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Sonntag, September 03, 2006

The Walking Dead: The Heart's Desire TPB 4

GASTREZENSION VON DESTROYER. SEHR VIELEN DANK!

Written by Robert Kirkman, pencils by Charlie Adlard (Image). Deutsch: "The Walking Dead" (Crosscult).

Die Wandelnden Toten sind ja mittlerweile Kult und auch dieser Band wird seinen hohen Erwartungen ziemlich gerecht. Allerdings auf eine völlig andere Weise, als so mancher Gelegenheitsleser glauben mag. Denn im Fokus stehen weniger die Zombies, die eher eine Art Hintergrundbedrohung darstellen und immer mal wieder zuschlagen, aber eigentlich recht eindimensional als Gegner sind.

Nein, im Blickpunkt der Handlung sind in diesem Trade vor allem die zwischenmenschlichen Konflikte. Alles, was in den vorherigen Trades nur am Rande angeschnitten wurde, kocht nun hoch, ausgelöst durch einen mysteriösen Neuzugang, die Schwarze Michonne. Die kommt auch nur relativ wenig vor, was für kommende Ausgaben interessante Enthüllung verspricht. Dafür geht es beim Rest der Charaktere zur Sache. Es brechen alte Konflikte auf und die Leute gehen sich gegenseitig an die Gurgel, nicht nur figurativ gesprochen.

Das ist es auch, was diesen Band so gut und glaubhaft macht. Kirkman, der Autor, hat sich viel Zeit gelassen, die Konflikte aufzubauen und so ist es nur absolut logisch und für den Leser klar, dass es innerhalb der Gruppe hoch kocht. Es geht um vergangene Entscheidungen, die Moral in dieser verkorksten Welt und vor allem um einfache Dinge wie Vertrauen, Hoffnung und Liebe. Kirkman zeigt sehr schön, wie verschieden die einzelnen Personen reagieren. Das macht auch meiner Meinung nach den Reiz von Walking Dead aus: Die wirklich guten Charakterisierungen, die einfach Menschen porträtieren, keine unfehlbaren Superhelden. Nein, gewöhnliche Menschen wie du und ich, die in einer außergewöhnlichen Situation auch mal schlicht überfordert sind, die Hoffnung verlieren, ihrer Frustration Luft machen, die Fehler machen und diese dann bereuen.

Es geht allerdings auch in der Handlung weiter, denn das Zuhause, das sich die Gruppe mittlerweile geschaffen hat, wird erweitert. Kirkman gelingt es sehr geschickt, den Leuten Aufgaben zu geben, die sie erfüllen können und er schafft es auch, aus der ungewöhnlichen Ausgangslage, die das Gefängnis bietet, das Maximum herauszuholen.

Mit Charlie Adlard konnte ich mich mittlerweile anfreunden, auch wenn ich immer noch Tony Moore nachtrauere. Die Zeichnungen sind recht gut und auch die Kolorierung ist passend. Handwerklich gibt es an WD nichts auszusetzen außer...

.... tja, dass die Serie im Moment nicht sonderlich regelmäßig erscheint. Offensichtlich hat sich Robert Kirkman mit seinen vielen Marvel Projekten (Marvel Zombies, Ultimate X-Men, Marvel Team Up) etwas übernommen, sodass WD ins Hintertreffen kam. Allerdings ist die Serie auf so konstant hohem Niveau, dass es mir lieber es, es dauert etwas bis Trade #5, als dass qualitativ schlechtere Schnellschüsse kommen.

Fazit: Gekonnt gute Endzeitunterhaltung, garniert mit Zombies und Konflikten.

9/10
Andreas Deubler a.k.a. Destroyer