Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Samstag, April 01, 2006

Nobel Causes: Eine Übersicht (TPB 1-5)

LL's US TPB PREVIEW: April 2006
Written by Jae Farber, pencils by Amanda Conner, Ian Richardson, Fran Bueno (Image). Deutsch: Keine Veröffentlichung.

Herzlich willkommen bei den Nobles einer der reichsten und angesehensten Familien Nordamerikas. Herzlich willkommen bei dieser ungewöhnlichen Familie, deren Mitglieder (ob blutsverwandt oder angeheiratet) fast alle über unterschiedlichste Superkräfte verfügen.
Das Konzept, einer Familie mit Superkräften ist natürlich nicht neu und es verwundert den unbedarften Neuleser zunächst wenig, wenn in Rezensionen Vergleiche mit den Fantastic Four gewählt werden, um diese Comicreihe von Jay Faerber zu beschreiben. Aber schon nach den ersten Heften, merkt man, der Vergleich hinkt. Denn auch wenn die Nobles ähnlich den FF immer besonders fest zusammenhalten, wenn einer der Ihren bedroht ist, schwellen unter dieser zur Öffentlichkeit präsenten Oberfläche zahllose Konflikte und nicht selten bewegen sich die Charaktere um ihre Interessen zu wahren am Rande der Legalität oder sogar noch darüber hinaus.


Vol. 1: In Sickness and In Health (NC: First Impressions and NC #1-4)

Das erste TPB führt die Figuren ein, wobei die Welt der Nobles ein wenig unübersichtlich erscheint, denn man wird sofort mit etwa zehn Haupt- und noch ein paar Nebencharakteren konfrontiert, deren Beziehungen untereinander erst einmal klar werden müssen. Die Geschichte selbst klingt zunächst recht banal: Normalsterbliche (Liz Donnelly) heiratet den jüngsten Sohn der Noble Familie (Race Noble) und landet damit relativ unvorbereitet im Alltag der Superhelden. Aber spätestens nach dem zweiten Kapitel des Trades, wird klar, dass von banal keine Rede mehr sein kann: Einer der scheinbar wichtigsten Protagonisten der Serie, segnet schon jetzt das Zeitliche. Die weiteren Hefte enthüllen das von Familienpatriarchin Gaia gehegte und gepflegte öffentliche Erscheinungsbild der Familie mehr und mehr als eine Farce. Im Verlauf der Mördersuche entladen sich alte Konflikte zwischen den Familienmitgliedern und neue treten auf. Der schon öfter in anderen Rezensionen zu Noble Causes bemühte Vergleich zur Fernsehserie Dallas und der Ewing-Familie, drängt sich auch mir auf. Am Ende der fortlaufenden Handlung im Trade hat Faerber jedenfalls ein Potential an Spannungen und Konflikten aufgebaut, dass für vierzig und mehr weitere Hefte reichen sollte. Zusätzlich finden sich in dem Trade noch mehrere Kurzgeschichten, welche die Vergangenheit der Nobles beleuchten, die Bedeutung einiger Ereignisse in der Hauptserie stärker hervorheben und den Charakteren noch weitere Facetten verleihen. Das Artwork, für das inklusive der Kurzgeschichten knapp 15 Zeichner, Coloristen und Inker zuständig waren, wirkt manchmal nicht ganz ausgereift ist aber angenehm abwechslungsreich. Erfreulicherweise gibt es keine groben Ausreißer, die dem Gesamteindruck schaden würden. Ein gelungener Einstand, dem noch zwei Miniserien folgen sollten, ehe eine Ongoing daraus wurde.

8/10

Vol. 2: Family Secrets (NC: Family Secrets #1-4)

Nicht genug, dass die Familie Noble den Tod eines Mitglieds zu verkraften hat: Die jüngste Tochter Zephyr ist schwanger und alles dreht sich um die Frage, wer der Vater ist, während Liz Donnelly völlig ohne Superkräfte ihren Platz in dieser Familie behaupten muss. Und dann ist da noch der uneheliche Sohn Gaias, Frost, aus dessen Gesinnung man nicht so recht schlau wird und der gerne den Namen seines Vaters wissen würde. Ein einziges Mal in vier Heften prügelt sich einer der Nobles mit Verbrechern, ansonsten wird man als Leser tiefer in die Verstrickungen der Nobles hineingezogen und wenn einmal die Fäuste sprechen, dann innerhalb der Familie. Faerber nutzt Actionsequenzen eher als Beilage – scheinbar ein kleines Zugeständnis an die Fanboys – und verwendet die Seiten lieber um einen tiefen Einblick in seine Charaktere zu erlauben. Und wenn am Ende mal wieder ein paar Geheimnisse gelüftet sind und ein paar Masken fallen (Wer ist der skrupelloseste Noble?) ist man noch stärker dem Nobles-Fieber verfallen und hofft auf die nächste Mini, die hoffentlich eine Aufklärung der gerade betrachteten Cliffhanger bringen wird. Der neue „reguläre Zeichner“ bei der Mini Ian Richardson macht seine Arbeit gut, insbesondere die Gesichtsausdrücke wissen besser zu überzeugen als in der ersten Mini, aber das Ganze hat immer noch einen gewissen unreifen Touch, was bei einer neuen Serie von relativ unbekannten Künstlern ja nicht unbedingt ein Makel sein muss. Auch hier finden sich am Ende der Hauptstory wieder mehrere Kurzgeschichten, die Einblicke in die Vergangenheit der Nobles geben. Hier sei nur lobend die Story über die Kindheit des „Schwarzen Schafs“ Frost Noble näher erwähnt, die mit ihrem zeichnerisch ein wenig aus dem Rahmen fallenden, aber zur Thematik sehr passenden Artwork und einer herzzerreißenden Geschichte Verständnis für diesen vorher einfach nur zwielichtigen Charakter schafft. Gelungen!

