Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Mittwoch, September 20, 2006

The Marvel Legacy #002: Civil War - Secret Identies

Eine monatliche Rundschau von Marvel-Reporter Henning Mehrtens, a.k.a. Legacy.

Warum tragen Helden Masken? Um ihre wahre Identität, ihre Person, ihre Familien und ihr Leben außerhalb der Superwesenarena zu bewahren, zu hüten und zu beschützen. Die Maske und das Kostüm sind die Uniformen der selbstauferlegten Gesetzeshüter. Doch mit der Zeit verschmelzen die Privatperson und die eigens zum Kampf geschaffene Zweit-Identität und irgendwann kommt der Punkt, an dem sich der Held fragen muß:

Was ist die Maske? Das Gesicht dahinter oder der Fetzen Stoff, der es bedeckt?

DIE MASKE FÄLLT! – Teil 1

New York! Vor einer Horde Reporter bittet Iron Man zu einer Pressekonferenz. Er verkündet die Verabschiedung der Superhelden-Registrierung und um ein Exempel an seine Helden-Kollegen zu statuieren, nimmt er vor versammelter Gesellschaft seine Maske ab.

„Hello. My name is Tony Stark, and I am an alcoholic. And now it´s time to come clean.”

[Anmerkung des Redakteurs: Es nimmt kaum Wunder, dass Tony Stark die Ereignisse des CIVIL WAR mit seiner Wortwahl auch auf das Thema Alkoholismus lenkt. Es kommt mir so vor, als würde Tony seine Identität als Iron Man mit einer Droge gleichsetzen und die Konfrontation mit der Öffentlichkeit ihm die Bürde einer Sucht nehmen soll. Der unbedachte Umgang mit Alkohol oder der Macht eines Superhelden wird hier auf einen gleichen Nenner konjugiert. – Zu Tonys Alkoholproblem: siehe: Iron Man – Demon In A Bottle. (Iron Man #120-#128)]

DIE MASKE AUF DER FLUCHT! – Teil 1

In seinem Unterschlupf hadert Steve Rogers gerade mit seiner Rolle in der aktuellen politischen Situation. Es ist nicht das erste Mal, dass er seine Maske als Captain America hinterfragte, doch dieses Mal wird ihm diesbezüglich gar keine Wahl gelassen. Mit seiner Entscheidung, sich gegen die Registrierung zu stellen, machte er sich selbst zum Staatsfeind Nummer Eins. Das einstige Symbol für die gesamte Nation ist nun deren größtes Feindbild. Damit kommt der Mann hinter den rot-weiß-blauen Bannerfarben nicht zurecht und er flüchtet in seine private Profession als Zeichner und Autor um sich ein wenig Luft zu machen. Leider ist dieser Eskapismus von kurzer Dauer, denn mit einem Mal tauchen S.H.I.E.L.D.-Agenten auf und eröffnen das Feuer. Unter diesen Angreifern befindet sich auch Caps ehemaliger Freund: Dum Dum Dugan! Nach einem brutalen Handgemenge gelingt Cap abermals die Flucht.

DIE MASKE FÄLLT! – Teil 2

Peter Parker sitzt zusammen mit seiner Tante May und seiner Frau Mary Jane in seiner Wohnung im Stark Tower und diskutiert mit Ihnen den wohl wichtigsten Schritt in seinem Leben. Nachdem er von Tony Stark eine verbale Waffe an die Brust gesetzt bekommen hat, windet sich Peter in Entscheidungsspiralen. Sein gesamtes Leben lang war die oberste Direktive seines Superheldendaseins, der Schutz seiner Familie und Freunde. Etwas, was er vor allem durch seine geheime Identität zu wahren wusste. Nun wird er von der momentanen Lage und seinem Freund und Mentor dazu gezwungen, seine Maske abzulegen.

