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Sonntag, Dezember 10, 2006

Ex Machina: March To War TBP 4

Gastrezension von HobieBrown. Sehr vielen Dank!

Written by Brian K. Vaughan, pencils by Tony Harris and Chris Sprouse, inks by Tom Feister and Karl Story (Inker) and colors by JD Mettler (DC Comics/Wildstorm). Includes Ex Machina #17-20, Ex Machina Special #1-2.

Hauptprotagonist von Ex Machina ist Major Mitchell Hundred der auf mysteriöse Weise die Fähigkeit erlangt hat, mit Maschinen "zu sprechen". Diese Fähigkeiten machte aus ihm den Superheld "The Great Machine". Jetzt könnte man vielleicht denken, Ex Machina wäre eine Superheldenserie unter vielen. Das ist jedoch weit gefehlt!
Die Serie bezieht sich auf Hundreds politische Karriere als Bürgermeister von New York City. Er hat sich für die Laufbahn als Politiker entschieden, nachdem er seine Superheldenidentität an den Nagel hängte. Die regelmäßigen Flashbacks in seiner Zeit als "The Great Machine" fügen sich nahtlos in die Story ein und liefern interessante Hintergründe zu Charakteren bzw. zum aktuellen Geschehen. Die Nebencharaktere sind für die Story ebenso wichtig wie Mitchell Hundred selbst. Auf die Charaktere ist in den vorangegangenen Reviews bereits näher eingegangen worden.

Zeitlich spielt "March To War" in der Zeit, als die Vereinigten Staaten im Begriff waren in den Irak einzufallen (also Anfang 2003). In seiner Position als Bürgermeister von New York entscheidet sich Major Hundred dafür, trotz vorheriger Warnung vor Terroristenanschlägen, Protestmärsche gegen den anstehenden Krieg in der ganzen Stadt zuzulassen. Auf die friedlichen Demonstranten, unter denen sich auch ein ehemaliges Mitglied aus Hundred´s Kabinett befindet, wird ein Gasanschlag verübt. Mit Selbstvorwürfen konfrontiert begibt sich Major Hundred mit nicht ganz legalen Mitteln auf die Suche nach dem Täter, während Journal Moore (das ehemalige Kabinettsmitglied) im Sterben liegt. Es wird auf schockierende Art und Weise gezeigt, was so ein Anschlag für Auswirkungen hat (Rassenunruhen, Misstrauen, Überreaktion). Man sieht außerdem, welche Auswirkungen das Amt des Bürgermeisters auf das Privatleben von Mitch Hundred hat und welche Verantwortung auf seinen Schultern liegt. Die Herkunft des Gases und die Suche nach dem Täter ist überaus intelligent geschrieben und man wird als Leser gefordert. In einem Flashback, in dem man sieht mit welchen Gegnern es "The Great Machine" in der Vergangenheit bereits zu tun hatte, wird Hundred´s Nemesis Pherson angedeutet, dessen Name bereits einige Male gefallen ist. Gott sei dank ist seine Geschichte in Form der Specials in diesem Trade enthalten. Ein immer wiederkehrendes Thema in dieser Serie sind die Terroranschläge vom 11. September 2001. (Im Comic konnte "The Great Machine" einen der Türme des WTC retten.) Dank dem ernsten Grundton der Serie kommen kleine Scherze und Referenzen (in dieser Geschichte z.B. der erste Superman Film) glaubhaft herüber und sind in der Wirkung sehr intensiv. Die Moral der Geschichte wirkt trotz der Thematik nicht aufgezwängt und es bleibt dem Leser die Möglichkeit sich seine eigene Meinung zu bilden.

Im zweiten Teil des Trades, den Specials, kriegen wir endlich Hundreds Nemesis Jack Pherson zu Gesicht. Die Geschichte spielt wieder in zwei Ebenen, diesmal liegt das Augenmerk jedoch mehr auf der Vergangenheit. Pherson´s Origin ist absolut intelligent umgesetzt und es wird glaubhaft herübergebracht welche Gefahr von ihm ausgeht. Der Showdown der Beiden ist keineswegs eine Superheld gegen Superschurke Klopperei, sondern zeigt dass jeder Trick recht ist um einen skrupellosen Gegner auszuschalten. Ausserdem wird eine alte Frage wieder aufgeworfen indem Pherson behauptet, er weiss woher er und Hundred ihre Fähigkeiten haben. Ich möchte nicht zuviel verraten, aber diese zwei Specials haben mich auf mehr Geschichten von The Great Machine hungrig gemacht und das Mysterium um Mitchell Hundred´s Kräfte wird hoffentlich sinnvoll aufgelöst! Für das Artwork sind diesmal Chris Sprouse und Karl Story zuständig. Das Team lässt Harris und Feister kaum vermissen und das Artwork reiht sich perfekt in die Optik der Serie ein.

Ich habe noch nie ein so realistisch geschriebenes Comic gelesen. Brian Vaughan liefert ein absolutes Meisterwerk ab und zeigt, wie intelligente und zugleich spannende Comics heutzutage aussehen können. Unterstützt wird Vaughan von Zeichner-Virtuose Tony Harris der von Tom Feister geinkt wird. JD Mettler stellt eine Farbpalette zur Verfügung, die den Spagat zwischen Realismus und Comicoptik spielend schafft. Die Cover dieses brillanten Art-Team geben der Serie zudem einen eindeutigen Erkennungswert und spielen auf den Heftinhalt an.

Angelegt ist die Serie übrigens auf 50 Ausgaben. Ich denke, nach Abschluss der Serie steht Ex Machina als eigenständiges und richtungsweisendes Comic-Meisterwerk neben Watchmen, Planetary, Dark Knight usw. Eine Verfilmung könnte ich mir auch wunderbar vorstellen. Wer durch mein Review ein wenig Interesse an Ex Machina bekommen hat, sollte nicht länger überlegen und sich die Serie zulegen. Denn sie ist soviel besser und spannender als ich es je in einem Review abbilden kann. Ich kann jedem der intelligente, spannende und realistisch geschrieben Comics mag, Ex Machina wärmstens empfehlen.

10/10
HobieBrown
Ex Machina: The First Hundred Days TPB 1 (Philos).
Ex Machina: The First Hundred Days TPB 1 (Lamond).
Ex Machina: Tag TPB 2 (Philos).
Ex Machina: Tag TPB 2 (Lamond).
Ex Machina: Fact v. Fiction TPB 3 (Philos).