Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Sonntag, Juni 26, 2005

Black Widow: Homecoming TPB (Philos)

Slugfest Sunday - Lamonds und Philos Sicht auf denselben Comic!

Written by Richard K. Morgan, art by Goran Parlov and Bill Sienkiewicz (Marvel).


Natasha Romanov ist in den Ruhestand gegangen und spendet ihre Freizeit dem Free Climbing in den Rocks von Arizona. Während der Fahrt zu einem ihrer Kletterabenteuer wird sie von einem vermeintlich gestrandeteten PKW-Fahrer angegriffen. Zuvor beginnt die Story mit einer an unterschiedlichen Orten der Welt verübten Mordserie an Frauen. Natasha sieht ihr Leben in Gefahr und legt alte Quellen zu ihrem Ex-S.H.I.E.L.D.-Kollegen Phil Dexter frei, um den Hintermännern ihres Attentäters auf die Schliche zu kommen. Auf der Jagd nach weiteren Informationen reist die Black Widow nach "Mütterchen" Russland, wo sie in ihrer Erinnerung kramt und auf ein Kartenhaus aus Lügen stößt. Die schöne Spionin arbeitet jederzeit professionell, tötet effektiv und brutal und verliert dabei nie ihr Ziel aus den Augen.

Richard K. Morgan, ein populärer Autor (Philip K. Dick Award Gewinner 2003) und doch ein Debütant in der Comic-Szene, hat mit der Black Widow ein glückliches Händchen bewiesen. Sie ist ein beliebter Nebencharakter im Marvel-Universum und gleicht einer Spielwiese für Charakterisierungen. Einer ihrer vornehmlichen Charakterzüge und Topos des Comics ist die Weiblichkeit. Natasha bemerkt, dass sie oft von Männern unterschätzt werde. Eine Frau müsse doppelt so intelligent sein wie ein Mann, um vorwärts zu kommen. Superheldinnen benutzen ihre Weiblichkeit oft, um ihre Gegner sexuell zu umgarnen. Mystique, dessen Solo-Serie an diese Mini erinnert, ist eine typische Vertreterin dieser Taktik. Auch Black Widow bedient sich ihrer Reize, doch ohne dadurch Spielzeug für irgendjemanden zu werden.
Herausragend sind Morgans Gedanken zu den Widrigkeiten, der ein weiblicher Superagent ausgesetzt ist: Das Mütterliche, die instinktive Fürsorge, die Wiege menschlichen Fortlebens, all dies muss geopfert werden, um ein - für männliche Regierende - effektives Werkzeug zu sein. Ein zentraler Satz, gesprochen von der einzigen Person, die man "Mutter" nennen könnte, lautet daher: "Es tut mir Leid, Natasha, es... das Black Widow Programm... wir wollten Krieger, keine Mütter."
Wie sich der daraus resultierende psychische Druck bei einer Frau auswirken kann, lässt der Comic erahnen.

Gute Spionagethriller gehen von der These aus, es gäbe eine Welt hinter der Welt, ein versteckter und moralisch grauschattierter Bereich, wo Paranoia, Verrat und Betrug genau so gewöhnlich sind wie ein achtstündiger Arbeitstag und die monatlichen Rechnungen. Richard K. Morgan schafft mit viel Feinsinn diese versteckte Welt heraus zu schälen. Der Alltag wirkt daneben so fahl wie Zigarettenrauch.

Bill Sienkiewicz leicht gekritzelte, verlorene Striche und die kräftigen Farben sind Comic-Kunst par excellence. Seine Bilder sind rauh und unbehandelt und wirken dennoch veredelt, nervös und doch elegant, wütend bis fieberhaft und doch gelassen und cool. Man könnte meinen Sienkiewicz musste sich beeilen, sonst hätten sich die Bilder selbst gemalt. Seine Black Widow ist kein Comic-Babe, sondern ein grausamer Todesengel. Und doch versprüht sie mit ihren roten vollen Lippen und ihrem katzenartigen, grazilen Körperbau ungeheuren Sex-Appeal. Sienkiewicz Blick für Perspektiven, Proportionen und anmutige Bewegungen des menschlichen Körpers ist meisterhaft. Die lebhafte Farbauswahl mit den vorwiegend warmen Orange-Tönen gleicht den gewaltätigen Zorn und die Kälte der Storyline aus. So entsteht ein fließender, ausdrucksstarker, expressionistischer Stil.