Spider-Man, als berühmtester, beliebtester und zugleich berüchtigtster aller Superhelden, der immer wieder im Fadenkreuz der Medien auftauchte, soll mit seinem Exempel die Notwendigkeit der Registrierung unterstreichen. Peter hat große Zweifel und will die Entscheidung nicht ohne die machen, die er zu schützen schwor. Tante May und MJ stehen hinter Peter und unter großen Emotionen versichern sie ihm, ihr Stolz auf den Helden in ihm, sei größer als die Angst vor Gefahren:

„Some things are worth the risk, Peter. You´re on of them."

Am nächsten Morgen finden vor dem White House Demonstrationen statt. Die Bewohner von Stamford, darunter deren Wortführerin
Miriam Sharpe fordern Gerechtigkeit und die rasche Umsetzung der Registrierung. Der Präsident und sein Gefolge erörtern gerade die Situation. Gerade der flüchtige Captain America und dessen Symbolkraft beschäftigen die Runde. Mit anwesend sind Iron Man, Mr. Fantastic und Henry Pym, die sich um ihren (ehemaligen) Freund kümmern wollen.

DIE MASKE AUF DER FLUCHT! – Teil 2

Falcon spürt Captain America in einem seiner Verstecke auf. Beide diskutieren die Lage und kommen zu dem Schluss, dass sie nicht ohne Kampf aufgeben wollen und werden. Sie glauben an die Sache und wollen nicht zulassen, dass die Regierung die Helden lenken wird. Beide sind sich jedoch einig, dass sie dies alleine nicht bewerkstelligen können und so begeben sie sich auf die Suche nach Verbündeten. Ihre Suche führt sie zunächst nach Henry Pym, welcher sich allerdings bereits für Tonys Seite entschieden hat und enthüllt, dass er mit diesem und mit Reed Richards an etwas arbeitet. Captain America traut seinen Ohren nicht und appelliert an Pyms Gerechtigkeitssinn als Rächer:

„We worked for no one but those who needed us.“

Bevor weiter Argumente in den Ring geschmissen werden können, wird es ein weiteres Mal handfest, als S.H.I.E.L.D. auftaucht.
Maria Hill persönlich leitet diesen Einsatz, doch ein weiteres Mal können sie Cap und Falcon nicht von der Flucht abhalten.
Der Besuch bei Henry Pym war ein Reinfall, doch es gibt noch andere auf der Liste...

DIE DOPPELTE MASKE – Teil 1

Jemand, der erst mal nichts von dem Registrierungskonflikt mitbekommt, sitzt hinter Gittern und hat ganz eigene Probleme und Sorgen:
Matt Murdock befindet sich zur Zeit im Gefängnis Ryker´s Island. Nachdem die Presse seine Identität als Daredevil enthüllt hat [siehe: Daredevil (vol.2) #032-#081], wurde er als Vigilant verurteilt und inhaftiert.

Sein Kollege
Foggy Nelson versucht derweil alles, um legale Lücken zu finden, seinen Freund und Partner aus dieser Situation zu befreien, da letztenendes seine Verhaftung nur auf Indizien beruht. Selbst im Gefängnis spielt Murdock die Rolle des blinden Mannes und außerhalb der Gefängnismauern turnt tatsächlich wieder ein Daredevil zwischen den Häuserschluchten umher. Wer ist dieser Mann und in welcher Verbindung steht er zu Murdock? Diese Rätsel kann Foggy leider nicht lösen, denn ein Besuch im Gefängnis endet für ihn tödlich. Der mitinhaftierte Kingpin lächelt und Matt muß den Todeskampf seines Freundes hilflos mit anhören.

