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Sonntag, Februar 11, 2007

She-Hulk: Time Trials TPB 3

Written by Dan Slott, pencils by Juan Bobillo, Scott Kolins, Paul Pelletier, Mike Vorburg, Ammanda Conner & Jimmy Palmiotty, Ron Frenz, Joe Sinott & Sal Buscema, Mike Mayhew, Don Simpson, Lee Weeks, Eric Powell, Tom Grummet & Gary Erskine (Marvel).

Nach einer mehrmonatigen Pause wurde die hoch gelobte und wenig gekaufte Serie „She-Hulk“ im September 2005 neu gestartet. Geplant war eine angemessene Promotion um die Verkaufszahlen dem hohen Niveau der Kritiken anzugleichen. Doch die Werbeunterstützung von Seiten des Verlags blieb weitestgehend aus und anstatt einen massentauglichen Zeichner an die Serie zu setzen, wurde wieder Juan Bobillo verpflichtet, der meiner Meinung nach zwar irrsinnig talentiert ist aber gleichzeitig einen sehr eigenwilligen Stil pflegt, der lediglich einer Minderheit der Comic Fans zusagen dürfte.

Wie schon in den ersten zwei Trades überzeugt Slott durch ein ungewöhnlich dichtes Storytelling. Jedes Heft strotzt nur so vor Inhalt. Im Vergleich zu einem gewöhnlichen Comic Heft braucht man hier mindestens doppelt so lange für die Lektüre. Natürlich garantiert dies nicht automatisch Qualität aber zumindest zeigt Slott, dass es auch heute noch möglich ist, eine oder gar mehrere Handlungen in 22 Seiten abzuschliessen.

Die vor Monaten zerstörte Superhelden Anwaltskanzlei Goodman, Lieber, Kurtzberg & Holloway wurde wieder aufgebaut und Jennifer steht kurz davor ihre Arbeit als Rechtsanwältin wieder aufzunehmen. Neben den alten Bekannten wird der Leser auch einem neuen Charakter vorgestellt: Mr. Zix, welcher den abwesenden Mr. Holloway als Geschäftsführer ersetzt.

Nach einer kurzen Einführung, in der auch Jennifers Probleme mit ihrer Verwandlung in She-Hulk wieder aufgegriffen werden, stürzt Slott den Leser auch wieder mitten ins Geschehen. Als erstes müssen die Anwälte sich eines Falls annehmen, in dem ein Zeitreisender in die Vergangenheit reist, um seinen Mörder präventiv zu beseitigen. Die Jury wird dabei von der Zeitreisebehörde TVA (Time Variance Authority) aus verschiedenen Zeitepochen zusammengesetzt. Darunter befindet sich zufälligerweise der mittlerweile verstorbene Clint Barton a.k.a. Hawkeye. Natürlich führt dies unsere Shulkie in Versuchung, ihn vor seinem unnötigen Tod zu warnen, doch das wäre eine schwere Straftat. Was wird sie tun?

Gleichzeit erfahren wir, dass Jennifer in einer Beziehung steckt. Doch mit wem? Mit Pug, dem liebenswerten Mitarbeiter, der schon lange in die grüne Schönheit verliebt ist? John Jameson, der Sohn des berüchtigten Zeitungsverlegers J.J. Jameson und ehemaliger Spider-Man Schurke Man-Wolf? Stu Cicero, der Comic-Experte, der unserer Jenny mit seinem breiten Wissen des Öfteren aus der Patsche geholfen ha? Oder gar Awesome Andy, der stille Android, der sich in der Kanzlei als hilfsbereiter Allrounder bewährt ?

Doch damit nicht genug. Neben all den Handlungssträngen wird Slott auch eine Continuity Lücke schliessen, die sich bezüglich der unserer Hauptfigur in der Avengers Storyline „Search for She-Hulk“ ergab. Gegen Ende des Trades wird schliesslich ein weiterer Nebencharakter eingeführt: Two Gun Kid, der Draufgänger aus dem Wilden Westen, der sich in unserer Zeit alles andere als heimisch fühlt.

Wie schon in Vol. 1 (She-Hulk #1-12) überzeugt Slott auch nach dem Neustart mit originellen Geschichten und erfrischenden Charakterisierungen. Doch auch sein „Trademark“, die profunde Kenntnis der Marvel Continuity bzw. der Geschichte des Marvel Universums und all seiner Charaktere, kommt stark zur Geltung.

Trotz vieler fantastischer Story-Elemente (Zeitreisen, Superhelden Action) ist die Serie dennoch vorwiegend charakterorientiert. Die Serie auf das Genre „Funny Comic“ zu beschränken wäre ein schwerer Fehler. Es handelt sich hier nicht um eine Slapstick Komödie sondern um eine leichtherzige Serie, welche die Absurditäten des Anwalts- und Superheldenalltags hervorhebt, ohne dabei auf gezielt eingesetzte Drama- und Soap-Elemente zu verzichten.

Hauptzeichner ist Juan Bobillo, der, wie bereits oben erwähnt, einen „eher“ gewöhnungsbedürftigen Stil pflegt. Persönlich bin ich der Meinung, dass er für diese Serie perfekt ist. Sein weiches, cartooniges Artwork setzt Slotts Humor optimal um, was unter anderem an seiner Fähigkeit liegt, Emotionen in atemberaubender Präzision umzusetzen. Dennoch wäre ich als Leser bereit – für den kommerziellen Erfolg der Serie – auf Bobillo zu verzichten.

Aufgrund der Jubiläumsausgabe (She-Hulk #100) sind ein Haufen Zeichner in den Genuss gekommen, ein paar Seiten zu zeichnen. Hervorzuheben sind hierbei vor allem Lee Weeks, Ron Fenz und Eric Powell. Leider kam auch Scott Kolins zum Zug, dem ich Nichts abgewinnen kann. Insbesondere die schrecklich veraltete Frisur, welche der unserem Shulkie wie Peggy Bundy aussehen lässt, verursacht bei mir Bauchkrämpfe.

Insgesamt handelt es sich bei She-Hulk weiterhin um die frischeste und intelligenteste Superheldenserie des Hauses Marvel. Zeitweise hat man das Gefühl, dass die Geschichten nicht mehr ganz so flüssig und gelegentlich sogar etwas überkonstruiert wirken, aber in Anbetracht der schieren Menge an Haupt- und Subplots war dies kaum zu vermeiden, weshalb dies bei der Endbetrachtung nicht ins Gewicht fällt.

Es bleibt also zu hoffen, dass sich die eher tiefen aber dennoch stabilen Verkaufszahlen so halten und wir noch lange in den Genuss dieser grünen Comic Delikatesse kommen.

10/10
Lamond
Review zu She-Hulk: Single Green Female TPB 1 von Lamond.
Review zu She-Hulk: Superhuman Law TPB 2 von Philos.