Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Mittwoch, Februar 08, 2006

Reviews to Infinite Crisis

Hallo teure P&L Leser!

Für all diejenigen unter euch, die das Gefühl haben, dass wir zu wenig DC-Titel besprechen haben wir eine kleine Überraschung: REVIEWS TO INFINITE CRISIS!

Vom 12. Februar 2006 (nächsten Sonntag) bis zum 31. April 2006 werden die wichtigsten crisis-relevanten Comics von unserem Kolumnisten KAINE besprochen. Bis auf 3-4 Sonntage, an denen wir jeweils eine kleine Crisis-Verschnaufpause einlegen, werden alle Veröffentlichungstermine ein nette DC Review beinhalten. Infinite Crisis selbst erfolgt ein wenig später, weil DC ihren Veröffentlichungsplan etwas verzögert.

  1. DC Countdown (12.2.2006)
  2. The O.M.A.C. Project (19.2.2006)
  3. Villains United (5.3.2006)
  4. Day Of Vengeance (19.3.2006)
  5. DC Special: The Return Of Donna Troy (26.3.2006)
  6. Rann/Thangar War (9.4.2006)
  7. Crisis Of Conscience (23.4.2006)
  8. Infinite Crisis (01.07.2006)


Viel Spass und Vorfreude!

Euer Lamond & Philos

Sonntag, Februar 05, 2006

Livewires "Clockwork Thugs, Yo!" Digest

Written by Adam Warren, pencils by Rick Mays, inks by Jason Martin, colors by Guru EFX (Marvel).

Livewires ist eine 6-teilige Mini-Serie, die Marvel 2005 auf den Markt warf, aber versäumte zu hypen. Vielleicht mögen die niedrigen Verkaufszahlen auch daher rühren, dass Fans von Adam Warrens Manga-Stil eher auf das Digest warteten. Den Grund der Verschwörung werden wir nicht mehr ausfindig machen. Umso wichtiger erscheint mir den Comic mit ein paar Sätzen in Erinnerung zu rufen:

Livewires ist ein frecher Schuss Energie in einem Superhelden-Universum, dass derzeit sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Livewires kennt seine Marvel-Herkunft, fühlt sich dieser aber nicht sklavisch verpflichtet.

Warrens Story hat etwas von einer Nabelschau, die gelegentlich unbeschwert durch das Marvel-Universum rangelt und unter ihrem glatten Äußeren ein Herz beinahe aus Gold verbirgt. Das Buch beschreibt sich selbst ungefähr so:
"Die Charaktere in Livewires sind die übermenschlichen Produkte eines top-geheimen, Regierungsprogramm namens Projekt Livewire, das allein eine einzige Aufgabe verfolgt: Nämlich andere top-geheime Regierungsprogramme zu suchen, zu sabotieren und zu vernichten. Und in dieser ultra-technologischen Schattenseite des Marvel-Universums, befallen von verückten Wissenschaftlern, heimlich angefertigten Massenvernichtungswaffen und geschmuggelter Alien-Technologie, haben sie viel Arbeit vor sich."
Diese wunderbare Arbeitshypothese bedeutet Gott sei Dank keine dunkle und dreckige Sicht auf die Abgründe des Marvel-Universums, sondern behält stets ihren Sinn für Humor. Sorgsam wird existierende Kontinuität (wie A.I.M., die Sentinels, S.H.I.E.L.D.) integriert, um einer Gruppe cooler, d.h. gekühlter, Cybermaschinenen einen Raison d'Être zu schaffen. Obwohl die Charaktere Roboter sind - sie selbst hören das "R-Wort" nicht gerne -, fehlt es ihnen nicht an ausgeprägten Persönlichkeiten, Fähigkeiten und unterschiedlicher Motivationen.

Schließlich findet man einfach Zugang zu dem Buch. Ein paar Single-Shot Stories dienen dem Einstieg und während weniger ambitionierte Autoren auf Sicherheit gespielt und am Ende auf ein Relaunch gelugt hätten, lässt Warren die Korken knallen und steuert auf ein Endspiel hin, welches sich gewaschen hat! Dadurch wird ein Relaunch keineswegs ausgeschlossen.

Für das, was der Autor los werden will, ist Rick Mays perfekt. Sein Artwork ist sehr weich und doch glänzend. Die Farbgebung von Guru EFX ist essentieller Bestandteil des Buches, weil diese eine manga-inspirierte Palette an Farben benutzen, die die Ordnung in all dem Chaos im Blick bewahrt.

Adam Warrens Skript lebt, was man spätestens merkt, wenn man sich von seiner Geschichte überwältigt fühlt. Seine Dialoge sind smart. Er speist seine Leserschaft nicht mit Technobabble ab, sondern gibt, wonach ihr hungert: einen guten Plot.

