Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Mittwoch, Juni 07, 2006

Kaines Top 5: April 2006

ohne bestimmte Reihenfolge, aber mit Spoilern.

· Moon Knight #1 Marvel $2.99 written by Charlie Huston, pencils by Dave Finch, inks by Danny Miki 05.04.06

„The Bottom, Chapter One: The Fun Stuff“ Das Heft beginnt mit einer langen Actionsequenz, in der Moon Knight seine Motivation erklärt, um dann zu einem am Boden zerstörten Marc Spector überzugehen, der Alles verloren hat was Ihm wichtig war. Huston verzichtet im ersten Heft auf eine ausführliche Nacherzählung von Moon Knights Origin, sondern wirft den Leser scheinbar direkt mitten ins Geschehen. Trotzdem schafft er es den Leser soweit wie nötig mit der Hauptfigur und ihren Beweggründen vertraut zu machen wie es nötig ist, bevor er einem den Boden unter den Füßen wegzieht und die Situation komplett verändert. Bis dahin ist jedem klar, wo Marc Spector einmal war und eigentlich auch wieder hin will und die Neugierde darauf geweckt wie er an diesen Tiefpunkt in seinem Leben gelangt ist. Gerade die erste Hälfte des Heftes ist wie für David Finch geschaffen. Das nächtliche, verregnete New York, Moon Knight im Kostüm und die Actionszenen geben ihm die Möglichkeit mit seinem Talent zu glänzen. Auch der Rest sieht beeindruckend aus. Jedoch hat man wegen Finchs Schwäche unterschiedliche Gesichter darzustellen manchmal das Gefühl einen dunkelhaarigen Sentry vor sich zu haben.

· Exterminators #4 Vertigo $2.99 written by Simon Oliver, Art by Tony Moore 05.04.06

„Bug Brothers, Chapter Four“ Neben skurriler Alltagsarbeit und wieder einem neuen Partner verfolgt Henry die Spur von AJs geheimnisvoller Box und wird auf ein größeres Ungezieferproblem aufmerksam, für das er unwissentlich selbst verantwortlich ist. Diesmal widmet sich Oliver wieder mehr den geheimnisvollen Aspekten: AJs Box, der Skarabäus und die Vorgänge bei Orcan. Er versteht es mit kleinen Hinweisen und Andeutungen dem Leser klar zu machen, das noch einiges auf ihn wartet, ohne dabei zu viel zu verraten. Tony Moore liefert seine üblichen überzeugenden Zeichnungen ab.


· Young Avengers #11 Marvel $2.99 written by Allan Heinberg, pencils by Jim Cheung, inks by Livesay, Jay Leisten, Dave Meikis, Matt Ryan and Jaime Mendoza 05.04.06

„Family Matter, Part Three“ Nach den bisherigen Andeutungen werden nun endgültig die Hintergründe von Hulkling, Wiccan und dem neuen Mitstreiter Thomas enthüllt. Heinberg glänzt wieder mit einer gelungen Mischung aus Action, Dialogen und Storyentwicklung. Das auch die New Avengers zum wiederholten Male eingreifen macht angesichts der Kree und Skrull Truppen Sinn und wirkt nicht wie ein erzwungener Gastauftritt. Auch Cheung glänzt wieder und läßt einen problemlos in die Story eintauchen. Lediglich der Cliffhanger ist diesmal nicht so spannend, da der Verdacht nahe liegt, das ein Young Avenger zu dem werden soll, was Er bisher nur vorgab zu sein.

· Daredevil #84 Marvel $2.99 written by Ed Brubaker, Art by Michael Lark and Stefano Gaudiano 19.04.06

„The Devil in Cell-Block D, Part Three“ Während Murdock sich mit immer brutaleren Mitteln Respekt verschafft und die Hintermänner des Anschlags sucht, gerät Urich Mal wieder mit Jameson aneinander und versucht zusammen mit Dakota North hinter Daredevils Geheimnis zu kommen. Auf der einen Seite zeigt Brubaker die Stärken des Reporter/Ermittler Teams auf der Suche nach einem Geheimnis. Auf der anderen Seite heizt er die Atmosphäre um Murdock weiter auf, indem er immer mehr Protagonisten auf engstem Raum zusammenbringt, während Murdock sich von falscher Spur zu falscher Spur prügelt. Mit Kingpin, Bullseye und Punisher fügt die Tropfen hinzu die das Faß zum überlaufen bringen können. Doch auch mit den neu hinzugekommenen Figuren wandelt sich die Story glücklicherweise nicht von Crime Story zu Superhelden Story. Glücklicherweise auch für Lark, den während seine Zeichnungen an einer Superhelden Story vermutlich nicht so gut passen würden, ist diese Story perfekt für Ihn und Er fügt der Geschichte genau die richtige Atmosphäre und Düsternis hinzu.

