Ex Machina: Fact v. Fiction TPB 3
Written by Brian K. Vaughan, pencils by Tony Harris, inks by Tom Feister, colors by JD Mettler (DC Comics/Wildstorm).
Das Schaffenswerk von Brian K. Vaughan ist beeindruckend. Er schreibt ausschließlich starke Serien und drückt jeder seinen Stempel auf: Dieser lässt sich als scharfsinniger, anspruchsvoller Stil bezeichnen, bei dem der Leser nie weiß, in welche Richtung sich alles entwickeln wird.
Ex Machina ist ein weiteres Beispiel dieser Schaffenskraft. Neben vielen popkulturellen Anspielungen referiert Vaughan historische, literarische, technologische und philosophische Aspekte, bis hin zu Reflexionen über die Comic-Industrie selbst. Glücklicherweise verzichtet das Ex Machina-Universum auf überladene, zugleich billige Charaktere oder eine exzessive Kontinuitätslinie, die durch ihre Verzettelungen zumeist Schluckauf und Blähungen verursachen würde. Ganz ohne infernale, wahnsinnige Bösewichter, die die Weltherrschaft an sich reißen wollen oder einer großen, welterschütternden Krise setzt das kleine, exklusive Ex Machina-Universum auf Alltagserlebnisse. Und diese machen den Reiz des Comics aus: Ex Machina ist weder ein banaler Superheldencomic, noch ein auf Papier gebanntes TV-Politikdrama.
Mit Fortlauf der Handlung beschleicht den Leser immer häufiger der Eindruck, Mitch Hundred habe ein dunkles Geheimnis, eines das ihn bisweilen unbarmherzig erscheinen lässt. Sein Charakter ist mehrschichtig: Mitunter versucht er sich als bigotter Manipulator, dann ist er wieder ein einfacher, anständiger Junge. Exzellent stellt Vaughan die tieferen Bedeutungen der Begriffe "Held", "Maschine" und "Mensch" in Rede.
Strukturell ist Ex Machina wohl Vaughans komplexestes Werk. Die Erzählweise verändert sich auf wenigen Panels kontinuierlich: vom omnipotenten Betrachter zu Mitchells Erinnerungen und dann zu völlig anderen Perspektiven. Tatsächlich ist Harris derjenige, der Richtung und Geschwindigkeit bestimmt. Seine hauchfeines und dynamisches Talent lässt Ex Machina erst funktionieren und den Leser nie ungewiss, was zwischen den Panels passiert sein könnte. Seine Kunst ist nicht per se "hübsch"; oft benötigt die Story Darstellungen des häßlichen, heruntergekommenen oder geschmacklosen menschlichen Erscheinungsbildes und Verhaltens. Seine Charakterdesigns sind keineswegs idealistisch, sondern enthalten Narben, Makel und Schwächen. Diese tragen der Normalisierung und Authentizität der Charaktere bei. Auffallend ist auch, dass Harris nicht in einer Detailverliebtheit schwelgt, sondern nur dort Details herausarbeitet, wo diese nötig sind. Manchmal fühlt man sich wie in einem Actionfilm, wenn Harris seine Kunst in einer Szene, die lediglich aus der profanen Unterhaltung zwischen einem Helden und einem Computer (respektive einem Telekommunikationsnetzwerk) besteht, voller Lebendigkeit vorträgt. Bemerkenswert ist die Beständigkeit seines Schaffens. Alle Ausgaben erschienen bisher pünktlich. Durch Tom Feister und JD Mettler fühlt sich Ex Machina aufwühlend an; die Seiten neigen dazu, in Farbtönen von Gefühlszuständen zu glühen. Die delikate Hinzufügung von Farbe verfeinert Charakterstudien, wie bei den Augenschatten einer Nutte und blutunterlaufenen Augen eines Rauschgiftsüchtigen in Ex Machina #12. Das kongeniale Talent aller drei Künstler wird am augenfälligsten in den atemberaubenden Covern.
Ex Machina ist eine wundervolle Gelegenheit, eine herausfordernde Serie für jeden, der anderes begehrt als gewöhnliche Superheldensagen.