Letztlich bleibt mir nur dem lebendigen Trip durch das Marvel-Universum, den leichten Momenten und den Abrissbirnen, aber auch den überrasched tiefgründigen Charakterisierungen und dem raffinierten Plot Tribut zu zollen. Ich empfehle wärmestens das (die ganze Mini-Serie beinhaltende) Digest (Cover-Preis: $ 7.99) zu erwerben. Dieses mutige Experiment verdient - wie seine Charaktere - die Hervorhebung aus dem Schatten eines mächtigen, aber teilweise konturenlosen Labels.

7/10
Philos

Chosen TPB

Written by Mark Millar, pencils by Peter Gross (Dark Horse). Deutsch: Keine Veröffentlichung.

Zwar hat Mark Millar seinen Ruhm als Autor durch Serien wie The Authority, Ultimates, Ultimate X-Men und Wolverine erlangt, aber seine persönlichsten Werke sind zwei Geschichten im Rahmen von Millarworld: Wanted und Chosen.

Der 12-jährige Jodie Christianson ist ein ganz normaler Junge, der in einer amerikanischen Kleinstadt aufwächst. Als er eines Tages die Schule schwänzt, um sich mit seinen Freunden im Wald Pornohefte anzuschauen, wird er in einen Verkehrsunfall verwickelt und dabei unter einen 18 Tonnen schweren Lastwagen begraben. Wäre Jodie wie oben erwähnt tatsächlich ein ganz normales Kind, so käme die Geschichte zu diesen Zeitpunkt an ihr Ende, doch stattdessen klettert er unter dem Truck hervor, ohne auch nur eine Schramme davon zu tragen. Von da an geht es schnell: Mysteriöse Unbekannte erzählen ihm er sei der „Auserwählte“, die Freunde stellen seine neuen Kräfte auf die Probe, in dem sie ihn Wasser in Wein verwandeln lassen. Als er dann sogar Kranke heilt und tote Tiere wiederauferstehen lässt, ist sogar der grösste Skeptiker, ein katholischer Priester, davon überzeugt, dass Jodie Christianson der wiedergeborene Jesus Christus ist.

Millar widmet sich mit dieser zugegebenerweise sehr kurzen Mini zwei interessanten Fragen: „Wie würden Menschen auf so ein Ereignis reagieren?“, und „Wo liegt der Unterschied zwischen Glauben und Wissen?“. Die Perspektive spielt bei diesem Comic ebenfalls eine entscheidende Rolle und zwar nicht nur weil die Ereignisse aus der Sicht des mittlerweile 33-jährigen Jodie erzählt wird. Ich möchte an diesem Punkt nicht mehr weiter auf den Inhalt eingehen, da diese Geschichte stark von der Unwissenheit des Lesers lebt.

Mark Millar beweist einmal mehr, weshalb er zu den angesehensten Comic-Autoren der Branche zählt. Trotz rasanter inhaltlicher Entwicklung versäumt er es nicht den Leser vorsichtig und mit gut recherchierter Information in die Thematik einzuführen. Die subtile, aber präzise Darstellung menschlicher Schicksale gelingt ihm bei „Chosen“ besser als jemals zuvor. Was jedoch Millar für mich zu einem der drei besten Comic-Autoren macht, ist die Tatsache, dass er es, unabhängig davon ob er einen seichten Popcorn-Comic oder eine tiefgründige Charakterstudie schreibt, nie versäumt den Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu unterhalten.

Doch was wäre der beste Autor ohne einen passenden Zeichner? Peter Gross’ verträumter, ja fast kindlich naiver Stil und die weiche, erdige Kolorierung, erschaffen eine vermeintlich idyllische Atmosphäre, der man als Leser anfangs nicht so recht trauen will, schliesslich ist es ein Millar-Comic und kein Kinderbuch. Doch mit der Zeit versinkt man als Leser in diese herbstfarbene Welt und verfällt auf Grund der ruhigen Erzählweise beinahe in einen hypnoseartigen Zustand.

Obwohl „Wanted“ bei der Mehrheit der Leser wohl das beliebteste der Millarworld-Werke war, empfand ich „Chosen“ als Millars reifstes Werk, bei dem kreativer Fluss und intellektuelle Leistung gleichermassen zum Tragen kommen. Schliesslich möchte ich die oben erwähnte Frage an euch richten: Worin liegt der Unterschied zwischen Glauben und Wissen? Nun, wenn ihr den besprochenen Comic lest, werdet ihr wissen wovon ich spreche, ansonsten, und das dürft ihr mir glauben, wisst ihr gar nichts.

10/10
Lamond