Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Sonntag, Juni 11, 2006

Jon Sable

InDeeVee: Juni 2006

Jon Sable. Söldner. Bodyguard. Killer.

Jon Sable lebte glücklich mit seiner Familie in Afrika, bis eines Tages seine Frau und seine Kinder von einer Bande Wilderern ermordet wurden.
Voller Rache macht er sich auf, die Mörder seiner Familie zu finden… und ist erfolgreich. Doch die Tatsache, daß er die Verbrecher zur Rechenschaft gezogen hat, bringt ihm keine Genugtuung, denn seine Liebsten bekommt er dadurch auch nicht wieder. Verbittert verlässt er Afrika und geht in die USA.
Dort wird er zum Söldner, der für den richtigen Preis jeden Auftrag annimmt. Doch er ist ein gebrochener Mann, der oft von seiner Vergangenheit eingeholt wird, immer in der Hoffnung, daß die Kugel eines seiner Kontrahenten sein Leiden beendet.
Doch er hat auch eine Tarnidentität – ausgerechnet als Kinderbuchautor B.B. Flemm tritt er im öffentlichen Leben auf.
Ihm zur Seite stehen seine Lektorin Eden, seine Hin-und-Wieder-Freundin Myke, eine Künstlerin, die sich ihr Atelier mit dem schwulen Grey teilt und der gealterte Schauspieler Sonny, der Jon auch hier und da schon mal bei seinen Einsätzen unterstützt.

Die Serie wurde 1983 gestartet und brachte es bis 1988 auf insgesamt 56 Ausgaben, die bei First Comics erschienen. Mike Grell, Erfinder der Serie, zeichnete diese auch fast über die gesamte Laufzeit hinweg und übergab den Zeichenstift erst in den 40er Nummern an wechselnde Künstler. Geschrieben hat er sie bis zum Schluss.
Grells Stil ist sehr einprägsam, bildgewaltig und kann auch heute noch mühelos mit neueren Zeichnern mithalten. Sein Stil wirkt keineswegs antiquiert, sondern zeitlos, wobei auffällt, daß es keinen Inker gibt.
Im Hier und Jetzt der 80er angesiedelt, hatte Sable natürlich mit Themen wie dem Kalten Krieg oder seiner eigenen Vergangenheit zu kämpfen, die Sable immer wieder einholt.

Grell dürfte den meisten Lesern durch seine langjährige Arbeit an DCs Bogenschützen Green Arrow bekannt sein (nicht zuletzt durch die Miniserie „The Longbow Hunters“), sowie seinem Run bei Iron Man von vor ein paar Jahren. Ausserdem schrieb und zeichnete er „Starslayer“ für Pacific Comics, eine Serie, die er nach 6 Ausgaben zu First holte und dort in andere Hände gab, um sich ganz „Jon Sable“ widmen zu können.

Als Ende der 80er eine TV-Serie über Jon Sable startet, stellte man die laufende Serie ein und startete sie einfach als „Sable“ neu, was es den Zuschauern der Fernsehserie einfacher machen sollte, die Comics zu finden. Dabei war Grell allerdings nicht mehr an Bord und Marv Wolfman (Tomb of Dracula) übernahm die Serie, die es von 1988 bis 1990 auf 27 Ausgaben bringen sollte.
Der TV-Serie war hingegen kein so langes Leben beschienen – sie brachte es gerade mal auf sechs Folgen und bleibt neben diversen Änderungen an der Figur nur dadurch in Erinnerung, daß die junge Rene Russo (Lethal Weapon) hier ihr Debüt gab.

Nach dem Ende der zweiten Comicreihe verschwand der Held erst mal in der Versenkung, tauchte aber u.a. in Grells kurzlebiger Image-Serie „Shaman’s Tears“ wieder auf, sowie in einem Roman von 2000.

Erst 2005 machte sich der junge Verlag IDW daran, Jon Sable in einem eigenen Titel zurückzubringen. Neben einer 6teiligen Miniserie erfolgt auch derzeit ein Nachdruck in luxuriösen Sammelbänden.

Die Miniserie „Bloodtrail“ ist allerdings nichts für Neueinsteiger, sie befasst sich zwar erneut mit Jons Vergangenheit, vor allem dem Tod seiner Familie, aber man sollte schon zumindest den ersten Sammelband gelesen haben, um die Geschichte vollständig genießen zu können. Grell hat übrigens nichts von seinem Zeichentalent eingebüßt. Nach dem Erfolg der Miniserie steht eine weitere an, für die es aber noch keinen genauen Veröffentlichungstermin gibt.

Anfang der 90er versuchte sich sogar der Feest-Verlag an einer dt. Ausgabe. Diese kam jedoch nicht über die Erstausgabe hinaus.

