Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Sonntag, Oktober 16, 2005

Amazing Spider-Man: Skin Deep TPB 9

Written by J. Michael Straczynski, pencils by Mike Deodato jr. and Mark Brooks (Marvel). Deutsch: “Spider-Man” (Panini Comics Deutschland)

Michael Straczynski und seine Spider-Man Serie haben ein turbulentes Jahr hinter sich, denn mit der letzten Storyline „Sins Past“ hat sich der Autor nicht nur Freunde unter den Lesern gemacht. Man durfte also gespannt sein, wie Straczynski auf die Kritik reagieren würde.

In „Skin Deep“ begegnet Peter einem alten Klassenkameraden aus der High School, Charlie Weiderman. Genau wie Peter, war Charlie ein „Geek“, der von den coolen Jungs seiner Klasse gepiesackt und verprügelt wurde. Charlie geht auf Peter zu, um ihn um einen grossen Gefallen zu bitten. Getrieben durch Minderwertigkeitskomplexe und einer tiefen Verbitterung gegenüber seinen Mitmenschen, versucht Charlie sich durch ein lukratives Militär-Projekt die Anerkennung zu erarbeiten, die ihm sein ganzes Leben lang versagt blieb. Peter soll ihm als Referenz dienen, denn nur auf diese Weise wird er die dringend notwendige finanzielle Unterstützung durch Stark Industries erhalten. Stark wiederum investiert aufgrund eben dieser Referenz in Charlie und so kann er sein Projekt weiterverfolgen. Doch aufgrund seiner Ungeduld und seiner Gier nach sozialer Anerkennung geht einiges Schief und so erlangt Charlie durch einen furchtbaren Unfall besondere Fähigkeiten. Was er mit ihnen anstellt bzw. anstellen möchte, verrate ich nicht.

„Skin Deep“ heisst übersetzt „oberflächlich“ und genauso erscheint dieser Band auf den ersten Blick: Debiler Wissenschaftler wird durch einen Laborunfall in ein Monster verwandelt, dreht durch und möchte schliesslich Spidey an den Kragen. Aber die Geschichte ist viel mehr als das. Wie schon in Sins Past wühlt Straczynski in Peters Vergangenheit und lässt dies durch die gelungenen Rückblenden von Mark Brooks darstellen. Bald wird dem Leser bewusst, dass JMS eine Art subtile „What if“-Story erzählt. Charlie steht für Peter und dafür, wie sich Peter unter anderen Umständen hätte entwickeln könnte. Dem Autor geht es hier aber nicht hauptsächlich um die Aussage, dass alles hätte anders kommen können. Der Leser soll sich fragen, welche Umstände konkret dazu geführt haben, dass Peter derjenige Mensch ist, der er heute ist.

„Skin Deep“ ist eine raffinierte Geschichte mit vielen verschiedenen Anspielungen und interessanten Überlegungen von Seiten des Autors. Des Weiteren wird die Story durch Mike Deodatos photorealistische Zeichnungen unterstützt, die meiner Meinung nach immer besser zu dieser Serie passen. Brooks Rückblenden gelingt es, den Leser in Nostalgie zu versetzen und damit die Glaubwürdigkeit zu erhöhen. Wie Straczynski schon oftmals bewiesen hat, ist er ein Allrounder: Wohlüberlegte Plots, überraschende Wendungen, ergreifende Charakterisierungen und hervorragende Dialoge machen aus dieser Spider-Man Geschichte eine zufriedenstellendes Comic Erlebnis.

7/10
Lamond

Review zu Amazing Spider-Man: Sins Past TPB 8 von Lamond unter
Review zu Amazing Spider-Man: Sins Past TPB 8 von Philos unter

Rex Mundi: The Guardian of the Temple TPB 1

Written by Arvid Nelson, pencils by EricJ (Image). Deutsch: Keine Veröffentlichung.