DIE MASKE AUF DER FLUCHT! – Teil 3

S.H.I.E.L.D. ist Captain America weiterhin unaufhaltsam auf der Fährte. Eine besonders heiße Spur führt in die Kanalisation von New York, wo UNIT-FIVE allerdings nicht den flüchtigen Helden, sondern drei verschnürte Superschurken vorfindet. Zusammen mit
Grim Reaper, Trapster und Vulture macht dies nun schon 15 Schurken, die S.H.I.E.L.D. innerhalb kürzester Zeit hinter Captain America aufräumen kann. Für Maria Hill lässt dies nur einen Schluß zu: Cap arbeitet nicht mehr alleine und hat eine Truppe zusammengetrommelt. In der Superheldengemeinschaft scheinen sich zwei Fronten zu bilden.

DIE MASKE FÄLLT! – Teil 4

Die Front hinter Iron Man steht indes wie ein Bollwerk und kann erste Erfolge erzielen. Zusammen mit
She-Hulk, Mr. Fantastic, Pym, Doc Samson, Ms. Marvel und Tigra kann Stark in New York einen Doombot ausschalten, unter dem tosenden Beifall der Bevölkerung.


„Hear that? That´s the sound of people starting to believe in super heroes again.”


[Anmerkung des Redakteurs: Obwohl Captain America und Iron Man in den letzten beiden Szenen exakt das selbe erzielt haben, nämlich Bedrohungen ausgeschaltet zu haben, es ist bei dem einen richtig, bei dem anderen ein illegaler Akt des Verbrechens. Millar spielt hier mit Wahrnehmungsgrenzen: Captain America erlegt mit seiner Gruppe 15 Superschurken, Iron Man´s Gefolge einen einzigen Roboter. Ausserdem erledigt Cap seine Übergriffe in einer Kanalisation und ohne nennenswerte Schäden dabei anzurichten. Der Kampf mit dem Doombot zerstört eine ganze Strasse. Wenn man sich vor Augen hält, dass die Registrierung derlei Kollateralschaden eigentlich verhindern sollte, fragt man sich als Leser, wer effizienter und verantwortungsbewusster mit seiner Heldenrolle umgeht. Dass die Bevölkerung die von den Medien propagierten Helden feiert, ist ein weiteres aktuelles Schaubild der öffentlichen Rolle von Medienmeinung und Informationen.]


DIE MASKE DER ZWEIFEL!

Während Johnny Storm noch immer im Koma liegt, verbringen die restlichen Mitglieder ihre Nacht zur Abwechslung nicht an seiner Seite im Krankenhaus, sondern im Baxter Building. Sue kann sich aber nicht lange dort halten, besonders nachdem sie in einem Gespräch mit Reed dessen Hingabe für ein Experiment „stört“, welches er zusammen mit Pym und Stark ins Leben ruft. Eine Daten-CD mit dem schlichten Aufdruck „42“ erregt ihr Interesse, doch Richards erklärt ihr, dass diese vertrauliche Informationen beinhaltet. Hat er Geheimnisse vor seiner Frau? Vertraut er ihr nicht? Sue wendet sich ab...

Jameson bezweifelt, dass alle Helden schlau genug sind, der Registrierung nachzugehen. Als flammender Befürworter des Gesetzes hat er mit seiner Zeitung jahrelang gegen Vigilanten, insbesondere Spider-Man gewettert.

Happy Hogan berichtet seinem Boss Tony Stark, dass bereits 38 Helden die Registrierung unterzeichnet haben und das Captain America ein eigenes Team auf die Beine gestellt hat. Tony betet, dass die folgenden Schritte richtig sind; der ganze Konflikt gerechtfertigt ist.

DIE MASKE AUF DER FLUCHT! – Teil 4

Iron Man und Ms. Marvel tauchen in Harlem auf, in der Wohnung des frischvermählten Ehepaares Jessica Jones und Luke Cage [siehe: New Avengers Annual # 001]. Stark will sich ein Bild darüber verschaffen, wie es Cage mit der Registrierung hält und auf welcher Seite er stehen wird. Er macht ihm unmissverständlich klar, dass um Mitternacht das Gesetz in Kraft tritt und wenn er sich dagegen stünde, er als Krimineller genau wie Captain America verfolgt würde.