"You have to help the system if you want it to help you."Der Serie Ex Machina ist schwierig beizukommen. Man könnte sie als einen politischen Thriller im Superheldenmilieu beschreiben. Zutreffend wäre aber auch eine Satire über Mechanisches. Jedenfalls handelt sie von Mitchell Hundred, einem Mann, den seine Vergangenheit sowohl physisch wie emotional sehr prägte. Seine Erfahrungen veranlassen den New Yorker Bürgermeister die von den meisten Amerikanern verhasste "jury duty" anzunehmen, obwohl es ihm ein Leichtes gewesen wäre mittels juristischer Schachzüge dieser Pflicht zu entkommen. Gleichzeitig müssen seine beiden, ob seiner Abwesenheit allein gelassenen, "Sidekicks" Kremmlin und Bradbury einen neuen Vigilanten namens "The Automation" stoppen. Der Auftakt des Trades, ein one-off issue, zeigt einmal mehr, dass die treibende Kraft hinter Hundreds Entscheidung in die Politik zu gehen, ihn stetig heimsucht. In der letzten Geschichte des vorliegenden Bandes erfahren wir einiges darüber, wie Mitch Hundred "tickt": Welcher Weg ist geeigneter einen Menschen zu verstehen, als die Personen kennen zu lernen, die diesen Menschen erzogen haben? So bekommt der Bürgermeister einen Anruf von einer lange Zeit untergetauchten Person - seiner Mutter. Diesen Anruf verfolgt er auf raffiniert inszenierte Weise zurück, um herauszufinden, wo seine Mutter sich aufhält, und was in ihrem Leben schief lief. Wie so oft sind die Schicksale seiner Nächsten mit Lügen des eigenen Lebens verflochten.
Das Schaffenswerk von Brian K. Vaughan ist beeindruckend. Er schreibt ausschließlich starke Serien und drückt jeder seinen Stempel auf: Dieser lässt sich als scharfsinniger, anspruchsvoller Stil bezeichnen, bei dem der Leser nie weiß, in welche Richtung sich alles entwickeln wird.
Ex Machina ist ein weiteres Beispiel dieser Schaffenskraft. Neben vielen popkulturellen Anspielungen referiert Vaughan historische, literarische, technologische und philosophische Aspekte, bis hin zu Reflexionen über die Comic-Industrie selbst. Glücklicherweise verzichtet das Ex Machina-Universum auf überladene, zugleich billige Charaktere oder eine exzessive Kontinuitätslinie, die durch ihre Verzettelungen zumeist Schluckauf und Blähungen verursachen würde. Ganz ohne infernale, wahnsinnige Bösewichter, die die Weltherrschaft an sich reißen wollen oder einer großen, welterschütternden Krise setzt das kleine, exklusive Ex Machina-Universum auf Alltagserlebnisse. Und diese machen den Reiz des Comics aus: Ex Machina ist weder ein banaler Superheldencomic, noch ein auf Papier gebanntes TV-Politikdrama.
Mit Fortlauf der Handlung beschleicht den Leser immer häufiger der Eindruck, Mitch Hundred habe ein dunkles Geheimnis, eines das ihn bisweilen unbarmherzig erscheinen lässt. Sein Charakter ist mehrschichtig: Mitunter versucht er sich als bigotter Manipulator, dann ist er wieder ein einfacher, anständiger Junge. Exzellent stellt Vaughan die tieferen Bedeutungen der Begriffe "Held", "Maschine" und "Mensch" in Rede.
Strukturell ist Ex Machina wohl Vaughans komplexestes Werk. Die Erzählweise verändert sich auf wenigen Panels kontinuierlich: vom omnipotenten Betrachter zu Mitchells Erinnerungen und dann zu völlig anderen Perspektiven. Tatsächlich ist Harris derjenige, der Richtung und Geschwindigkeit bestimmt. Seine hauchfeines und dynamisches Talent lässt Ex Machina erst funktionieren und den Leser nie ungewiss, was zwischen den Panels passiert sein könnte. Seine Kunst ist nicht per se "hübsch"; oft benötigt die Story Darstellungen des häßlichen, heruntergekommenen oder geschmacklosen menschlichen Erscheinungsbildes und Verhaltens. Seine Charakterdesigns sind keineswegs idealistisch, sondern enthalten Narben, Makel und Schwächen. Diese tragen der Normalisierung und Authentizität der Charaktere bei. Auffallend ist auch, dass Harris nicht in einer Detailverliebtheit schwelgt, sondern nur dort Details herausarbeitet, wo diese nötig sind. Manchmal fühlt man sich wie in einem Actionfilm, wenn Harris seine Kunst in einer Szene, die lediglich aus der profanen Unterhaltung zwischen einem Helden und einem Computer (respektive einem Telekommunikationsnetzwerk) besteht, voller Lebendigkeit vorträgt. Bemerkenswert ist die Beständigkeit seines Schaffens. Alle Ausgaben erschienen bisher pünktlich. Durch Tom Feister und JD Mettler fühlt sich Ex Machina aufwühlend an; die Seiten neigen dazu, in Farbtönen von Gefühlszuständen zu glühen. Die delikate Hinzufügung von Farbe verfeinert Charakterstudien, wie bei den Augenschatten einer Nutte und blutunterlaufenen Augen eines Rauschgiftsüchtigen in Ex Machina #12. Das kongeniale Talent aller drei Künstler wird am augenfälligsten in den atemberaubenden Covern.
Ex Machina ist eine wundervolle Gelegenheit, eine herausfordernde Serie für jeden, der anderes begehrt als gewöhnliche Superheldensagen.
8/10
PhilosEx Machina: The First Hundred Days TPB 1 (Philos).
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