Checklist:
    [US]

  • Grell u.a.
    Jon Sable, Freelance #1-56
    1983-1988
    First Comics

  • Wolfman, Jaaska u.a.
    Sable #1-27
    1988-1989
    First Comics

  • Grell
    Mike Grell’s Sable #1-10
    First Comics
    Nachdrucke aus der ersten Serie

  • Grell
    Shaman’s Tears #0-12
    1993-1996
    Image Comics
    Jon Sable trat in #5-8 auf

  • Grell
    Maggie the Cat #1-2
    1996
    Image Comics
    Spin-Off Miniserie eines Charakters aus “Jon Sable, Freelance”; unvollendet

  • Grell
    Sable [Roman]
    2000
    Forge

  • Grell
    Jon Sable, Freelance: Bloodtrail #1-6
    2005
    IDW Publishing

  • Grell
    The complete Jon Sable, Freelance
    Jon Sable, Freelance: Bloodtrail
    Seit 2005
    IDW Publishing
    Sammelbände
    [D]

  • Grell
    Sable Bd. 1: Söldner zu mieten
    1991
    Feest Comics
    Enthält #1-2 von “Jon Sable, Freelance”
Björn a.k.a. Der Grammaton Kleriker

Gravity: Big-City Superhero DIGEST

Written by Sean McKeever, pencils by Mike Norton (Marvel). Deutsch: Keine Veröffentlichung.



























„Wieso muss alles immer so dramatisch, so bitterernst, so unglaublich kompliziert sein?!“. Das ist einer der Hauptvorwürfe vieler Fans an die heutigen Superheldenabenteuer. So zeichneten sich die frühen Spider-Man Abenteuer vor allem durch die ziemlich heitere Grundstimmung und das geradlinige Konzept aus:

Ein Jedermann wird durch einen Unfall zum Held und muss plötzlich mit unheimlichen neuen Fähigkeiten auskommen. Die Ironie an der Situation war, dass eben dieser Held zwar ohne weiteres einen Superschurken davon abhalten konnte, die Welt zu zerstören, aber gleichzeitig Schwierigkeiten hatte ein Mädchen anzusprechen oder sein Kostüm unbemerkt reinigen zu lassen. Heute muss Spider-Man in beinahe allen seinen Abenteuern eine Nahtoderfahrung über sich ergehen lassen oder zumindest einen gehörigen Nervenzusammenbruch erleiden. In den letzten Jahren reagierten einige Autoren (Dan Slott, Robert Kirkman) auf diesen Trend und begannen Helden Geschichten zu schreiben, die sich jenseits der seelischen Abgründe abspielten (She-Hulk und Spider-Man/Human-Torch, Invincible). Zu diesen zählt auch Sean McKeever mit seiner Mini Serie „Gravity – Big-City Superhero“.

Greg Willis, ein aufrichtiger Junge aus der amerikanischen Provinz, kommt nach New York, um an der NYU sein Studium aufzunehmen. Doch das ist nicht der einzige Grund für sein Grossstadtabenteuer, denn Greg verfügt seit kurzem über erstaunliche Superkräfte und die möchte er natürlich dazu nutzen Gutes zu tun. Ganz so selbstlos ist er aber nicht, denn sein Plan soll sich auch finanziell auszahlen. Er will sich die Rechte an seiner Heldenidentität sichern, um dann kräftig abzukassieren, wenn er schliesslich zum überlebensgrossen Superhelden wird.

Doch so nett sich der Plan auch anhört, gibt es wesentlich Einfacheres, als sich im marvelschen New York als Helden einen Namen zu machen. Denn Superhelden gibt es dort wie Sand am mehr. Gravity beginnt jeden Abend auf Patrouille zu gehen, doch es will nicht so richtig hinhauen. Die einen missbrauchen seine Hilfe um Delikte zu begehen, die anderen wollen erst gar nichts von ihm wissen. Schliesslich muss er sich damit begnügen eine herzkranke alte Frau ins Spital zu fliegen.

Es ist nicht einfach ein Held zu sein, ohne dabei das Studium und sein soziales Umfeld zu vernachlässigen. Als er sich dann völlig unerwartet einen Erzfeind macht, wird die ganze Situation noch unübersichtlicher und Greg verliert sich vollkommen in seiner Aufgabe, was natürlich mit sehr unangenehmen Konsequenzen verbunden ist.

Insgesamt ist „Gravity“ eine unterhaltsame Story mit eindeutigen Parallelen zum frühen Spider-Man und Kirkmans Invincible. Wer diese beiden Titel mag, wird mit dieser Mini sicherlich nicht falsch liegen. Ich würde nicht so weit gehen, den Vorwurf des Plagiats zu erheben, denn immerhin wartet der Autor mit eigenen ziemlich originellen Ideen auf. Unbestritten ist jedoch, dass die Geschichte auf den momentan unter Insidern beliebte „Old-School-Zug“ aufspringt. Die Zeichnungen von Mike Norton sind ziemlich neutral und erinnern entfernt an einen formschwachen Adrian Alphona (Runaways). Sie stellen ein ideales Vehikel für eine unauffällige Story dar.

„Gravity“ ist ein solider Comic mit einigen netten Momenten und einer zufrieden stellenden Geschichte, nicht mehr, nicht weniger.

6.5/10
Lamond