Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Sonntag, September 18, 2005

Young Avengers Vol. 1: Sidekicks

Gastreview von Björn Steckmeier a.k.a. Grammaton Kleriker (PaniniForum) a.k.a. Clint Barton (Comic Forum). Sehr vielen Dank!

Written by Allan Heinberg, art by Jim Cheung (Marvel). Deutsch: Keine Veröffentlichung.

Wenn „Avengers: Disassembled“ (dt. „Heldenfall“) etwas Gutes hervorgebracht hat, dann ist es zum einen „G.L.A.“ (welches von mir bereits vorgestellt wurde) und die “Young Avengers”.

Angefangen hat alles mit einer Werbeanzeige. Eine Werbeanzeige, die offenbar Teenager-Versionen von Iron Man, Captain America, Thor und Hulk darstellen sollte. Darunter der Schriftzug der Serie und der Hinweis auf das Team Heinberg/Cheung, sowie die Anmerkung, daß diese Helden nicht sind, was sie zu sein scheinen.
Natürlich waren die ersten Reaktionen eher negativ. Ohne auch nur eine Seite gelesen zu haben, warf man der Serie vor, Marvels Antwort auf die „Teen Titans“ zu sein (die ja lustigerweise DCs Gegenstück der X-Men sind) und das alles ja eine ganz lahme Idee sei.
Anfangs war ich auch skeptisch und wusste nicht, was ich von dem Ganzen halten soll. Meine Haltung war auch erst mal ablehnend – zu groß war noch die Wunde, die Brian Michael Bendis mir als absolutem Avengers-Fan zugefügt hat (daß ich „Disassembled“ für ein Stück Rotz halte, dürfte ja weitestgehend bekannt sein. Ich wollte es bloß noch mal erwähnt haben *g*) zugefügt hat.
Heinberg kannte ich nicht (habe die TV-Serie „The O.C.“ bis dato nie gesehen), aber der Name des Zeichners machte mich neugierig. Jim Cheung mochte ich seit seinen Arbeiten zu „Force Works“ und „Maverick“ (beide Marvel) und auch seine Serie „Scion“ (CrossGen) hat einen positiven Eindruck hinterlassen. Also wollte ich das Ganze doch mal antesten (ein Konzept, welches mir so einige schöne Serien wie Gravity, New Warriors oder Machine Teen beschert hat, die ich allesamt gut finde, aber offenbar außer mir keiner liest *hint* *hint*). Aber ich schweife ab.
Nach langem warten kam dann auch endlich die erste Ausgabe – und WOW! Die Serie hat mich vom Fleck weg umgeworfen! Das hat nicht mal Dan Slotts „She-Hulk“ geschafft.
Die Story war durchaus spannend und gut ausgearbeitet, die Dialoge griffig (und manchmal herrlich selbstironisch) und die Charaktere ziemlich sympathisch. Eine sehr gute Einführungsausgabe.
Doch worum geht es eigentlich?
Tja… seht ihr – DAS ist das Problem. Man kann diese Serie kaum beschreiben, ohne nicht zuviel zu sagen. Erstmal geht es um die vier Helden Iron Lad, Hulkling, Patriot und Asgardian, die in die Fußstapfen der Rächer treten wollten. Aber mehr kann man auch schon gar nicht verraten, um möglichst wenig von der Spannung zu nehmen.
Jede Ausgabe hatte bisher einige Überraschungen auf Lager. Das fängt damit an, daß nicht jeder Charakter das ist, was er zu sein scheint und endet damit, daß das Team munter immer mehr Mitglieder auf die tollste Art hinzubekommt. Überraschungen und Storytwists sind vorprogrammiert und treffen einen mit voller Breitseite, ohne aber einen schalen Beigeschmack zu hinterlassen.

Im Gegensatz zu einigen düsteren Serien, die Marvel derzeit im Programm hat (meistens findet man die Namen Bendis oder Brubaker in diesem Zusammenhang, die in der Regel einen höllisch guten Job machen) wirken die Young Avengers einfach frisch. Die Charaktere sind unverbraucht, bieten aber genügend Mystery Potenzial, für spaßiges Raten, wie es denn weitergeht. Heinberg hat unheimlichen Respekt vor den Figuren, aber auch nicht so großen, das er sich nichts traut und die Geschichten dadurch starr und unoriginell bleiben (ein Problem, das ich mit Kurt Busiek bei den Avengers hatte) und überzeugt immer mit neuen Irrungen und Wirrungen. Die Serie macht einfach Spaß, sie atmet den Abenteuer-Charakter vergangener Marvelserien und nicht den x-ten Aufguss einer Serie, die ihr Verfallsdatum schon lange überschritten hat, weil keiner mehr Änderungen wagt, um auch ja nicht das Hollywood-Potenzial des Franchise zu gefährden.
Passend dazu Zeichner Jim Cheung, der in schönen, fein detaillierten und sehr dynamischen Bildern die Figuren gekonnt in Szene setzt. Er und Heinberg bilden ein verdammt gutes Team – so wie Claremont und Byrne oder David und Keown.

Für mich persönlich sind die Young Avengers die wahren New Avengers – da sie auch wirklich NEU sind und kein wahlloser Zusammenschmiss von Marvels größten Geldmach-Charakteren.
Was nur sehr ärgerlich ist, sind die mittlerweile argen Verspätungen des Titels. Das verdirbt einem schon etwas den Spaß, da man einfach ewig weiterlesen könnte – eine locker-leichte Superheldenserie mit ihren Spaß- und Trauermomenten, die gleichzeitig Neuleser als auch eingefleischte Altleser zufrieden stellt und einen Spagat vollbringt, der niemanden vor den Kopf stößt – DAS ist es, was Marvel braucht und mit den Young Avengers bekommt man so etwas.

So, jetzt seit ihr schon hier unten, habt den ganzen Sermon durchgelesen, meine Tiraden gegen Disassembled erneut ertragen müssen und wisst vermutlich immer noch nicht, was ihr bei „Young Avengers“ genau zu erwarten habt. Aber wie ich bereits vorher schrieb – das ist volle Absicht und WENN ihr den jungen Rächern eine Chance gebt, werdet ihr es mir vielleicht danken, daß ich euch nichts, aber auch gar nichts verraten habe und ihr diese wunderbare Serie in vollen Zügen und spoilerfrei genießen könnt. Also gebt euch einen Ruck, lauft zum Comichändler und bestellt euch den ersten Sammelband (mit den ersten 6 Ausgaben) oder nehmt die Serie gleich als Heft ins Abo.

Björn Steckmeier a.k.a. Grammaton Kleriker

Review zu GLA von Björn Steckmeier unter
Review zu New Avengers: Breakout TPB 1 unter