Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Mittwoch, Februar 22, 2006

Kaines Top 5 - Januar 2006

Ohne bestimmte Reihenfolge, aber mit Spoilern.

Daredevil # 81 Marvel $2.99 written by Brian Michael Bendis, art by Alex Maleev 25.01.06

„The Murdock Papers, Conclusion“ Bendis und Maleev schließen ihren Daredevil-Run mit dem Finale ab, auf das sie die ganze Zeit hingearbeitet haben. Dabei geht es im letzten Heft nicht mehr um Überraschungen, sondern darum die Geschichte konsequent zuende zu führen. Zugute kommt Bendis dabei, dass sein Nachfolger Brubaker sich geradezu auf die Ausgangslage freut, die Bendis mit seinem Abschluß schafft und eigentlich nur deshalb realisieren kann.

Pulse # 13 Marvel $2.99 written by Brian Michael Bendis, art by Michael Gaydos 25.01.06

Das Baby kommt! Ähnlich wie bei Daredevil arbeitet Bendis auch hier konsequent auf das Ende zu. Jessica Jones liegt bei Dr. Strange und erwartet ihr Kind, dabei bemüht sie noch einmal ihr reichhaltiges Vokabular, während die New Avengers sie vor der Öffentlichkeit abschirmen. Wesentlich interessanter ist der Handlungsbogen um Urich, dem es gelingt D-Man zu finden und aufzuklären, was hinter dem verschwundenen Schmuck steckt. So ist die Entwicklung von Jessica Jones, die wohl in New Avengers Annual # 1 ihren Höhepunkt finden wird, schön zu verfolgen. Doch wirklich gelungen ist das Porträt des Helden, der ganz in den Untergrund abgetaucht ist. Besonders erfreulich ist es Gaydos, zum Abschluß, wieder an The Pulse zu sehen.

New Avengers # 15 Marvel $2.50 written by Brian Michael Bendis, art by Frank Cho 25.01.06

Nach Spider-Woman Enthüllungen im letzten Heft ist es nun an der Zeit für die Avengers an die Öffentlichkeit zu gehen und das neue Team vorzustellen. Wie bereits im letzten Heft zeigt Bendis, das Dialoge und nicht Actionszenen seine Stärke sind. Neben der gelungenen Vorstellung der Avengers, einem Zusammenstoss mit der Presse in Gestalt von J. J. Jameson, dessen Auswirkungen Bendis auch in Pulse # 13 weiterverfolgt und einer weiteren Wendung bei Spider-Woman, legt Bendis auch noch die Grundlage für die neue Ms. Marvel Serie. Chos Zeichnungen sind wie immer ein Augenschmauß und nirgends sieht Jessica Jones schwangerer aus als hier.

DMZ # 3 Vertigo $2.99 written by Brian Wood, art by Riccardo Burchielli & Brian Wood 11.01.06

„On the Ground, Conclusion“ Matthew Roth bekommt eine Chance auf eine große Story und die Rückkehr aus dem Kriegsgebiet. Doch der Einsatz der US-Streitkräfte verläuft nicht so, wie Matt es gedacht hat und wieder ist es Zee, die ihn dazu bringt über seinen eigenen Schatten zu springen und eine Entscheidung zu treffen. Brian Wood bringt seinen ersten Storyarc zuende und in diesem Fall wären mehr Hefte nicht schlecht gewesen, denn Matts Entscheidungen und Entwicklung wirken etwas zu schnell. Trotzdem gelingt ihm eine überzeugende Darstellung der Vorgänge und Schrecken in einem Bürgerkriegsgebiet. Auch die Rolle der Presse bleibt nicht unbeachtet, wobei Wood es jedem selbst überläßt die Berichterstattung mit den tatsächlichen Ereignissen zu vergleichen. Mit dem Abschluß von „On The Ground“ hat Wood Roth jetzt in der Situation in der die Serie richtig beginnen kann und es ist nicht mehr nötig die weiteren Entwicklungen übertrieben schnell voran zu treiben. Die Zeichnungen von Wood und Burchielli passen wie üblich gut zur Geschichte.

Exterminators # 1 Vertigo $2.99 written by Simon Oliver, art by Tony Moore 04.01.06

„Bug Brothers, Chapter One“ Als Henry James aus dem Gefängnis kommt und einen Job braucht stellt der neue Ehemann seiner Mutter ihn ein, so landet Henry bei „Bug Be Gone“. Als wären seine neuen Kollegen, allen voran sein Partner AJ nicht schon verrückt genug, lauert in den Slums eine Bedrohung durch Kackerlaken auf die das übliche Gift wie Steroide wirkt. Simon Oliver schafft es schnell interessante Charaktere aufzubauen, von Henry James, über seinen Stiefvater Niles bis zu Henrys Partner AJ und legt dabei das Grundgerüst, sowohl für die erste Storyline als auch für langfristige Entwicklungen. Tony Moores Zeichnungen überzeugen auch bei Menschen in Alltagssituationen, Ratten und Waschbären, die er genauso gelungen darstellen kann, wie Zombies oder Aliens.

