Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Mittwoch, Oktober 05, 2005

Kaines Top 5 - September 2005

Ohne bestimmte Reihenfolge, aber mit Spoilern.

Young Avengers # 7 Marvel $2.99 written by Allan Heinberg, pencils by Andrea DiVito, inks by Drew Hennessey 28.9.05

„Secret Identities, Part 1“ Nach der Einführung des Teams in der ersten Storyline steht diesmal das Problem der Geheimidentitäten im Vordergrund, genauer gesagt Captain Americas Drohung diese ihren Eltern zu enthüllen. So konzentriert sich das Heft auf Auftritte der Young Avengers in zivil und ihre privaten Probleme. Das gibt Heinberg viel Raum für gelungene Charakterisierungen und Dialoge. Ganz ohne Kampf kommt das Heft aber doch nicht aus, doch auch hier sorgt eine überraschende Charakterentwicklung für den unerwarteten und absolut gelungen Cliffhanger. Heinberg versteht es die Spannung auf das nächste Heft zu hoch zu halten. DiVitos Zeichnungen sind eigentlich sehr schön und gefallen. Aber als Ersatz für Cheung muß man sagen, das er an ihn nicht herankommt.

Ultimates # 8 Marvel $2.99 written by Mark Millar, pencils by Brian Hitch, inks by Paul Neary & Brian Hitch 21.9.05

„Born on the Fourth of July“ Millar erhält weiter die Spannung aufrecht, steuert aber zielstrebig auf das große Finale zu. Nach Pyms Rauswurf, Banners öffentlichem Outing als Hulk und der Demontage weiterer Teammitglieder, folgt nun die Konfrontation mit dem Verräter. Dadurch wird ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Zerschlagung des Teams gegangen. Obwohl die Ausgabe wieder sehr actionlastig ist, wird auch die Story stark vorangetrieben. Millar läßt sich allerdings nicht dazu verleiten zuviel zu enthüllen, denn der enttarnte Verräter ist eindeutig nur eine Marionette des wahren Feindes. Auch das Verhältnis Steve, Janet, Hank ändert sich deutlich, genauso wie Furys Kontrolle über sein Team deutlicher wird. Außerdem gibt es einige Hinweise, die auf einen neuen Hauptverdächtigen für die Rolle des Verräters deuten. Nicht zu vergessen, die alte Regel, kein Toter ohne Leiche. Hitchs Zeichnungen sind gelungen und detailliert wie immer, aber leider ist er nicht der Schnellste. Deshalb müssen wir wohl in Zukunft, trotz der langen Pause zwischen Vol 1 und Vol 2, mit einer zweimonatlichen Veröffentlichung vorlieb nehmen.

New Avengers # 11 Marvel $2.50 written by Brian Michael Bendis, penicls by David Finch, inks by Danny Miki 28.9.05

„Ronin, Part 1“ Nach über einem Jahr Spekulationen taucht Ronin endlich auf und Bendis enthüllt natürlich nicht wer er ist. Auch wenn die Ausgabe sehr actionlastig ist und man fast nur Ronin sieht, wie er sich durch Massen von Gegnern prügelt, liegt die wahre Stärke des Heftes in den Dialogen zwischen Matt Murdock und Steve Rogers. Allerdings zeigt sich hierbei dasselbe Problem, wie in den letzten Heften. Bendis konzentriert sich auf zwei oder drei Charaktere und die Avengers als Team kommen nur am Rand vor. Trotzdem funktionieren die Geschichten, nicht unbedingt als perfektes Beispiel für ein Team Book, aber Bendis gelingt es die Figuren sehr gut darzustellen, denen er sich in der entsprechenden Ausgabe intensiver widmet. Mit dem Auftakt von Ronin kehrt auch Finch wieder zu den Avengers zurück. Obwohl McNivens Arbeit hervorragend war, wegen der eher düsteren Atmosphäre, vor allem in den Kampfszenen genau zur richtigen Zeit.

JLA # 118 DC $2.50 written by Geoff Johns & Allan Heinberg, pencils by Chris Batista, inks by Mark Farmer 21.9.05

„Crisis of Conscience, Part Four“ Zuerstmal die Zeichnungen, Batista und Farmer liefern eine solide Arbeit nicht mehr und nicht weniger. Da es trotz aller Kämpfe vor allem um die Konflikte innerhalb der Liga geht steht aber Johns und Heinbergs Leistung im Vordergrund und die liefern hervorragende Arbeit ab. In diesem Heft geht es darum, wie mit der Secret Society zu verfahren ist und die Abstimmung festigt keineswegs den Zusammenhalt der Helden untereinander. Die Dialoge überzeugen wieder und die Einstellung einiger Helden kann noch einigen Zündstoff liefern. Zum Abschluß gibt es noch einen nicht unbedingt überraschen, aber gelungenen Cliffhanger, der in das letzte Kapitel überleitet...

JLA # 119 DC $2.50 written by Geoff Johns & Allan Heinberg, inks by Chris Batista, inks by Mark Farmer 28.9.05

„Crisis of Conscience, Conclusion“ Im Grunde läßt sich dasselbe sagen, wie bei JLA # 118. Allerdings ist diesmal nicht der Umgang mit der Secret Society das Thema, sondern wie es mit der Liga selber weitergehen soll. Die Probleme und Dialoge überzeugen genauso, wie im letzten Heft und Johns und Heinberg haben noch ein paar Überraschungen. Besonders bei Batman zeigt sich ein neuer Aspekt. Außerdem gibt es, obwohl dies das letzte Kapitel der Story ist noch einen überraschenden, guten Cliffhanger, der in die Infinite Crisis überleitet.

