Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Sonntag, Januar 22, 2006

Daredevil VS Punisher TPB

Gastreview von RAINER. Sehr vielen Dank!

Written and penciled by David Lapham (Marvel). Deutsch: 100 % Marvel # 24 im November 2006 (geplant).

Wie der Titel schon verrät, geraten Daredevil und der Punisher mal wieder aneinander. Obwohl der Kampf der beiden ein zentrales Thema ist, so ist die Mini doch fern davon, sich ausschließlich dieser Thematik zuzuwenden. Zunächst im Hintergrund und dann von Ausgabe zu Ausgabe weiter in den Vordergrund rückend, steht eine Familie, die den Punisher stark an seine eigene erinnert. Lapham arbeitet in diesem Fall mit diversen Flashback-Sequenzen, die dem Punisher eine gewisse Dreidimensionalität verleihen, die ihm dank Ennischer Demontage in Born verloren ging. Diese Flashbacks zeigen den Punisher mal nicht ausschließlich als Monster. Im Gegensatz scheint mir hier, entgegen gegensätzlicher Beteuerungen (u. a. auch von ihm selbst) dass da irgendwo tief in dem Punisher noch etwas von Frank Castle verborgen ist. Der Mann hat nach wie vor das Massaker an seiner Familie nicht im Ansatz verdaut und das ist etwas was ihn heute noch prägt. Und das ist für mich der Punisher wie ihn Grant, Baron und Potts in den 80igern geschrieben haben und den ich schwer vermisse, spätestens seit Ennis die Serie übernahm. Dazu passt dann auch die Rückkehr der weißen Handschuhe. Wenn man sich die Liste der Gegner ansieht, die sich hier nach längerer Abwesenheit ihr Stelldichein geben, dann mag man allerdings meinen, dass Lapham sogar noch weiter (nämlich in die 70iger) zurückwollte. Das Ganze hat auf jeden Fall etwas wunderbar Klassisches.

Ja, DvP hat auch Schönheitsfehler, vor allem Continuity-Fehler. Recherchiert scheint Lapham an diversen Stellen nicht zu haben, aber welcher Autor bei Marvel fühlt sich denn heutzutage dazu überhaupt noch genötigt? Immerhin haben wir selbst bei der Punisher-Haupt-Serie da einen Herren, der sehr offen in einem Interview zugegeben hat, dass ihn Continuity absolut nicht interessiert. Und der sich bereits dermaßen viele Schnitzer (Stichwort: Microchip) in dieser Richtung geleistet hat, dass ich es mittlerweile nur noch am Rande wahrnehme. Aber im Grund genommen interessiert mich das in diesem Fall nicht weiter, denn DvP bietet gute Dialoge, starke Action-Sequenzen und Nebenfiguren, deren Schicksale mich wirklich bewegt haben. (Auch das Artwork braucht sich nicht zu verstecken, auch wenn es nicht wirklich spektakulär ist.) All die genannten positiven Aspekte überwiegen für mich die Fehler so stark, dass ich diesen Comic bereits für die beste Punisher-Geschichte der letzten 10 Jahre halte.

9/10
Rainer

Wolverine: Enemy Of The State TPB 1

Written by Mark Millar, pencils by John Romita Jr (Marvel). Deutsch: „Wolverine" #16 - #20 (PaniniComics Deutschland).

Wolverine ist neben Spider-Man wohl der am meisten eingesetzte Charakter des Marvel Universums. Das hat natürlich vor allem mit seiner Beliebtheit bei den Fans zu tun, aber nicht nur. Auch bei den Autoren ist der Mann mit den Adamantium-Krallen, aufgrund seiner vielfältigen Charakterisierung, äusserst beliebt. Logan ist jähzornig, melancholisch, zynisch, liebenswert, gefährlich, erfahren, loyal, witzig und gewieft. Der Autor kann die Figur demnach, wie einen Joker, in jede Geschichte integrieren und sich auf eine der vielen Charaktereigenschaften berufen ohne viel falsch zu machen. Millars Vorgänger, Greg Rucka, beschrieb Logan als einen introvertierten Einzelgänger, der nachdenklich, melancholisch und schweigsam auf der Suche nach sich selbst durch die Vereinigten Staaten reiste. Man könnte ohne weiteres von einem „Road Comic“ sprechen. Während einige diese etwas unkonventionelle Interpretation in den Himmel lobten, beklagten sich andere wiederum darüber, dass dies sehr wenig mit Wolverine zu tun habe. Sie wollten Action und was noch wichtiger war, sie wollten ihn im gelben Latex-Kostüm sehen. Enter Mark Millar:

Logan ist in Japan und versucht einem Freund zu helfen, dessen Sohn vor Monaten entführt wurde. Bei der Lösegeld-Übergabe wird er von einer Horde Ninjas überfallen. Na einem seitenlangen Kampf gelingt es ihnen den haarigen Zwerg zu töten. Was war geschehen? Eine Verschwörung verschiedenster Terrororganisationen (The Hand, Hydra und The dawn of the white light) haben es sich zum Ziel gesetzt Superhelden zu töten und sie anschliessend als willenlose Killermaschinen wiederauferstehen zu lassen. Superhelden als Marionetten einer feindseligen Organisation ? Der Plan funktioniert und Wolverine ist den tödlichen Absichten seiner „Befehlshaber“ schutzlos ausgeliefert. Die Jagd ist eröffnet.

Es beginnt eine rastlose Jagd nach Superhelden. Zwar kämpft unser Held gegen seine inneren Dämonen an, aber es ist aussichtslos, seine Killerinstinkte haben überhand gewonnen. Ab diesem Zeitpunkt ist kein Held mehr sicher. Auf seiner tödlichen Odyssee nimmt er den Kampf mit allen namhaften Charakteren des Marvel Universums auf: Elektra, Die Fantastischen Vier, Daredevil und die X-Men.

Millar hat hier einen rasanten Lauf hingelegt, der von Aktion und Spannung nur so strotzt. Kein charakterorientierter Selbstfindungstrip, sondern reines Abenteuer. Es handelt sich um Popcorn Unterhaltung vom Feinsten: Haufenweise Ninjas, Einbrüche in gesicherte Hightech Gebäude, wilde Verfolgungsjagden, gewaltige Explosionen und Duelle auf Leben und Tod.

Wer sich ausschliesslich an kopflastigen Charakterstudien ergötzt, sollte lieber die Finger von diesem Storyarc lassen. Dargestellt wird dieses wilde Action-Spektakel von John Romita Jr., der mit seiner gelungenen Darstellung überhaupt die erforderliche Dynamik ermöglicht. Dieser Comic ist ein wahres Vergnügen, an welchem sich die Hollywood Produzenten ein Beispiel nehmen sollten.

8/10
Lamond

Review zu House of M: Wolverine TPB unter