Luke Cage, seit kurzem Vater, braucht gar nicht erst groß darüber nachzudenken. Für ihn ist klar, dass die Registrierung nichts anderes als eine Bevormundung und eine Kontrolle ist, die er sogar mit der Sklaverei gleichsetzt. Ausserdem möchte er seine Tochter im richtigen Sinne erziehen und die Registrierung sei das Falsche. Iron Man verabschiedet sich, die Konsequenzen werden folgen.

DIE MASKEN WERDEN GEJAGT!

Ein kleiner Sekundenzeiger ist der Wegweise in eine neue Zukunft. Eine einzige Sekunde entscheidet über das Schicksal von vielen und trennt das gestern von dem heute, macht aus den Helden von gestern, Verbrecher von morgen.

11:59:59 – Der Slinger namens Prodigy steht betrunken auf einem Dach und prangert das System an, welches ihm zu einen Verbrecher deklarieren will.

11:59:59 – Luke Cage sitzt in seiner Wohnung und starrt auf die Uhr!

MITTERNACHT!

Iron Man persönlich kümmert sich um Prodigy. Innerhalb von 5 Minuten ist der Slinger unter den wachsamen Augen der Reporter Sally Floyd und Ben Urich in Gewahrsam genommen.
Luke Cage bekommt Besuch von S.H.I.E.L.D.-Agenten. Es entbrennt ein spektakulärer Kampf, bei dem sogar Cages Nachbarn sich auf seine Seite schlagen. Weitere Unterstützung erhält Luke von Captain America, Falcon und Daredevil. Zusammen schlagen sie S.H.I.E.L.D. und können sogar einen ihrer Panzer kapern.

In Oklahoma City stehen die Menschen Schlange um den gestrandeten Hammer von Thor zu berühren, in der Hoffnung, sie sind derjenige, welcher würdig ist, fortan als Thor durch die Gegend zu ziehen. Ein Mann drängelt sich vor. Er bahnt sich seinen Weg durch die wütende Masse und steht vor Mjölnir. Sekunden später reißt ein Blitz durch die Wolkendecke.

DIE DOPPELTE MASKE – Teil 2

Frank Castle, der Punisher sitzt Matt Murdock beim Frühstück im Gefängnis gegenüber. Die beiden unterschiedlichen Männer haben doch mehr gemeinsam, als Murdock vielleicht recht wäre, denn nach dem Tod von Foggy scheint Matt die Kontrolle verloren zu haben und wütet durch das Gefängnis wie der Zorn Gottes. Jedoch immer ohne Beweislast, die ihn als Daredevil outen würden.

In dieser Nacht kommt es zu einem Aufstand in Ryker´s Island. Black Tarantula,
Hammerhead und Morgan haben ihn angezettelt, um Kingpin und Daredevil auszuschalten um nach eine Flucht selbst über New Yorks Verbrecherimperium zu herrschen.

Nach einer unheiligen Allianz mit Fisk und
Bullseye kann Murdock allerdings den Aufstand niederschlagen und sogar verhindern, dass der Director getötet wird. Eine Tatsache, die ihm dieser dankt, inder er alle Beweise vernichtet, die Murdock in Aktion zeigen und somit seine blinde Maske zerstören würden. Murdock kann indes fliehen. Als Geisel des Punishers getarnt, entkommen die beiden Rivalen den Gefängnismauern und tauchen unter.

Zurück in Hell´s Kitchen konfrontiert Matt in seiner gewohnten Dardevil-Maske seinen Nachahmer... es handelt sich dabei um
Iron Fist, der eigentlich nur helfen und Matt Murdock entlasten wollte. Zusammen decken sie auf, dass mehr hinter dem Tod von Foggy steckt, als nur Rache an Murdock. Matt geht der Spur nach und reist nach Frankreich, während Iron Fist, der sich bereits auch der Untergrund-Organisation von Captain America angeschlossen hat, die Maske des Daredevil beibehält.