· Loveless #6 Vertigo $2.99 written by Brian Azzarello, pencils by Danijel Zezelj 12.04.06

„A Peace of Iron“ Nach dem Abschluß der ersten Story widmet sich Azzarello den Hintergründen der Hauptfiguren. Hier ist es Atticus, der schon ein paar unrühmliche Auftritte hatte. Azzarello zeigt das Bild eines geflohenen Sklaven, der auch im Norden fast nur Härte und Gewalt erfährt, ob durch Sklavenjäger oder den erniedrigenden Umgang in der Nordstaatenarmee. Dadurch wird er zu dem verbitterten Mann der Er ist und der nur auf seine Waffe vertraut. Azzarello vertieft gekonnt seine Charaktere und vermittelt ihre Beweggründe, wobei er wie üblich am Besten ist, wenn es um nicht gerade liebenswerte Figuren geht. Gastzeichner Zezelj bringt eine gelungene und passende Abwechslung zu Frusin.

Kaine

Sonntag, Juni 04, 2006

Sleeper: The Long Way Home TPB 4

Written by Ed Brubaker, pencils by Sean Phillips (DC Comics/Wildstorm). Deutsch: Keine Veröffentlichung.

Sleeper wurde in der zweiten Staffel zusehends grauenvoller und verzweifelter. Zum Ende der ersten Season lagen die Erzählstränge offen: Carver wurde enttarnt und Lynn erwachte aus dem Koma. Zum Auftakt der Relaunch wurde dem Undercover-Agenten ein "Exit" angeboten. Gleichzeitig versprach auch Tao Holden trotz dessen Vertrauensbruchs einen neuen Platz in seiner Geheimorganisation zuzusprechen. Dergestalt hin- und hergerissen verwandelt sich Carvers Leben immer mehr in einen Scherbenhaufen. Sein Auftrag gleicht nunmehr einer "Mission Impossible". Es darf dem tapferen Mann eigentlich nur noch um das nackte Überleben gehen, denn sicher wird er weder dieseits, noch jenseits des schmalen Grats sein. Gespannt warte ich darauf, ob und wie sich Holden Carver mit einem Scherenschlag aus der Misere befreit. Ein erster Schritt muss sein, jedes Taktieren zu beenden. War Carvers Charakter zu Beginn der Serie noch impulsiv und zuweilen gewalttätig, weichen diese Züge immer mehr einer zärtlichen Gelassenheit, die ihn sein Schicksal erträglicher erscheinen lässt.

Mit dem vorliegenden vierten Trade endet die Miniserie. Als solche funktioniert Sleeper hervorragend: Das abgeschlossene Ende garantiert eine zügige Storyentwicklung und die Zielführung loser Plotenden. Einziger Minuspunkt in Season 2 mögen die wenig ausgeprägten Nebencharaktere sein.

Sean Phillips gelingt es wie niemand anderem Gunfights zu inszenieren. Schläge und Tritte waren gestern. "In" ist eine realistische Brutalität, die mit "John Woo"-haften Choreographien gepaart ist. Daneben nutzt Phillips gehäuft kleine, auf der ganzen Seite verstreute Panels, die sowohl begrenzend, als auch chaotisch wirken. Phillips bedeutungsschwangere Schatten und Strachans Vorliebe für düstere Farben erschaffen ein modernes Noir, in dem die neongrellen Superkräfte und Technologien des Wildstorm-Universums mit den skizzenhaften Gesichtern und dem dunklem Himmel harmonieren.

In der ersten Staffel wurde Carver als Doppelagent in eine terroristische Geheimorganisation geschleust. Zwischenzeitlich flog sein Undercover-Status auf, doch das Vabanquespiel geht weiter. Die Eigenheit eines solchen Spiels ist, dass keine Partei gewinnen wird. Die zunehmende Isolierung des Protagonisten löst Brubaker mit einem Geniestreich auf, wenn er die Bedeutung des Titels "Sleeper" einer neuen Interpretationsebene zuführt. Dabei thematisiert Sleeper nicht den Kampf Gut gegen Böse oder Ordnung gegen das Chaos. Der Nukleus der Serie ist die Liebesbeziehung zwischen Carver und Miss Misery. Diese Liebes- und Gewaltbeziehung hat trotz aller moralischen Dilemma, in der die Liebenden stecken, etwas Wahrhaftiges. In der Liebe, so Brubakers romantischer Tenor, findet der Suchende seine Erfüllung.

10/10
Philos
Review zu Sleeper: Season One (TPB 1 & 2) von Lamond.
Review zu Sleeper: A Crooked Line TPB 3 von File XX.

Ultimate Galactus: Secret TPB 2

Written by Warren Ellis, pencils by Steve McNiven and Tom Raney (Marvel). Deutsch: Die Ultimativen #17 - #20 (PaniniComics Deutschland).





























