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Sonntag, Dezember 04, 2005

House of M: Fantastic Four TPB

Gastreview von Andy S. Sehr vielen Dank!

Written by John Layman, pencils by Scot Eaton & Don Hillsman II (Marvel Comics). Deutsch: Keine Veröffentlichung.

Es gibt keine Fantastic Four. Reed Richards ist seit Jahren tot. Victor von Doom, der Monarch von Latveria, leitet eine Eingreiftruppe namens „Fearsome Four“: Nicht nur sind sie für ihn Familie und Bodyguard, sondern werden auch von Magnus gerne benutzt, um die Drecksarbeit des „House of M“ zu erledigen. Doch Victor ist ein vom Ehrgeiz zerfressener junger Mann, der sich nur unter mächtigem Zähneknirschen den Befehlen des Magnus unterwirft. Noch. Denn ein Plan reift heran, wie er mit Hilfe seiner Mannen aus dem „House of M“ schon bald das „House of Doom“ machen wird. Magneto muss sterben, damit Doom herrschen kann.

Wir sehen einen zutiefst gespaltenen Mann, hin- und hergerissen zwischen seinen Ambitionen, HoM FF 1seinem Machtstreben und der Liebe und Fürsorge für seine Familie, die er mit seinen Plänen in allergrößte Gefahr bringt. Und hier liegt auch die große Stärke dieser Miniserie: Man kann den Mann irgendwie verstehen und doch wieder nicht. Allein wer lässt sich schon gerne wie einen Lakaien behandeln? Aber Victor begeht einen großen Fehler, den er erst kurz vor dem Ende zu erkennen in der Lage ist: Von grenzenloser Arroganz getrieben verschleudert er ein glückliches Leben im Schoße der Familie für seinen Allmachtsanspruch. Manchmal sollte man zufrieden sein mit dem, was man hat. Besonders, wenn es sich dabei um ein prosperierendes Königreich und eine glückliche Familie handelt. Doch gerade diese Konstellation, in der der Leser von vornherein erkennt, dass Victor nur scheitern kann, verleiht dem Geschehen eine wunderbar tragische Komponente.

Die FF-Mini hat möglicherweise das dem Mainstream-Fan unbekannteste Art-Team aller HoM-Geschichten. Mit Scot Eaton übergab man einem Mann den Zeichenstift, der bis jetzt nichtHoM FF 2 behaupten kann, im Haus der Ideen einen festen Mietvertrag zu haben. Bis auf seine kurzen Runs an Silver Surfer und Thor bleiben da nur einige Fill-In Jobs zu nennen. Möglicherweise wird sich dies nun ändern. Seine (und Inker Don Hillsmans II) dunklen Settings, seien es nun Dooms Schloß oder die unterirdischen Hallen des Moleman (die übrigens stark an die orküberlaufenen Minen von Moria erinnern), sind sehr atmosphärisch, seine Zeichnungen mehr als routiniert. Eaton ist kein Mann, der seine Figuren posieren lässt, sondern arbeitet mit lebendiger Mimik und Gestik. Gefühlsregungen sind jederzeit nachzuvollziehen. Sein Storytelling bleibt in klassischen Bahnen, der Leser verliert an keiner Stelle den Überblick. Sollte ich seinen Strich zu einem anderen Zeichner in Relation stellen, fiele mir am ehesten Paul Pelletier ein, der zuletzt mit einigen Heften der ersten She-Hulk-Serie und nun als Stammzeichner der Exiles Freude macht. Keine schlechte Gesellschaft, in meinen Augen.

John Layman. Was fällt euch zu dem Namen ein? Mir zuerst nicht viel. Und nach kurzer HoM FF 3Recherche wusste ich auch wieso - Fans der „Thundercats“ und vom französisch nuschelnden Kartenschmeißer Gambit geht es sicherlich anders. So ist diese Mini erst der zweite größere Ausflug Laymans in die tückischen Untiefen der Marvel-See. Und er erleidet dabei keinesfalls Schiffbruch: Layman schafft es, bereits auf wenigen Seiten des ersten Heftes mit Victor von Doom eine facettenreiche Figur in den Mittelpunkt zu stellen, die deutlich mehr bietet als die althergebrachten Weltherrschaftsambitionen. Einen liebenden Familienvater, der unter den Ansprüchen seiner Mutter leidet, einen skrupellosen Wissenschaftler, der nicht nur Meerschweinchen für seine Experimente einspannt, aber auch einen furchtlosen und arroganten Feldherren, der nicht nur über die Leichen seiner Feinde geht. Auch die Randfiguren, Dooms Familie, sind mehr als nur Staffage. Ein lebendiges, mit Charakter erfülltes Umfeld mit jeweils nachvollziehbaren Interessen umgibt die Hauptfigur. Well done, Mr. Layman.

Nun, einen kleinen Etikettenschwindel muss sich diese tolle Serie vorwerfen lassen: Natürlich tauchen an allen Ecken und Enden Elemente aus der klassischen FF-Historie auf – doch eben nicht die Fantastic Four. Das stört mich persönlich überhaupt nicht, ist doch die Geschichte der Schurken oft die interessantere. Und ein Showdown zwischen Magneto und Dr. Doom hat in jedem Fall seine Reize.
Das Tradepaperback erscheint (im Verbund mit der Iron Man-Mini) am 8.Februar 2006.

Andy S

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