In Philadelphia trägt derweil ein Mann eine ganz eigene Maske. Als Teil des Zeugenschutzprogrammes kommt Foggy Nelson, der seinen Überfall überlebte und als Kronzeuge in einem wichtigen Fall fungieren soll, nun in den zweifelhaften Genuß einer geheimen Identität.

DIE MASKE FÄLLT! – Teil 5

Washington! Tony Stark und Peter Parker befinden sich im White House. Peter stellt sich und seine Ideale hinter denen von Tony. Er glaubt und vertraut seinem Mentor, dass die Registrierung die richtige Sache sei. Was vor ihm liegt ist der schwerste Gang seiner gesamten Laufbahn als Held und auch als Familienmensch. Und wieder entscheidet eine einzige Sekunde über das Schicksal eines Mannes und seine Konsequenzen schienen seinen bisherigen Horizont zu übersteigen.

In seiner alten Spider-Maske tritt Peter Parker neben Tony Stark an das Rednerpult. Sämtliche Nachrichtenstationen halten ihre Kameras auf das Geschehen und Spider-Man tut das Unfassbare...

[to be continued in “Marvel Legacy # 003: CIVIL WAR – Spider-Man Unmasked” schon in 2 Wochen!]


Quellen & Legacys Lesereihenfolgeempfehlung:

1.) CIVIL WAR # 1 / 7
2.) CIVIL WAR: Front Line # 02 / 11
3.)
New Avengers # 021
4.) Daredevil # 082 - # 087
5.)
CIVIL WAR # 2 / 7
6.) New Avengers # 022
7.) Fantastic Four # 538
8.)
The Amazing Spider-Man # 532


Legacys Fazit:

Erste Risse im Fundament? Habe ich in der letzten Kolumne noch die überragende Arbeit des Editors bewundert, der alle Serien und Ereignisse auf einen Nenner zu bringen wusste, sind in diesem Monat erste Widersprüche in punkto Continuity zu verzeichnen. So schwanken mitunter die Parallelereignisse.

In CIVIL WAR #2 spielt der Mitternachtsregistrierungsakt vor der Demaskierung von Spider-Man, in CIVIL WAR: FRONT LINE #2 danach! Und auch überhaupt ist es mir diesen Monat sehr schwer gefallen, alle besprochenen Serien zeitlich abzugleichen und einzuordnen. Tony Stark scheint (aufgrund seiner Rolle selbstredend) über-, geradezu omnipräsent, was die folgenden Monate noch zu steigern wissen, so dass er entweder keinen Moment schläft oder aber die Flüge in der Iron Man Rüstung von einem Brandherd zum nächsten mit kleinen Nickerchen ausfüllt.

Alles in allem ist dies aber nur eine klitzekleine Unzulänglichkeit, die in absolut keinem Verhältnis zu dem EVENT als solchem steht, der immer noch alles weit zurück lässt, was ich im MAINSTREAM-COMIC-BUSINESS je gelesen habe.

Ich habe mich diesen Monat für den Subtitel „Secret Identities“ entschieden... Der Grund dürfte klar auf der Hand liegen: Die angekündigte Demaskierung Spider-Mans, die wiederholte Enthüllung, das Tony Stark dann doch Iron Man ist (dieser Schock-Moment wurde gott-sei-dank fast schon nebenbei erzählt, denn diese Enthüllung holt garantiert keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor, eine Tatsache die in Front Line auch selbstironisch aufgenommen wird) und nicht zuletzt das Rätselraten, wer hinter der Maske des zweiten Daredevils steckt bieten sich an, einen etwas genaueren Blick hinter die Maske(n) zu werfen.

Gerade Daredevil, dessen Serie eigentlich gar nichts mit dem CIVIL WAR zu tun hat, aber dennoch das Identitätsmoment aufnimmt und hinterfragt, zeigt auf, dass es immer in erster Linie um den Menschen hinter der Maske geht.

