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Sonntag, September 17, 2006

Ultimate Spider-Man: Silver Sable TPB 15

Written by Brian M. Bendis, pencils by Mark Bagley (Marvel). Deutsch: "Der Ultimative Spider-Man #46-49" (PaniniComics Deutschland).





























Wir Comicfans sind wohl das schwierigste, undankbarste und - seien wir ehrlich – irrationalste Zielpublikum in der Geschichte der Konsumgesellschaft. Schwierig, weil wir mehrheitlich unzufrieden mit den Produkten sind. Undankbar weil wir keine der ernsthaften Bemühungen der Verlage zu schätzen wissen. Irrational weil unser Kaufverhalten selten dem entspricht, was wir im Internet predigen. So wird unermüdlich gegen die riesigen Crossover-Events gewettert, nur um ihnen dann doch Rekordverkaufszahlen zu verschaffen. Ein weiteres Paradox sind die Spider-Man Fans. Seit Jahren jammern sie schon, dass ihr 616 Spidey kaputt geschrieben würde. Zu dramatisch, zu düster sei das Ganze, zu weit entfernt von ihren Idealvorstellungen. Darf man eben diesen Fans glauben, dann warten sie auf Spider-Man Abenteuer, welche den Geist der alten Stan Lee Geschichten atmen: Heitere, unkomplizierte Unterhaltung, die einen liebenswerten Verlierer zeigt, der trotz aller Heldentaten mit dem Alltäglichen strauchelt. Trotz unzähliger Beteuerungen begreifen eben diese chronischen Nörgler nicht, dass sie nur zu Ultimate Spider-Man greifen müssten. So einfach wäre das. Doch wie gesagt, wir Comic Fans sind schwierig, undankbar und irrational.

Nach Peters Trennung von MJ dachten die meisten Leser schon, eine Welle von Teenager Melancholie würde in den nächsten Storylines auf sie zukommen, nur um das „Traumpaar“ dann doch wieder zusammenzuführen. Doch Bendis wusste mal wieder zu überraschen, denn Peter übersprang die Trauerphase und hat bereits eine neue feste Freundin: Kitty Pride, Mitglied der X-Men und jedermanns Darling. Es ist schon erstaunlich wie erfrischend sich diese Veränderung auf die Geschichten auswirkt. Peter ist für einmal nicht, der noble, sensible, selbstlose Held, der nur an andere denkt, sondern ein gewöhnlicher Teenager, der nicht anders kann, als sich als der Mittelpunkt der Erde zu fühlen.

Nachdem Spider-Man in letzter Zeit per Zufall die Interessen eines Grossunternehmers, Mr. Roxxon, vor Angriffen mutierter und ausserordentlich gut ausgerüsteter Superschurken geschützt. Da dieser Geschäftsmann keine Ahnung hat, weshalb seine Frachter und Lieferungen ständig angegriffen werden, stützt er sich bei seinen Ermittlungen auf den einzig vorhandenen Anhaltspunkt, Spider-Man. Doch ein Gespräch mit dem Wandkrabbler ist alles andere als einfach zu bewerkstelligen, und so heuert er eine Söldnertruppe um an sein Ziel zu kommen.

Die Truppe wird von der mysteriösen Silver Sable angeführt. Ihre Herkunftsgeschichte ist Bendis ausgesprochen gut gelungen, weshalb man sie kaum als einen Superschurken bezeichnen kann. Obwohl sie ein Vollprofi ist, gehen die ersten Versuche Spider-Man einzufangen gründlich schief, was sich vor allem auf Peters schulisches Umfeld auswirkt. Die Geschichte entwickelt sich rasch, wie es schon bei „Warriors“ der Fall war, zu einem chaotischen Kampf, indem unzählige Parteien hineingezogen werden. Am Ende steht jedoch eine interessante Auflösung, welche ein paar klassische Spider-Man Schurken in ihrer ultimativen Premiere zeigt.

„Silver Sable“ bestätigt meine These, dass sich sowohl die Serie als auch das Kreativteam in ihrem zweiten Frühling befinden. Bendis Geschichten waren lange nicht mehr so inspiriert und Mark Bagleys Artwork schien lange nicht mehr so klar. Die Storyline ist sogar besser als die vorhergehende („Warriors“), was bedeutet, dass sich die Serie nun „offiziell“ wieder auf dem Niveau der ersten sechs Trade Paper Backs befindet.

Chronische Online Nörgler sollten die Finger von diesem Comic lassen, denn sie werden nichts darin finden, worüber sie sich anschliessend beklagen könnten.

10/10
Lamond