Es begann mit dem Da Vinci Code („Sakrileg“). Der „Hype“ um die Legenden des Christentums und dessen Geheimbünde und Orden. Die Thematik ist nicht neu (ich schätze so um die 2000 Jahre alt) doch massentauglich wurde es erst durch den genannten Bestseller von Dan Brown, zu dessen treuen Leser auch ich mich zähle. Wie dem auch sei, im Zentrum dieser Mythen und Legenden steht wie bei jeder der vielen Verschwörungstheorien das göttliche, alles erklärende Geheimnis, der Heilige Gral. Der Erfolg dieses Genres basiert auf der Tatsache, dass es kein solches Geheimnis gibt, aber alle wie verrückt danach lechzen.
Solange es nicht aufgeklärt wird, kann man weiter darüber sinnieren, spekulieren und hoffen, dass hinter allem was in der Welt falsch läuft eine fiese Bruderschaft steht, die gekonnt die Fäden in der Hand hält und für alles verantwortlich ist, sogar für unseren eigenen Fehler. Das mag vielleicht zynisch klingen, aber Tatsache ist, dass ich regelmässig selbst dieser Versuchung erliege. Obwohl mir bewusst ist, dass all die Verschwörungsmythen völliger Quatsch sind, habe ich schon unzählige Werke über dieses Thema verschlungen („The Da Vinci Code“, „Das foucaultsche Pendel“, „The Rule of Four“ usw.) und kriege niemals genug davon. Umso überraschter war ich, als ich plötzlich erfuhr, dass Rex Mundi, ein Titel von dem ich schon so viel gehört hatte, sich mit diesem Thema auseinandersetzte.

Neue Geschichte, alte Probleme

Wir befinden uns in Paris im Jahre 1933. Aber es ist nicht unser Paris, nicht unser 1933. In der Welt von Rex Mundi hat sich die Geschichte ab einem gewissen Zeitpunkt ganz anders entwickelt: keine Säkularisierung (Trennung von Staat und Kirche), keine Aufklärung, keine Freiheit. Länder wie Spanien, Deutschland und Italien haben sich nicht ergeben. Wo das heutige Spanien steht, finden wir in der Rex Mundi Welt das Emirat von Cordova, Navarra, Aragon und Castillien. Was wir als BRD kennen, ist im Comic das Preussische Imperium. Statt Italien haben wir die Vereinten Norditalienischen Republiken, den Papst-Staat und das Königreich der beiden Sizilien. Und als wäre das nicht genug befinden wir in einer politisch hochbrisanten Situation, die vom Autor brillant durch komplexe diplomatischen Verhandlungen, parlamentarischen Brandreden und Intrigen dargestellt wird. Im Mittelpunkt dieser politischen Querelen steht der mysteriöse Lord Lorraine, ein ehrgeiziger Abgeordneter, der es sich zur Lebensaufgabe macht, mit Frankreich in den Krieg zu ziehen.

Der Beginn eines langen Abenteuers

Die Hauptperson ist Dr. Julien Sauniere ein junger Arzt, der sich durch seine soziale Ader und seinen kritischen Verstand nicht nur Freunde gemacht hat. Als er eines Nachts vom Priester Marin besucht wird und der ihn um Hilfe bittet, stellt sich heraus, dass in Marins Kirche geheime Manuskripte aufbewahrt wurden und letzte Nacht eines dieser Dokumente von einem Unbekannten entwendet wurde. Marins Verzweiflung ist nicht unberechtigt, denn in einem Staat, in dem die Inquisition eine legitime staatliche Organisation ist, sollte man sich als Priester besser nichts zu Lasten kommen lassen, da dies leicht zur Todesstrafe führen kann. Sauniere verspricht ihm alles zu unternehmen um den Fall aufzuklären. Doch schon am nächsten Morgen wird ihm die Gefahr seines Versprechens bewusst, als er von der Inquisition, maskierte Männer in dunklem Umhang, festgehalten und befragt wird. Was Sauniere jedoch nicht weiss, ist, dass letzte Nacht sein guter Freund Marin kaltblütig ermordet wurde. Damit beginnt das spannende Abenteuer des Julien Sauniere durch die Abgründe der katholischen Mythologie.

Die Geschichte liest sich flüssig und sofern man sich etwas für das Thema interessiert wird man Mühe haben, den Comic aus den Händen zu legen. Arvid Nelson scheint jedoch damit zu rechnen, dass seine Leser ein gewisses Vorwissen mitnehmen, denn man wird nicht in die Thematik eingeführt sondern direkt ins kalte Wasser geworfen. Die Charakterisierung ist gut aber nicht revolutionär, denn zu offensichtlich bedient er charakterliche Stereotypen. Man merkt, dass es dem Autor vorwiegend um den grösseren Zusammenhang geht, was in Anbetracht der vielen Nebenstränge auch nachvollziehbar ist. Im Vordergrund stehen jedoch EricJ’s wunderbare Zeichnungen, die so detailliert sind, dass man die Bilder mehrere male anschauen kann und immer wieder etwas Neues findet. Wer Freude an Leuten wie Brian Hitch oder Mike Deodato jr. hat, wird auch dieses Artwork mögen. Fazit: Leser, denen Dan Browns „Sakrileg“ oder „Illuminati“ mochten, werden Rex Mundi lieben.

8/10
Lamond