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Samstag, April 01, 2006

Wolverine: Agent of S.H.I.E.L.D. TPB 2

Written by Mark Millar, pencils by John Romita Jr./Kaare Andrews (Marvel) Deutsch: "Wolverine # 20-#25”




























Mit „Enemy of the state“ hat Mark Millar einen Volltreffer gelandet. Die erste Storyline strotzte nur so vor rasanter Action und mörderischen Spass. Aber es war nicht nur Unterhaltung. Der Autor hat die Titelfigur um einen Charakterzug erweitert, welche sie im Laufe der vergangenen Jahre praktisch komplett verloren hatte: Mörderische Unberechenbarkeit. Logan mag zuweilen ein mürrischer Teddy Bär sein, aber Wolverine ist der gefährlichste Mutant im Marvel Universum und diesen Aspekt haben frühere Autoren oftmals ausgeblendet.

Nachdem der Staatsfeind Nr. 1 in der letzten Storyline durch einen glücklichen Zufall von Captain America aufgehalten wurde, bemühen sich nun die S.H.I.E.L.D. Ärzte ihn wieder hinzukriegen. Doch es bleibt ihnen nur wenig Zeit, denn Hydra ist in Bezug auf ihre neuen Opfer wenig wählerisch. Alle noch so vergessenen Figuren aus den Abgründen des Marvel Universums, ob Schurke oder Held, werden eingefangen und zu willenlosen Killer-Sklaven umerzogen (Mal wieder ein Satz, von dem ich glaubte, dass ich ihn nie schreiben würde). Um ihr langfristiges Ziel zu erreichen - das Ende der Welt, was denn sonst? - müssen die Terroristen S.H.I.E.L.D. zerschlagen.

Kaum machen die Ärzte mit der Deprogrammierung Logans Fortschritte, steht der Helicarrier, auf dem sie zusammen mit Logan und Nick Fury stationiert sind, unter Beschuss. Hunderte von Hydra Superwesen, unter ihnen auch Elektra und Northstar, haben nur ein Ziel: Finden und zerstören. Die fliegende S.H.I.E.L.D. Zentrale vermag dieser massiven Attacke nur wenige Minuten zu widerstehen und das schlimmste daran: Wenn sie Wolverine in die Finger bekommen und ihn wieder auf ihre Seite bringen ist alles verloren. Der Chefarzt, Dr. Weinberg, sieht nur eine Möglichkeit, er muss Logan vom Deprogrammierungs Gerät befreien und beten, dass er zumindest wieder halbwegs der alte ist. Hoch gepokert – und gewonnen. Wolverine macht in guter alter Clint Eastwood-Manier kurzen Prozess mit den Angreifern.

Natürlich ist die Storys voller Klischees, aber ab einer gewissen Menge Testosteron, ist man gegen deren einnehmende Wirkung wehrlos, zumindest geht es mir so. Ich habe nun mal eine Schwäche für Rachefeldzüge, vor allem wenn sie storytechnisch begründet sind. Nachdem Logan die Hydra Lakaien in die Flucht geschlagen hat, wird er von Millar mit Schuldgefühlen aufgetankt. Wer Wolverine kennt, weiss, dass das für ihn Schuldgefühle wie Benzin für ein Auto ist, der Treibstoff. Logans Plan ist relativ simpel: Alle Terroristen, ca. 50'000, umzubringen. Spätestens an dieser Stelle möchte man sich in einem Akt primitivster Männlichkeit wie ein Gorilla gegen die Brust trommeln und Wolverine bei seinem Feldzug beistehen.

Ich werde euch nicht verraten, wie die Story ausgeht, aber soviel sei gesagt: Ich hatte bei der zweiten Storyline noch mehr Spass als bei der ersten. Das liegt unter anderem auch daran, dass John Romita Jr. die beste Arbeit seiner Karriere abliefert. Er ist in der Tat ein Superstar unter den Comic Zeichnern.

In diesem Band ist weiter ein One-shot enthalten, in welchem Millar eine Logan-Geschichte schreibt, die während des zweiten Weltkriegs in einem Konzentrationslager spielt. Bei dieser Geschichte erhielt Millar Hilfe von keinem geringeren als Will Eisner. Ich weiss, dass klingt nach einer jener Geschichten, die krampfhaft versuchen, qualitativ hochwertig zu sein. Ich war also relativ misstrauisch. Doch ich kann euch sagen, so sehr ich auch vom „Enemy of the state“- Run begeistert war, diese unscheinbare Kurzgeschichte, ist der wahre Höhepunkt dieses Trade Paper Backs. Wer also denkt, dass Millar nur gute Action Geschichten schreiben kann, wird hier eines besseren belehrt. Das einzig negative an diesem Band, ist die Tatsache, dass es das Ende vom Millar Run war.


10/10
Lamond

Review zu Wolverine: Enemy of the state TPB 1 von Lamond unter