Matt Murdock ist gefangen, hinter Gittern und kämpft dennoch gleichzeitig gegen seine Maske als auch gegen seine Gegner. Er verleumdet nach wie vor, er sei Daredevil, obwohl die letzten Jahre konsequent auf den Moment der Wahrheit hingearbeitet wurde.

Mit der Übernahme der Serie von Brubaker und Lark, die in die großen Fußstapfen von Bendis und Maleev treten durften und sie glücklicherweise mehr als auszufüllen konnten, steigt der Druck auf den Wageteufel und sein Umfeld. Fernab von jedem Bürgerkriegszenario kämpft der urbane Straßenheld seinen eigenen Krieg und ist dennoch bezeichnend für die Gesamtsituation des Marvel-Universums. Niemand ist sicher, niemand traut niemandem und niemand weiß, auf welcher Seite er stehen soll. Ein Spiegel Amerikas? Einer der ganzen Welt?

Was, wenn man Opfer eines Terroraktes wird? Beschuldigt man die Täter? Beschuldigt man ein Ideal? Beschuldigt man die Bühne, die Kulisse oder die Spielfiguren? Beschuldigt man diejenigen, die es nicht verhindern konnte? Der 9/11 jährt sich diesen Monat zum fünften Mal und immer noch zeichnet sich die Maske Amerikas durch Angst aus. Angst vor dem Fremden im eigenen Land, Angst vor dem Verhüllten direkt vor der eigenen Nase. Hide In Plain Sight!


Menschen, die mit Blicken Häuser platt machen, die mit einem Sprung von der Ostküste zur Westküste springen und Menschen, die lebende Bomben sind. Wäre Nitro kein Superwesen, der seine Explosionen überlebt, gälte er als Suizidattentäter.


Der Argwohn der Bevölkerung wächst und somit der Druck auf die Masken, die Helden, ihre Menschlichkeit zu beweisen und ihre Masken fallen zu lassen.

Für einen hätte dies ganz besondere Konsequenzen: Peter Parker, der seit seinem fünfzehnten Lebensjahr nichts auf der Welt mehr gefürchtet hat, als die Aufdeckung seiner Identität. Und nun wird er dazu gezwungen. Mehr noch, er würde als Verbrecher gelten, wenn er es nicht täte. Für einen rechtschaffenden, immer gesetzestreuen, verantwortungsvollen Bürger wie Peter eine moralische Zwickmühle, die intensiver nicht sein könnte.

Peter aka Spider-Man ist wieder einmal das Symbol für das gesamte Marvel-Universum. Mit keiner Comic-Figur kann sich der Durchschnittsbürger besser identifizieren. Deshalb wird der CIVIL WAR auch gerne durch seine Augen betrachtet, um uns das Gewicht und die Größenordnung zu zeigen.

Was er durchleidet, erfährt momentan das gesamte Marvel-Universum. Einige zerbrechen daran, wenige wehren sich dagegen und viele ziehen mit. Nie war die Maske transparenter und der Superheld zerbrechlicher. Die Ideale wertvoller und die Aufgabe, sich seiner Verantwortung bewusst zu werden, wie auch immer sie durch die eigene Moral eingefärbt sei, drängender und wichtiger!

Es sind die Taten, die uns Menschen zeigen, wer wir wirklich sind. Civil War rüttelt mächtig am Status Quo. Ich hoffe inständig, dass die Veränderungen und Konsequenzen noch lange nachwirken und nicht auf billige Weise wieder zurückgeschraubt werden, denn dazu sind die Geschichten und Kniffe momentan einfach zu brillant!

Make Mine Marvel! Heute mehr denn je…

Sonntag, September 17, 2006

Invincible: A Different World TPB 6

Gastrezension von Christopher Kloiber a.k.a. Fanboy. Sehr vielen Dank!

Written by Robert Kirkman, pencils by Ryan Ottley (Image).




























