Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Donnerstag, Mai 26, 2005

Sandman Mystery Theatre: The Tarantula TPB 1

GASTREZENSION VON BUENO EXCELLENTE. SEHR VIELEN DANK!

Written by Matt Wagner, pencils by Guy Davis (Vertigo). Deutsch: Keine Veröffentlichung

Da gab es einmal eine Serie, die hieß Sandman und wurde von Neil Gaiman geschrieben. Der ein oder andere wird vielleicht von ihr gehört haben. Jedenfalls war diese Serie sehr erfolgreich und einer der Gründe, wieso der Vertigo Imprint heute noch besteht.

Aber blicken wir doch einmal 60 Jahre zurück, in die 30er. Da gab es nämlich einen anderen Sandman. Wesley Dodds war sein Name, der Golden Age Sandman. Und um diesen geht es hier. “The Tarantula“ beinhaltet die erste Geschichte der 70 Ausgaben langen Serie, die mitlerweile ein wenig in Vergessenheit geraten ist. Zu Unrecht, wie ich finde. Die erste Story dient vor allem als eine Einleitung, die uns Dodds, den Hauptcharakter, seine “Seelenverwandte“ Dian Belmont, sowie die Mission von Sandman in einem durch Korruption, wie auch durch die sozialen Spannungen der damaligen Zeit gekennzeichneten New York der 30er Jahre, näher bringt. Dodds ist ein Träumer, der ein großes Vermögen von seinem Vater geerbt hat und sich nicht nur durch seine mysteriösen Träume dazu berufen fühlt das Verbrechen zu bekämpfen. Er will Gerechtigkeit in eine Gesellschaft bringen, die voll von krimineller Energie und nicht allzu sauberen Polizisten ist. Dabei verlässt er sich auf seinen Intellekt, seinen Mut und seine mit Schlafgas geladenen Pistole. Somit sei es hier positiv zu vermerken, dass wir in dieser Geschichte einen Helden zu Gesicht bekommen, der so wirklich hätte existieren können. Es gibt hier niemanden, der Tag für Tag in einem bunten Kostüm durch die Stadt schwingt. Es wird uns vielmehr bewiesen, dass es auch anders geht. Auch durch diese Tatsache gewinnt der Titel an Glaubwürdigkeit und gleichzeitig einen größeren Bezug zur Realität. Und ist dies nicht etwas, was wir an vielen der Vertigo-Titeln so schätzen? Jedenfalls ist es bei mir so.

In “Tarantula“ dreht sich alles um die Entführung und Ermordung von jungen Mädchen durch den gleichnamigen Charakter. Am Ende wird dem Leser deutlich, dass diese Thematik einen tieferen Sinn haben könnte als nur den üblichen Fingerzeig auf die Gewalttätigkeit in der heutigen Welt. Die Morde könnten für noch etwas größere stehen, nämlich den Verfall der Familie, wie auch der Menschlichkeit selbst. Doch dieser Theorie könnt Ihr bei der Lektüre des Bandes selber nachgehen.

Kommen wir jetzt zu Dian Belmont. Sie stellt durch ihre Einbeziehung in die Geschichte, sowie auch ihren charmanten Charakter die Verbindung des Lesers mit Sandman dar. Dian ist eine intelligente junge Frau, die mir der Zeit in das Leben eines Party-Girls abgedriftet ist. Als sie durch das Verschwinden einer Freundin selbst in den mysteriösen Fall verwickelt wird, findet sie immer mehr zu sich selbst und das lässt sie zu dem zweiten Hauptdarsteller dieser Serie werden, der so manch einem Leser näher ans Herz wachsen könnte als der Namensgeber der Serie selbst. Es ist interessant mit anzusehen, wie Dian und Dodds nach und nach etwas Vertrautes in ihren Persönlichkeiten finden und sich somit mit dem Fortschreiten der Zeit ein Vertrauensverhältnis zwischen ihnen entwickelt, das durchaus viel Spielraum für die Zukunft lässt.

Wer an intelligenten und vielleicht nicht absolut typischen (Super-)Heldengeschichten Interesse hat, wird hier seinen Spaß haben. Somit bleibt mir zum Schluss nur die Aussprache einer absoluten Kaufempfehlung.

10/10
Bueno Excellente

Sonntag, Mai 22, 2005

Ultimates Vol. 1 (Superhuman TPB 1/Homeland Security TPB 2)

Written by Mark Millar, pencils by Brian Hitch (Marvel). Deutsch: Die Ultimativen (Panini Comics, seit Oktober 2002).

