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Sonntag, April 30, 2006

X-Men: Bizarre Love Triangle TPB 2

Written by Peter Milligan, pencils by Salvador Larroca (Marvel). Deutsch: "X-Men #64 - #65" (PaniniComics Deutschland).


Nachdem in der letzten Storyline die Soap-Elemente noch von einer absurden Science-Fiction Geschichte begleitet wurden, dachte sich der Autor wohl: „Zur Hölle auch, ich konzentriere mich aufs Wesentliche und bringe die Serie keinen Schritt weiter“.

Gambit und Rogue haben eine heftige Beziehungskrise. Wieso? Nun, da Rogue jeden tötet, den sie länger als 5 Sekunden berührt (Was sogar für uns Männer zu wenig Zeit ist, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen), X-Men: Bizzare Love Triangle 1müssen die beiden Liebenden auf körperliche Zuneigung verzichten, was verständlicherweise zu einer gewissen Frustration führt. Es stellt sich die Frage, wie man ein solches Hindernis überwinden kann. Abstinenz wäre zwar eine Möglichkeit, aber keine Lösung. Sex im Gefahrenraum (bzw. im „Love-Room“) wäre ebenfalls eine Lösung, aber da dieser seit einiger Zeit "ausser Betrieb" ist, bleibt auch diese Möglichkeit verschlossen. Verzweifelt wendet sich das Paar an Emma Frost, die ihnen durch ihre mentale Kraft die Illusion eines Schäferstündchens verschaffen soll. Zumindest dieser Aspekt würde einen grossen Unterhaltungswert bieten, denn Emma Frost als telepathische Zuhälterin ist nun wirklich ein innovativer Ansatz. Doch anstatt diese ganze Problematik mit dem nötigen Sinn für Humor anzugehen, verkrampft sich Milligan durch seine melodramatische und völlig überzogene Geschichte. Im Übrigen geht der Autor bei der Lösung dieses „Intimitätsproblems“ viel zu weit. Ich bin zwar kein ausgebildeter Sexologe, aber die ein oder andere realistischere Lösung läge nahe. Ich möchte mit meinen „schlüpfrigen“ Ideen aber niemanden zu nahe treten, weshalb ich auf eine konkretere Erläuterung verzichte.

Als X-Men: Bizzare Love Triangle 3schliesslich eine neue Mutantin, Foxx, die Schule aufsucht und sich auf ziemlich aufdringliche Weise an Gambit ranmacht, verkommt das ganze vollends zu einem billigen Eifersuchtsdrama, welches weder unterhaltet, noch die Figuren weiterbringt. Rogue kriegt Tobsuchtsanfälle, Gambit macht Bekanntschaft mit der kalten Dusche und als Leser greift man instinktiv zur mentalen Fernbedienung, denn ein solches „Trash“-Programm kriegt man sonst nur bei Telenovelas zu sehen.

Völlig entgeistert und resigniert blättert man weiter und hofft auf Besserung und siehe da: Sie kommt! Ab dem dritten Heft nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung. Nicht mehr „wahre Liebe“ steht thematisch im Vordergrund, sondern „Vertrauen und Vergebung“. Zwar ist auch das keine kreative Offenbarung, aber einige interessante Momente entstehen schon und so lässt sich die Storyline wenigstens zu Ende lesen.

Wie schon im ersten Band („Golgotha“) stellen auch hier Larrocas verträumte Bilder den einzigen Lichtblick der Geschichte. Die wasserfarbenähnliche Kolorierung erzeugt eine originelle Stimmung, die leider durch die schlechte Geschichte nicht richtig genossen werden kann. In meiner letzen Review hoffte ich noch auf eine Besserung des Autors, doch nach dieser Story wünsche ich mir nur noch seine Absetzung. Milligan schreibt so, als würde er gegen seinen Willen am Schreibtisch festgehalten und mit Peitschenhieben zum Schreiben angetrieben. Marvel hat aber mittlerweile die kreative Misere bei dieser Serie erkannt und vor kurzem erst verkündet, dass ab diesem Sommer (ab July) ein neues Kreativteam die "X-Men" übernehmen wird: Mike Carey und Chris Bachalo. Auf ein gutes Gelingen!

4/10
Lamond
Review zu X-Men: Golgotha TPB 1.
Review zu Astonishing X-Men: Gifted TPB 1.