Kaine

Sonntag, Februar 19, 2006

The OMAC Project

Written by Greg Rucka, pencils by Jesus Saiz (1 – 6) and Cliff Richards (3 - 6), inks by Jesus Saiz (1 – 6) and Bob Wiacek (3 - 6), colors by Hifi Design (DC Comics). Deutsch: Batman Sonderband 6 (PaniniComics, 6.4.06)

Batman muß feststellen, dass sein Spionagesatellit, der alle Metawesen überwachen soll, gestohlen wurde. Dahinter steckt der neue Black King von Checkmate, der die Organisation von innen korrumpiert hat. Diese Informationen erhält Batman von seiner alten Freundin Sasha Bordeaux, dem Knight des Black Kings. Die Existenz des Satelliten, sein Diebstahl und die Tatsache, das Batman nichts unternommen hat, als Blue Beetle dieser Spur folgte, sorgt für mehr Ärger und Mißtrauen unter den Helden. Da sowohl Blue Beetle, als auch Batman auf seine Spur gekommen sind, aktiviert der Black King die nächste Phase seines Projektes, die über die von Batman geplante reine Überwachungsmaßnahme deutlich hinausgeht. Mittels Nanoviren werden Menschen in extra zur Beseitigung von Metawesen konstruierte Kampfmaschinen verwandelt, die OMACs. Nachdem der Black King gestellt und ausgeschaltet werden konnte, übernimmt die künstliche Intelligenz des Systems das Kommando und aktiviert alle 1,3 Millionen OMACs zur endgültigen Beseitigung der Bedrohung durch Metawesen.

Rucka kennt sich mit Batman aus und das merkt man der Story auch an, denn Batman ist überzeugend dargestellt. Auch wenn es um eine globale Bedrohung geht, läuft im Hintergrund doch immer der Kampf Batman gegen seine eigene Schöpfung. Leider setzt Rucka beim Leser eine ähnlich gute Kenntnis voraus, denn das Batman und Sasha Bordeaux sich beim ersten Treffen in der Miniserie in die Arme fallen und küssen, dürfte alle die irritieren, die Sasha nicht aus den ein paar Jahre zurückliegenden Batmanabenteuern kennen, zumal die Reaktion auch im Hinblick auf das Verhältnis zu Catwoman nicht angebracht scheint. Auch das die ansonsten ganz passabel und damit unter Ruckas Standard geschriebene Geschichte zwischen Heft #3 und #4 einen riesigen inhaltlichen Sprung macht, der in Tie-Ins erklärt wird, ist enttäuschend.

Die Zeichnungen von Jesus Saiz sind wirklich sehr schön und ein Genuss. Zumindest in den ersten beiden Heften, denn ab Heft #3 muß Cliff Richards immer mehr aushelfen, um ein pünktliches Erscheinen zu gewährleisten und Richards ist nicht in der Lage mit Saiz mitzuhalten.

Wie alle Countdown Miniserien soll auch OMAC Project ein Bereich des DC Universums verändern und einen bestimmten Status herstellen. Hier geht es um das Ansehen der Helden untereinander und im Blick der Öffentlichkeit. Das Vertrauen untereinander hat schon in Identity Crisis einen erheblichen Dämpfer bekommen. Hier schafft es natürlich mal wieder Batman dieses Vertrauen noch weiter zu verringern. Nicht nur das er - zwar mit gutem Grund, wie seit Identity Crisis bekannt - einen Satelliten baut, der alle Metawesen überwacht. Nein, er läßt ihn sich auch noch stehlen und in eine Waffe verwandeln, die für eine hohe Sterberate unter den Helden sorgt. Die Öffentlichkeit hebt Rucka sich bis zur letzten Seite, wo weltweit ausgestrahlt wird, wie ein strahlender Held einen scheinbar unbescholtenen, gefesselten Menschen kaltblütig ermordet. Obwohl in der Miniserie nichts mehr davon zu merken ist, ist klar, das dies nicht ohne Konsequenzen bleiben wird. Sowohl untereinander, als auch im Verhältnis zur Öffentlichkeit. Zusätzlich ist mit den OMACs und dem unauffindbaren Spionagesatelliten eine weitere ernsthafte Bedrohung entstanden, zumindest falls diese nach Infinite Crisis noch besteht. Negativ fällt auf, dass Rucka weder die Motivation des Black King ausreichend erklärt, noch Batmans Beziehung zu Catwoman beachtet. Außerdem scheinen die OMACs im Verlauf der Story zu immer leichteren Gegnern zu werden.