Kaine

Sonntag, Oktober 02, 2005

Ocean TPB

Gastrezension von Andy S. Sehr vielen Dank!

Written by Warren Ellis, Art by Chris Sprouse & Karl Story (DC Comics/Wildstorm).

Einhundert Jahre in der Zukunft. Ort der Handlung: Europa, der größte Mond des Gasriesen Jupiter. Wir tauchen ein in den Ozean, welcher unter einer halben Meile Eis darauf wartet, von Menschenhand erforscht zu werden. Nach dem Durchdringen der Eisschicht ist das erste, was die Forscher sehen, ein metallener Sarg. Dann noch einer. Und noch einer. Hunderte, tausende, vielleicht Millionen Metallsärge ruhen in der Tiefe des Ozeans. In ihnen befinden sich die sterblichen Überreste einer außerirdischen Kriegerrasse, welche vor Millionen von Jahren dort deponiert wurden. Doch warum? Welches Geheimnis verbergen die Särge? Und warum ist die „Doors Corporation“ bereit, alles zu tun, um die Särge als erstes zu bergen? Sind es überhaupt Särge und steckt vielleicht doch noch Leben in ihnen? Dies sind die Fragen, die sich mir nach der Lektüre der ersten beiden Kapitel stellten.

Beantworten sollte sie mir Warren Ellis’ Hauptprotagonist Nathan Kane, ein UN-Waffeninspektor der Erde, der zum Jupiter gesandt wird, um den Fund zu untersuchen. Ein wenig klischeehaft angelegt – ist die Figur doch geistig eher in der „guten alten Zeit“ beheimatet, wie so viele andere Film- und Comichelden auch, bekennt sich zu unmodernen, „besseren“ Werten und beschwört den amerikanischen Pioniergeist – wird der Herr Kane doch aufgrund seiner hemdsärmeligen und manchmal recht direkten Art rasch sympathisch. Dazu ist es durch Nathans Faszination für unser Jahrhundert für Ellis ein leichtes, hier und da Seitenhiebe auf unsere Kultur einzubauen: Bücher sind inzwischen in Vergessenheit geraten, die Raumfahrtversuche des 20. Jahrhunderts ein großer Witz.

Ebenfalls im Orbit um Europa und in Lauerstellung befindet sich eine Station der „Doors Corporation“, eine Firma zur kommerziellen Erforschung und Vermarktung von High Tech-Waffensystemen. Die „Firma“ war in den vergangenen hundert Jahren in der Lage, den „perfekten“ Arbeiter zu schaffen, dem für die Dauer seines Dienstes die eigene Persönlichkeit durch künstlich erschaffene Denkmuster ersetzt wird. So steht Inspektor Kane als Gegner ein gewissen- und gesichtsloser Firmenmoloch gegenüber, dem jedes Mittel zur Habhaftwerdung der Särge recht ist, da bei allen Angestellten die moralischen Verpflichtungen „abgestellt“ wurden. Erinnerte mich etwas an einen Bienenstock, in dem nur die Königin das Sagen hat. Dem gegenüber steht Kanes Forschungsteam von sehr bunten und verschiedenartigen Charakteren mit Macken, Problemen – und in einem Fall ziemlich versautem Humor.

Ellis schafft, wie immer, lebendige Figuren, die sowohl wortgewaltig am Essen herummäkeln, fluchen wie die Rohrspatzen, aber auch Angst und Trauer empfinden.
Ein ihm eigenes Stilelement sind die längeren, filmartigen Sequenzen, die teilweise seitenlang ohne Worte auskommen, so aber auch den gewünschten, imposanten Eindruck schaffen. Ellis’ Partner bei der Erschaffung dieser geradezu cinematographischen „Aufnahmen“ von New York, des Ozeans oder des Weltraums ist Chris Sprouse, den meisten wohl bekannt durch seine Arbeit an Alan Moores „Tom Strong“.
Sprouses Artwork ist schnörkellos, klar und wirklich großartig. Miterschaffen wird die Weltallatmosphäre durch Randy Mayors Farbgebung, welche auf grelle und bunte Töne komplett verzichtet und mit den Hauptfarben grau und braun eine echte Science Fiction-Stimmung hervorruft, in welcher der eisige blaue Ozean als absoluter Kältepol hervorsticht.
Leider tritt die Science Fiction-Story, das Geheimnis, welches die „Särge“ und die Alienrasse umgibt, im Laufe der Handlung für meinen Geschmack zu oft zu schnell in den Hintergrund und der Kampf gegen die „Firma“, welche sich die Waffensysteme der Aliens um jeden Preis aneignen will, wird mit Fäusten und Kanonen ausgefochten, bis es im letzten Kapitel zu einem äußerst explosionslastigen Finale kommt.

Wer Filme a la „Sphere“ oder auch „Alien“ mochte oder Lems „Solaris“ (wenn auch ungleich intellektueller und weniger actionreich) gerne las, kann thematisch mit „Ocean“ nicht sehr falsch liegen. Das Tradepaperback mit der kompletten sechsteiligen Story erscheint am 30.11.2005 im Hause DC/Wildstorm.

Andy S