodney Ramos & David Mack, colors by Matt Hollingsworth (Marvel).

Während die ersten Fälle der Privatdetektivin eher schwerer Tobak waren, wird in "Come Home" Jessica Jones auf das flache Land gerufen, um ein verloren gegangenes Highschool-Girl wiederzufinden. Außerdem datet die privat massiv angeschlagene Protagonistin Scott Lang (Ant-Man II).

Die Geschichten bleiben schmückendes Beiwerk. Antrieb sind Bendis Dialoge voller ungeschminkter Sprache. Jessicas Ärger über die bigotte und verbohrte Kleinstadtgesellschaft spukt sie uns in Wortbrocken entgegen. In einem Rendevouz mit Scott Lang fällt das Licht auf Jessicas Alkoholgeneigtheit und Scotts Gefängnisaufenthalt. In dieser Nüchternheit badend, bietet das erste Date dem Leser die Möglichkeit seine eigenen Erfahrungen in dem Gesprochenen zu spiegeln. Erfreulich ist die Entdeckung eines weitsichtigen Konzeptes, wenn Bendis alte Konflikte wie den "Ausrutscher" mit Luke Cage und das Mittagessen mit Carol Danvers (Warbird) viele Ausgaben später wiederaufgreift. Insofern funktioniert die Hervorhebung alltäglicher Menscheleien bei gar nicht so alltäglichen Figuren.

Definiert wird der grobe Realismus der Serie durch den nicht hinweg zu denkenden Michael Gaydos. Dieser korrespondiert grandios mit dem Storytelling, sei es indem er sich einer Vielzahl wiederholender Panels oder eines Panel-Flusses entgegen üblicher Lesegewohnheiten bedient. Bendis machinengewehrartige, vorwärts wie rückwärts gewandte Wortgeplänkel visualisiert Gaydos gekonnt. Entscheidende Bedeutung kommt der Darstellung Jessicas nicht als Super-Model, sondern eher als unterdurchschnittlich aussehende Frau zu. David Macks Covers finden ihren Weg in die Geschichte, wenn er die Collagen der weggelaufenen Schülerin entwirft. Mark Bagleys zweiseitiger Flashback demonstriert den Bruch in Jessicas Leben, zeigt dieser sie als heroische, glitzernde Kostümierte, die sie damals war.

Leider funktioniert der realistische Ansatz von Alias nur unter der Bedingung, dass interessante, verzwistete Geschichten erzählt werden. Die Serie kann ihren Realismus hingegen nicht im luftleeren Raum entfalten. Weder einfallsreiche Plots noch Mystery noch eine markige Atmosphäre erwartet den Leser in diesem Band.

6/10
Philos