Der Bezug zu DC Countdown #1, das fast ausschließlich ein Prolog zu The OMAC Project ist, wird nachvollziehbar dargestellt. Die zahlreichen Tie-Ins, die sich aus Auftritten der OMACs in diversen Serien ergeben, aber keinerlei Auswirkung auf The OMAC Project haben, stören auch nicht und sind von den anderen Countdown Miniserien bekannt. Die Identity Crisis ist für diese Countdown Miniserie so wichtig wie für keine andere. Schließlich wird in Identity Crisis die Grundlage für Batmans Verhalten gelegt. Das Üble an den Tie-Ins aber ist der Sacrifice Vierteiler: Am Ende von Heft #3 wird enthüllt, das (der den Helden noch unbekannte) Black King Superman kontrolliert. Zu Beginn von Heft #4 ist der Black King tot, ermordet von einem Helden. Batman kann seine Arbeit (ebenfalls dank eines Kollegen) nur noch vom Krankenbett nachgehen. Der Leser aber hat keine Ahnung was passiert ist, wenn er nicht vier weitere Hefte dazwischen gelesen hat.
Der Bezug zu Infinite Crisis ist noch verschleiert. Aber hunderttausende OMACs im Orbit um die Erde mit dem Auftrag alle Metawesen zu eliminieren, werden mit Sicherheit Einfluß auf die Crisis haben, wenn diese sich in irgendeiner Form auf der Erde abspielt.

Fazit: Die Helden des DC Universum gegen eine von Batman erschaffene und von Checkmate mißbrauchte Waffe. Die eigentlich gute Idee der Miniserie und die grundsätzlich nicht uninteressante Story wird durch einige Fehler Ruckas und die Art der Veröffentlichung zum absoluten Ärgernis. Ein Bezug zur Infinite Crisis ist noch nicht klar erkennbar, aber die Möglichkeiten sind da.

KAINE

Ultimate Spider-Man: Ein Überblick (TPB 1-14)

Written by Brian M. Bendis pencils by Mark Bagley (Marvel). Deutsch: "Der Ultimative Spider-Man" (Panini Comics Deutschland, seit 2001).

Der Ultimative Spider-Man gehört jenen Serien des UU, die sich kaum vom ursprünglichen Original Konzept der klassischen Serie unterscheiden. Heisst das, dass die Serie schlecht ist? Nein, natürlich nicht. Nur bahnbrechend oder innovativ kann man die Ultimatisierung von unserem Wandkrabbler nicht gerade nennen. Zwar gibt es einige Veränderungen gegenüber den klassischen Spidey-Serien, aber diese sind eher formeller Natur und wirken sich nicht entscheidend auf den Inhalt aus. So arbeitet der ultimative Peter Parker beim Daily Bugle nicht als Fotograph, sondern als Webmaster. Tante May ist keine hilflose Greisin, sondern eine starke und vitale Frau reifen Alters (hoppla, klingt fast wie eine Kontaktanzeige). Dazu wurde das Aussehen einiger Erzfeinde erneuert ohne dabei den Charakter gegenüber den klassischen Vorbildern zu ändern. So ist Norman Osborn immer noch der grüne Kobold, nur trägt er keine Maske sondern verwandelt sich durch seine Spezialformel in ein koboldartiges Monster. Hingegen sind Doc Ock und Wilson Fisk, der „Kingpin of Crime“ kaum von ihren 616 Vorbildern zu unterscheiden.

Was diese Serie jedoch auszeichnet ist die Tatsache, dass es sich zwar um konventionelle aber dennoch unterhaltsame Spider-Man Geschichten handelt. Viele würden an dieser Stelle sogar sagen, dass es noch die einzig "richtige" Spider-Man Serie im aktuellen Marvel Universum ist. Die Handlungen sind spannend und die Dialoge durchaus amüsant. Als eingefleischter Spider-Man Leser ist diese Serie unverzichtbar, denn Bendis weiss die Stärken des Charakters in den Vordergrund zu rücken. Mark Bagleys leicht "cartoonige" Zeichnungen sind hervorragend und passen perfekt zu Bendis unbeschwerten Ansatz. Bagley weiss aber nicht nur durch sein Artwork zu überzeugen, sondern durch seine Zuverlässigkeit. Die Serie erschien seit 2001 achtzehn Mal jährlich und nur selten gab es Verspätungen. Nicht zuletzt deshalb wird Bagley unter Kollegen als „the most hardworking man in comic-business“ bezeichnet.