Mark Grayson ist Invincible, ein junger Superheld der noch recht feucht hinter den Ohren ist. Neben dem College und der Beziehung zu seiner Freundin Amber rettet er gelegentlich auch die Erde vor fiesen Monster, verrückten Wissenschaftler oder gewöhnlichen Kleinkriminellen.

In den letzten fünf Sammelbänden haben wir Mark Grayson und sein Umfeld kennen gelernt. Wir haben zugesehen, wie er seine Kräfte entdeckte, sich auf seine erste Liebesbeziehung einliess und rausfand, dass er kein Mensch ist - zuminderst kein ganzer.

Seit dem Verschwinden seines Vaters, Omni-Man, arbeitet Mark für die Regierung und wird für seine aussergewöhnlichen „Rettungsdienste“ auch entsprechend grosszügig entlöhnt, was zumindest die finanziellen Probleme der Familie Grayson löst. Dennoch muss Mark auf seine Mutter Acht geben, die durch den Verlust ihres Ehemannes langsam in die Tiefen des Alkohols abzusinken droht.

In „A different world“ reist Mark auf einen fernen Planeten um eine Zivilisation vor der endgültigen Ausrottung zu bewahren. Doch bevor er zur Tat schreiten kann, muss Mark eine die dicke Überraschung verdauen, die ihn emotional entzwei zu reissen droht. Während Mark also auf fremden Welten mit allen möglichen Gefahren kämpft, ärgern sich die Helden auf Erde mit diversen Monstern und Verrückten, welche die Erde erobern oder zerstören wollen. Währenddessen sorgt sich Marks Umfeld zu Tode und bei zwei altbekannten Schurken wird das Klonen zum Verhängnis.

Der Autor und Schöpfer der Serie, Robert Kirkman, setzt in Sachen Superhelden und Storytelling neue Maßstäbe. Die Geschichten sind durchgehend spannend, witzig, dramatisch, emotional und enden meistens in gewaltigen Cliffhangern, bei welchen das Warten auf die nächste Ausgabe zur Qual wird. Hinzufügen ist weiter, dass diese Storyline die bisher brutalste und blutigste von allen ist.

Ryan Ottley ist wirklich ein genialer Zeichner. Das Artwork ist dynamisch, detailliert und verleiht den Figuren emotionale Tiefe.

Invincible ist nicht wie Spider-Man oder Batman, deren Abenteuer mit wachsender Beliebtheit auch immer berechenbarer wurden, nein, bei Invincible passiert stets das Unerwartete. Kirkman, Walker und Ottley verliehen der Figur des Mark sehr viel Charisma und Sympathie, man kann ihn einfach nur gern haben. Er ist wie wir, ein Jedermann. Er muss das College meistern, seine Beziehung aufrechterhalten und nebenbei noch die Welt retten. Das Konzept erinnert ein wenig an den frühen Spider-Man, unterscheidet sich aber um Welten von den aktuellen Abenteuern des Wandkrabblers. Bei Invincible wird es einem nie langweilig.

Was soll man noch sagen? Holt euch diese Serie. Ihr werdet es nicht bereuen.

Christopher Kloiber a.k.a. Fanboy
Review zu Invincible - Eine Übersicht (TPB 1-4) von SUBZERO.
Review zu Invincible: The Facts of Life TPB 5 von Lamond.

Ultimate Spider-Man: Silver Sable TPB 15

Written by Brian M. Bendis, pencils by Mark Bagley (Marvel). Deutsch: "Der Ultimative Spider-Man #46-49" (PaniniComics Deutschland).





























