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Samstag, August 19, 2006

X-Men: Deadly Genesis TPB

DECIMATION REVIEWS

Written by Ed Brubaker, pencils by Trevor Hairsine (Marvel).





























Ed Brubaker ist grundsätzlich kein Superheldenautor. Natürlich klingt das merkwürdig, wenn man bedenkt, dass er einen Exklusiv Vertrag mit Marvel unterzeichnet hat, ein Verlag, der vorwiegend Superheldencomics veröffentlicht. Zwar hat der Autor sich mit seinen ersten Marvel Serien - Captain America und Daredevil - zweier Superhelden-Ikonen angenommen, aber es ist ihm jeweils erfolgreich gelungen, das Genre der klassischen Superhelden-Action zu umschiffen. „Captain America“ ist ein rasanter Spionage-Thriller und „Daredevil“ ein düsteres Drama mit kriminalgeschichtlichen Elementen. Aus diesem Grund war ich sehr gespannt, als angekündigt wurde, dass er eine X-Men-Mini schreiben würde, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, auf welches Genre er diesmal ausweichen würde.

Mit „Deadly Genesis“ wird – wie es in letzter Zeit sowohl bei Marvel aus auch bei DC sehr häufig vorkommt – mal wieder an der Vergangenheit bzw. Continuity berühmter Figuren rumgebastelt. In bester Fanboy Manier werde ich bei einem solchen Vorgehen misstrauisch, denn obwohl es durchaus gelungene Beispiele für diese sogenannten „Retcons“ gibt, fallen sie meistens enttäuschend aus und zeugen für gewöhnlich von akuter Einfallslosigkeit.

Die Neuinterpretation der Vergangenheit in „Deadly Genesis“ geht auf einen Meilenstein der X-Men zurück, nämlich auf das legendäre „Giant Size X-Men“, in welchem das klassische Mutantenteam von der tödlichen Insel Krakoa gefangen genommen wurden. Angeblich passierte weit mehr ausserhalb jener Seiten, als den Lesern damals bewusst sein konnte. Und wie immer bei dieser Art von Geschichte, wartet am Ende die „schockierende“ Enthüllung eines dunklen Geheimnisses.

Da die Fans dieses Prozedere nur all zu gut kennen und mittlerweile eine gewisse Immunität gegen Comics entwickelt haben, welche ausschliesslich von besagten Schock-Elementen und „erschütternden“ Offenbarungen leben, hielt sich das Interesse für „Deadly Genesis“ stark in Grenzen. Zwar waren die Verkaufszahlen – wie meistens bei einer X-Men Serie – recht vernünftig (durchschnittlich ca. 75'000), doch es entstand kaum ein Hype, wie es bei eben solchen „Events“ von den Verlagshäusern erwartet wird.

Die Verantwortlichen bei Marvel erkannten schnell, dass es diesmal mit der traditionellen Geheimnistuerei wenig zu holen gab und so verkündeten sie, dass Ed Brubaker nicht nur diese Mini schreiben, sondern anschliessend die laufenden Serie „Uncanny X-Men“ von Chris Claremont übernehmen würde und dass „Deadly Genesis“ das Fundament für den anstehen Run bilden würde. Zwar wirkte sich diese Ankündigung kaum auf die Verkaufszahlen der Einzelhefte aus, denn die Serie war zu jenem Zeitpunkt schon weit fortgeschritten, aber man kann davon ausgehen, dass sie sich damit sehr hohe Trade Paper Pack Absätze gesichert haben.

Trotzallem handelt es sich bei „Deadly Genesis“ nicht um einen Totalausfall, schliesslich hat man einen der momentan talentiertesten Autoren daran gesetzt. Ed Brubkaker – um auf die Einleitung zurückzukommen - ist bei „Deadly Genesis“ auf kein anderes Genre ausgewichen. Es handelt sich um einen waschechten X-Men Comic, bei dem der Autor nichts anbrennen liess. Doch wenn man risikolos schreibt bzw. die Fans nicht enttäuschen möchte, kann es passieren, dass man nicht nur niemanden enttäuscht, sondern auch niemanden begeistert und das war hier leider der Fall. Während man bei „Captain America“ oder „Daredevil“ nach den ersten paar Seiten sofort merkt, dass es sich um einen Brubaker Comic handelt, wirkt „Deadly Genesis“ neutral, ja beinahe steril. Diese Schadensbegrenzungsstrategie ist jedoch nachvollziehbar, wenn man bedenkt was andere Autoren in letzter Zeit mit den X-Men Serien angerichtet haben.

Trevor Hairsines Zeichnungen wissen zu überzeugen. Sein Realismus passt hervorragend zur düsteren Stimmung der Serie. Ich hatte sein detailreiches Artwork lange vermisst, denn seit „Ultimate Nightmare“ wurde er – trotz seines „Young Gun“-Status – an kein Marvel Projekt mehr gesetzt.

Insgesamt war es eine zumutbare Lektüre mit vielen Schwächen, die v.a. daran litt, dass die Enthüllung am Ende so künstlich und konstruiert war, dass sie niemanden interessierte geschweige denn schockierte.

6/10
Lamond
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