Die unübertroffene Antike (Ultimate Spider-Man TPB 1-5)

USM läuft nun schon seit fast 5 Jahren ununterbrochen und da ist es nur verständlich, dass es „Ups and Downs“ gab. Zweifellos gehören die ersten fünf Storylines zum Besten, was die Serie zu bieten hat. Diese platzten geradezu vor kreativer Verspieltheit und halten sich eisern an Stan Lees "3S"-Formel, welche Spider-Man zur Legende werden liess: Spass, Spannung und Spritzigkeit. Die Charaktere wurden fantastisch eingeführt und die Dialoge waren voller Wortwitz. Ein kaum zu überbietender Einstand für den dazumal noch unverbrauchten Bendis.

Das dunkle Zeitalter (Ultimate Spider-Man TPB 6-11)

Bald musste Bendis’ den Forderungen der Fanboys nach ihren Lieblingsfiguren nachgeben. Charaktere wie Venom, Black Cat und Carnage wurden wahrscheinlich aus kommerziellen Überlegungen zu früh in die Geschichten integriert. Leider handelt es sich dabei um Figuren, mit denen Bendis herzlich wenig anzufangen wusste, was man den Geschichten auch anmerkt. Bis auf die Venom-Storyline kann man getrost von einer kreativen Flaute sprechen. Die Geschichten stockten, wirkten zu konstruiert und liessen die alte Frische vermissen. Der Lesespass litt nicht zuletzt unter der Düsterheit, die sich weder mit der bisherigen Charakterisierung Peters noch mit Bagleys Stil vereinbaren liess. Ein weiterer negativer Aspekt war die mangelnde charakterliche Weiterentwicklung der Figuren. Peter wirkt auch nach 80 Ausgaben nicht reifer und das wimmernde Teenager-Gejammer nervt zunehmend. Ein vorsichtiges Altern der Charaktere wäre wünschenswert. Es war auch keine grosse Hilfe, dass Bendis, der zu dieser Zeit an unzähligen anderen Serien arbeitete pro Jahr 18 Ausgaben schreiben musste. Nicht nur die Geschichten wurden schlechter, sondern auch Bagleys Zeichnungen. Die Verkaufszahlen sanken stetig, zwar lange nicht in einen kritischen Bereich, doch es wurde klar, dass die Fans sich Besseres gewöhnt waren. Marvel ergriff Massnahmen und so erscheint die Serie zukünftig „nur“ noch monatlich. Eine weise Entscheidung, in der Tat.

Die vielversprechende Renaissance (TPB 12-14)

Mit dem zwölften Band (USM: Superstars TPB 12) scheint Bendis sich auf seine alten Stärken zu besinnen. In "Superstars" sind drei unterhaltsame wieder etwas heitere Zweiteiler enthalten. Die Tatsache, dass sich Bendis in diesen Geschichten selbst einbringt und die Fankritik auf ausgesprochen versöhnliche Weise verarbeitet, gibt Anlass zur Hoffnung.
In „Hobgoblin“, dem dreizehnten Trade, knüpft Bendis endgültig an seine kreative Blütezeit an, wobei er noch nicht ganz den „richtigen“ Ton zu treffen scheint. Die Handlung ist spannend und schlüssig, jedoch wirkt die Teenager Depression, mit der Peter seit 6 Bänden zu kämpfen hat, noch nach. Eindeutig ins Schwarze getroffen hat das Kreativ Team mit dem 14. Band: „Warriors“. Über sechs Hefte wird dem Leser alles geliefert, was er seit der Anfangszeit schmerzlich vermisste: Spass, Abenteuer, Frische, dichtes Storytelling und vor allem perfekte Charakterisierungen. Bendis Quelle der Kreativität sprudelt (bitte keine unangebrachten Anspielungen, danke!) wieder und damit können sich die Fans des Ultimativen Spider-Mans auf die kommenden Geschichten freuen, in denen Charaktere wie Omega Red, Silver Sable, Deadpool, Morbius, Spider-Woman und Skorpion eingeführt werden. Yay!

Damit bin ich auch schon am Ende des Überblicks angelangt. Müsste ich euch nun meine drei liebsten Bände dieser Serie nennen, so wären das:

USM: Learning Curve TPB 2
USM: Legacy TPB 4
USM: Warriors TPB 14
8/10
Lamond