Seit Mark Millar bei Marvel ist, spaltet er die Fangemeinde. Die einen sind über seine erfrischende und oft radikale Art des Storytellings entzückt, die anderen verachten ihn, weil er oft die Gesetze der Marvel-Kontinuität etwas zu arg beugt, wenn nicht sogar bricht. Ich persönlich schätze Millars Stil sehr, da seine Geschichten immer frisch und aktuell wirken, auch wenn manchmal die Logik etwas zu kurz kommt. Berühmt wurde Millar vor allem durch seine politisch motivierte Schreibweise, insbesondere bei der legendären Serie The Authority, wo er in beeindruckender Weise hochbrisante aussenpolitische Konzepte („preemptive action“, „regime change“) differenziert darzustellen vermochte.Ultimates 2

Die Ultimativen ist eine weitere Neuinterpretation bekannter Marvel-Helden. Figuren wie Captain America, der Hulk, Thor, Iron Man und Wasp werden neu konzipiert und als Superheldentruppe vorgestellt. Millar bleibt sich selbst treu und erzählt die Geschichte aus einer äusserst gesellschaftskritischen Perspektive, ohne dabei jedoch Partei zu beziehen. Wer glaubt, dass es sich um das übliche antikapitalistische und antiamerikanische Gesülze handelt, irrt (glücklicherweise) gewaltig, denn Millar beweist den Mut die Figuren entsprechend ihren Charakterzügen authentisch darzustellen. Kein Wunder also, dass die traditionell linksorientierte Comic-Community aufgrund der patriotischen Darstellung von Captain America aufjaulte. Aber ist es denn so abwegig eine Figur, welche als Kostüm die amerikanische Fahne trägt und sich nebenbei Captain America nennt, als Patrioten darzustellen? Wohl kaum. Als Gegenpart wurde dann aber auch ein der Antikapitalist und Umweltschützer Thor vorgestellt. Obwohl diese beiden Figuren durch ihre jeweils radikale Charakterisierung hervorstechen, gibt es noch weitere interessant dargestellte Figuren: der leicht alkoholisierte Milliardär und Menschenfreund Tony Stark a.k.a. Iron Man, der scheue aber manchmal aufbrausende Bruce Banner a.k.a. der Hulk, die ehrgeizige aber nur all zu menschliche Betty Ross, die unsichere und geheimnisvolle Jeannet Pym und ihr psychisch gestörter Ehemann Hank. Höhepunkt der Serie bildet jedoch der machiavellistische und pragmatische Nick Fury, Chef der Geheimorganisation S.H.I.E.L.D.Ultimates 3

Im ersten Band wird die Entstehung dieser Superhelden-Truppe gezeigt und dabei jeder Einzelne vorgestellt. Millar lässt sich Zeit, die einzelnen Charaktere vorsichtig einzuführen um dann am Schluss des ersten Storyarcs mit hervorragender Action einen Abschluss zu finden. Die Parallelen zu The Authority sind offensichtlich, nicht nur deshalb, weil Brian Hitch mit seinen photorealistischen Zeichnungen die ohnehin grandiose Geschichte zu einem wahren Meisterwerk ergänzt. Im Gegensatz zu The Authority sind The Ultimates vorsichtiger und auch überlegter dargestellt. Die von Marvel gesetzten kreativen Grenzen waren in diesem Fall notwendig, um den oft zu radikalen und zu experimentiellen Millar zu Höchstleistungen anzutreiben. Im zweiten Band wird eine ausserirdische Invasion abgewendet, wie sie in der Tradition von Superheldenteams steht.

The Ultimates wurde nach der Veröffentlichung zur Riesensensation, was unter anderem die konstant hohen Verkaufszahlen zeigen. Unter all den Superhelden-Teams sind die Ultimativen mit Abstand meine Lieblinge. Der kompromisslose Realismus, die Spannung und die wunderbaren Zeichnungen machen die Wartezeit auf den nächsten Band beinahe unerträglich. Solltet Ihr die letzen 4 Jahre unter einem Stein gehaust haben und deshalb diese Serie noch nicht gelesen haben, so kann ich euch nur wärmstens empfehlen, sie euch so schnell wie möglich zu besorgen. Unterhaltung vom Feinsten!

10/10
Lamond