Wir Comicfans sind wohl das schwierigste, undankbarste und - seien wir ehrlich – irrationalste Zielpublikum in der Geschichte der Konsumgesellschaft. Schwierig, weil wir mehrheitlich unzufrieden mit den Produkten sind. Undankbar weil wir keine der ernsthaften Bemühungen der Verlage zu schätzen wissen. Irrational weil unser Kaufverhalten selten dem entspricht, was wir im Internet predigen. So wird unermüdlich gegen die riesigen Crossover-Events gewettert, nur um ihnen dann doch Rekordverkaufszahlen zu verschaffen. Ein weiteres Paradox sind die Spider-Man Fans. Seit Jahren jammern sie schon, dass ihr 616 Spidey kaputt geschrieben würde. Zu dramatisch, zu düster sei das Ganze, zu weit entfernt von ihren Idealvorstellungen. Darf man eben diesen Fans glauben, dann warten sie auf Spider-Man Abenteuer, welche den Geist der alten Stan Lee Geschichten atmen: Heitere, unkomplizierte Unterhaltung, die einen liebenswerten Verlierer zeigt, der trotz aller Heldentaten mit dem Alltäglichen strauchelt. Trotz unzähliger Beteuerungen begreifen eben diese chronischen Nörgler nicht, dass sie nur zu Ultimate Spider-Man greifen müssten. So einfach wäre das. Doch wie gesagt, wir Comic Fans sind schwierig, undankbar und irrational.

Nach Peters Trennung von MJ dachten die meisten Leser schon, eine Welle von Teenager Melancholie würde in den nächsten Storylines auf sie zukommen, nur um das „Traumpaar“ dann doch wieder zusammenzuführen. Doch Bendis wusste mal wieder zu überraschen, denn Peter übersprang die Trauerphase und hat bereits eine neue feste Freundin: Kitty Pride, Mitglied der X-Men und jedermanns Darling. Es ist schon erstaunlich wie erfrischend sich diese Veränderung auf die Geschichten auswirkt. Peter ist für einmal nicht, der noble, sensible, selbstlose Held, der nur an andere denkt, sondern ein gewöhnlicher Teenager, der nicht anders kann, als sich als der Mittelpunkt der Erde zu fühlen.

Nachdem Spider-Man in letzter Zeit per Zufall die Interessen eines Grossunternehmers, Mr. Roxxon, vor Angriffen mutierter und ausserordentlich gut ausgerüsteter Superschurken geschützt. Da dieser Geschäftsmann keine Ahnung hat, weshalb seine Frachter und Lieferungen ständig angegriffen werden, stützt er sich bei seinen Ermittlungen auf den einzig vorhandenen Anhaltspunkt, Spider-Man. Doch ein Gespräch mit dem Wandkrabbler ist alles andere als einfach zu bewerkstelligen, und so heuert er eine Söldnertruppe um an sein Ziel zu kommen.

Die Truppe wird von der mysteriösen Silver Sable angeführt. Ihre Herkunftsgeschichte ist Bendis ausgesprochen gut gelungen, weshalb man sie kaum als einen Superschurken bezeichnen kann. Obwohl sie ein Vollprofi ist, gehen die ersten Versuche Spider-Man einzufangen gründlich schief, was sich vor allem auf Peters schulisches Umfeld auswirkt. Die Geschichte entwickelt sich rasch, wie es schon bei „Warriors“ der Fall war, zu einem chaotischen Kampf, indem unzählige Parteien hineingezogen werden. Am Ende steht jedoch eine interessante Auflösung, welche ein paar klassische Spider-Man Schurken in ihrer ultimativen Premiere zeigt.

„Silver Sable“ bestätigt meine These, dass sich sowohl die Serie als auch das Kreativteam in ihrem zweiten Frühling befinden. Bendis Geschichten waren lange nicht mehr so inspiriert und Mark Bagleys Artwork schien lange nicht mehr so klar. Die Storyline ist sogar besser als die vorhergehende („Warriors“), was bedeutet, dass sich die Serie nun „offiziell“ wieder auf dem Niveau der ersten sechs Trade Paper Backs befindet.

Chronische Online Nörgler sollten die Finger von diesem Comic lassen, denn sie werden nichts darin finden, worüber sie sich anschliessend beklagen könnten.

10/10
Lamond