Wunderbar, dass die Ankündigung auf dem finalen Panel im September 2005 wahr und ein von Richard K. Morgan geschriebenes Black Widow Vol. 2 folgen wird. Dieser Mini geht der übliche Superhelden-Idealismus ab. Black Widow handelt aus Eigennutz: Ihr schlichtes Ziel besteht darin, ein geruhsames Leben führen zu können. The Bourne Supremacy lässt grüßen.

9/10
Philos
Review zu Black Widow: Homecoming TPB von Lamond unter http://supercomics.blogspot.com/2005/06/black-widow-homecoming-tpb-lamond.html.

Black Widow: Homecoming TPB (Lamond)

Slugfest Sunday - Lamonds und Philos Sicht auf denselben Comic!

Written by Richard K. Morgan, pencils by Bill Sienkiewicz (Marvel). Deutsch: Noch nicht veröffentlicht


Die Schwarze Witwe gehörte nie zu meinen liebsten Comic-Figuren, denn sie hatte keine besonderen Kräfte oder Fähigkeiten. Sie war lediglich ein ausserordentlich begabter Spion und natürlich ein sehr verführerisches Weib.

Natasha Romanova a.k.a. Black Widow, die als S.H.I.E.L.D. - Agentin zurückgetreten ist und nun ihm schönen Bundesstaat von Arizona ihre Freizeit geniesst, wird ohne triftigen Grund angegriffen und entgeht nur knapp ihrer Ermordung. Natasha geht dem Anschlag nach und findet sich in einer hinterhältigen Verschwörung wieder. Wer möchte die „Black Widow“ töten und wieso?

Richard K. Morgan, ein Gewinner des Philip K. Dick Awards, widmet sich in dieser Mini Serie weniger der „Black Widow“ als vielmehr Natasha Romanova. Wie die meisten Comics heutzutage funktioniert die Geschichte auf zwei Ebenen. Vordergründig handelt es sich um eine klassische Spionagestory, die an eine Mischung zwischen „The Bourne Identity“ und „The long kiss goodnight“ erinnert. Es ist diese Spionagestory, welche den Comic halbwegs lesbar macht, denn die zweite Ebene handelt von einem feministischen Selbstfindungstrip, der nur so von schlecht eingesetzten Klischees und dürftigen Dialogen trieft. Ich habe nichts gegen dieses Thema, denn schliesslich ist es auch heute noch brisant. Dennoch fühle ich mich davon ausserordentlich gelangweilt. Ratet mal wer hinter der ganzen Verschwörung steckt! Nein, ich verrate es nicht, aber einen kleinen Tipp möchte ich euch trotzdem geben: Wer ist der grösste Feind der emanzipierten Frau (mal abgesehen vom Mann)?

Bill Sienkiewiczs Zeichnungen hingegen sind der absolute Wahnsinn. Die Bilder sind stimmungsvoll, leidenschaftlich und aussagekräftig. Die Gesichtsausdrücke sind so treffend, dass sie Worte überflüssig machen. Ich bin schwer beeindruckt. Im Endeffekt kann man sagen, dass die Story diese wunderbaren Bilder nicht verdient hat. Ich bin weit davon entfernt eine Kaufempfehlung auszusprechen, aber solltet ihr den Band mal bei euerem Comic Händler im Regal stehen sehen, schaut mal rein und bewundert diese wunderbaren Kunstwerke. Wichtig: Legt es anschliessend wieder ins Regal, denn die Geschichte solltet ihr euch nicht antun.

4/10
Lamond
Review zu Black Widow: Homecoming TPB von Philos unter http://supercomics.blogspot.com/2005/06/black-widow-homecoming-tpb-philos.html.