Nachdem der erste Teil dieser Trilogie (Ultimate Galactus: Nightmare TPB) bei einem Grossteil der Fans – ich gehörte ausnahmsweise nicht dazu – nicht ganz so gut angekommen ist, fragte ich mich ob Ellis eventuell noch auf den einstimmigen Vorwurf des „decompressed storytelling“ reagieren und für die folgenden Teile komprimiertere Storylines vorlegen würde. Es sei angemerkt, dass Warren Ellis neben Daniel Way wohl der unangefochtene Meister der aufgeblähten Geschichten ist. Insofern hielten sich die Hoffnungen vieler Fans in Grenzen.

„Nightmare“ hatte damit geendet, dass Nick Fury einen Androiden fand (Vision), der seit 100 Jahren im Niemandsland ununterbrochen vor dem anstehenden Weltuntergang warnte, welcher in unmittelbarer Zukunft durch ein Wesen namens „Gah Lak Tus“ verursacht werden soll.

„Secret“ beginnt mit einem Briefing auf einer streng bewachten Militärbasis, bei welchem einem erlesenen Kreis von Eingeweihten die neue Technologie (Asis), auf welcher das unmittelbar vor dem Start stehende Spaceshuttle basiert, erklärt wird. Im Mittelpunkt stehen dabei die äusserst strenge Captain Carol Danvers, welche für die Sicherheit des Raketenstarts verantwortlich ist und der charmante Zivilist Dr. Lawson, welcher den Anwesenden die Feinheiten der neuen Technologie erklärt.

Nach wenigen Minuten bekommt Captain Danvers aber schon einen Notruf der Soldaten, die das Spaceshuttle bewachen: Sie stehen unter Angriff einer unsichtbaren Macht. Dr. Lawson stürmt infolgedessen aus der Sitzung und einen Augenblick später bekämpft ein mysteriöser weiss-grüner „Ritter“, den unsichtbaren Angreifer auf dem Startgelände. Zwar wird am Ende dieses Kampfes der Angreifer getötet und der Prototyp des Asis-Antriebs in Sicherheit gebracht, das Spaceshuttle selbst wird jedoch zerstört. Die irritierten Soldaten stürmen auf das Feld und nehmen den erschöpften weissen Helden in Gewahrsam. Wie sich bald herausstellt handelt es sich dabei um Captain Mahr Vehl, einen Skrull Dissidenten, der die Menschen beim Kampf gegen die unmittelbar anstehende Gefahr aus dem All, Gah Lak tus, unterstützen möchte. Offen bleibt die Frage, wer und warum den Start des Spaceshuttles hatte verhindern wollen.

Die Ultimativen werden zu Hilfe gerufen und diese wiederum bitten die Fantastischen Vier um Unterstützung. Zusammen sollen sie so viele Information wie möglich zur anstehenden Apokalypse sammeln und allfällige Rätsel lösen. Doch das ist einfacher gesagt als getan, denn ein unsichtbarer Gegner steht ihnen gegenüber.

Dem Autor gelingt mit Ultimate Secret was woran die meisten Crossover – Events scheitern, eine glaubwürdige Erklärung für das Zusammenwirken der betroffenen Heldengruppen sowie deren ungezwungene Integration in eine spannende Rahmenhandlung. Sieht man von der etwas übertrieben eindimensionalen Charakterisierung des Ultimativen Thors ab, kann man ohne weiteres sagen, dass Ellis eine hervorragende Arbeit bei der charaktertreuen Darstellung der übrigen Figuren geleistet hat.

Höhepunkt war jedoch die Einführung des Ultimativen Captain Mahr Vehls, der durch seinen natürlichen Charme, seine Wortgewandtheit und seine sympathische Motivation das Potential hat, ein wichtiger Charakter im Ultimativen Universum zu werden.

Während der Autor praktisch alles richtig gemacht und sogar die auf das für ihn typische decompressed Storytelling verzichtet hat, kann man das zumindest von einem der Zeichner, Tom Raney, nicht behaupten. Die erste Ausgabe wurde noch vom überragenden Steve McNiven gezeichnet, bei welchem es auch gar nichts auszusetzen gibt. Anschliessend übernahm Raney das Ruder und verhinderte damit die perfekte Punktzahl bei der Bewertung dieser Mini-Serie. Raneys Artwortk ist zwar nicht schlecht, man könnte sogar sagen, dass ihm einige der Charaktere (Thing, Mahr Vehl) sogar ausserordentlich gut gelingen. Leider wirken die meisten Figuren wie 12-jährige Lausbuben, was bei den Fantastischen Vier noch hinnehmbar wäre aber bei Charakteren wie der Black Widow oder Nick Fury einfach nur noch lächerlich wirkt. Auch hat man stellenweise das Gefühl, dass der Zeichner unter übermässigen zeitlich Druck gestanden hat, da einzelne Panels unvollständig wirken.

Insgesamt handelt es sich bei „Ultimate Secret“ wohl um das gelungenste Marvel Crossover des vergangenen Jahres, für dessen Verständnis man jedoch den ersten Teil der Trilogie gelesen haben muss.

9/10
Lamond
Review zu Ultimate Galactus: Nightmare TPB 1 von Lamond.