9/10

Vol. 3: Distant Relatives (NC: Distant Relatives #1-4)

Der dritte Band von Noble Causes war offensichtlich eine Art letzter Versuch. Hier sollte sich laut Autor Faerber entscheiden, ob die Reihe weitergeführt wird oder ob sie eingestellt wird. Ungewöhnlicherweise ist diese Mini zunächst in Einzelheften als Schwarz/Weiß-Comic erschienen und im TPB nachträglich koloriert worden.

Nachdem die Nobles-Familie eigentlich schon groß genug ist, um eine Serie alleine zu füllen, treffen wir hier auch noch in einer Paralellwelt ihre dort weitaus weniger beliebten Gegenstücke. Auf der einen Seite nutzt Faerber diese Mini um offene Handlungsstränge zu beenden, auf der anderen Seite lässt er immer noch genügend Raum um gegebenenfalls eine Fortsetzung zu ermöglichen. So tritt eine neue Figur, eine weitere Superheldin, in das ohnehin schon konfliktreiche Leben des älteren Noble-Sohns Rusty und sorgt dort für neues Spannungspotenzial mit dessen Ehefrau Celeste. Und Krennick, ein guter Freund der Familie, der fast schon zu dieser gehört, sieht sich mit den Herausforderungen eines schweren Erbes ebenso konfrontiert wie mit den Folgen einer nicht erwiderten amourösen Obsession. Auf der anderen Seite findet Frost seinen Vater und plötzlich scheint auch die Möglichkeit zu bestehen, dass der im ersten TPB verstorbene Protagonist wenn auch charakterlich völlig verändert wiederkehrt. Der Schluss ist überraschend und in meinen Augen unpassend. Als Ende der Gesamtserie hätte er trotzdem funktionieren können, als Schritt in Richtung Ongoing war er in jedem Fall ein Fehler. Nichtsdestotrotz ist auch dieses Trade sehr lesenswert, setzt seinen Fokus erneut bei den Charakteren und belässt die Action im Hintergrund. Und auch das steht auf der Plusseite: Am Ende werden wir wieder auf angenehme Art und Weise, nämlich mit vier kurzen Geschichten aus der Vergangenheit, mit weiter reichenden Infos über die Helden versorgt.

7/10

Vol. 4: Blood & Water (NC (ongoing)#1-6)

Nun hat es doch geklappt und Noble Causes ist als Ongoing erneut gestartet worden. Für mich etwas überraschend nach dem in meinen Augen schwachen Schluss der letzten Mini. Und unbefriedigend, weil dieser Schluss, letzten Endes doch ein großes Potential für weitere Verwicklungen und gestörte Beziehungen geboten hätte, diese ganzen Möglichkeiten aber von Jay Faerber nicht ausgenutzt wurden. In „Blood & Water“ wird die Geschichte der Nobles weiter gesponnen, als wären zahlreiche Dinge nie passiert und darauf muss man sich zunächst einmal einlassen. Hat man diese Hürede aber überwunden, macht auch die Nachfolgeserie Spaß, denn Faerber bleibt seinem sonstigen Erfolgskonzept größtenteils treu und stellt Charaktere immer noch vor Action (von der es allerdings deutlich mehr gibt). Wie in der ersten Mini, ist es ein Mord, der die Stroy einleitet und uns wieder in die Gefilde der Nobles bringt. Dieses Mal ist es der Freund der Familie, Krennick, dem der Mord zu Lasten gelegt wird. Wer ein wenig aufpasst hat den wahren Täter zwar schnell entlarvt, aber die zahlreichen Nebenhandlungen mit einem plötzlich völlig veränderten Familienoberhaupt „Doc Noble“ und einer Rettungsmission zu einem fremden Planeten, auf die sich drei Familienmitglieder begeben, lassen diesen kleinen Faux-pas in der Haupthandlung schnell vergessen. Etwas ärmlich kommt leider das Artwork daher, das eigentlich in allen vorherigen Ausgaben besser zu überzeugen wusste. Die Gesichter wirken häufig leblos und Lippenpartien sind nicht im geringsten Fran Buenos Stärke. Da im Gegensatz zu den vorherigen Minis keine Flashback-Kurzgeschichten am Ende folgen, fehlt auch diese Vielfalt ein wenig, aber offensichtlich kann sich der willige Fan bei den beiden als Specials erschienenen Kurzgeschichtensammlungen „Extended Family“ austoben von denen ich aber nur den ersten Band kenne und allen Lesern wärmstens ans Herz legen kann.
Insgesamt kein herausragender aber ein guter Start, der durchdachte, charakterzentrierte Superheldenkost serviert aber an der Missachtung der vorherigen Continuity und den eher mittelmäßigen Zeichnungen krankt.

6.5/10

Vol. 5: Betrayals (NC (ongoing)#7-12, plus The Pact #2)

Hat man die Mängel des ersten Storyarcs erst einmal überwunden, kommt man in den Folgeheften ein wenig mehr auf seine Kosten. Das erste Kapitel des Trades war in der Ongoing eine Stand-Alone-Nummer, deren handelnde Personen ich hier nicht benennen möchte um an anderer Stelle in den Noble Causes Mini-Serien nicht die Spannung/Überraschung zu nehmen. Sehr gerne denke ich hier an Spider-Man Hefte zurück in denen eine ähnliche Problematik gewälzt wurde und die fast immer unbefriedigend endeten. Faerber zeigt, wie es auch mal anders sein könnte und dank Gastkünstler Bridwell weiß dieses Kapitel auch auf Seiten des Artworks gut zu überzeugen. Bei den restlichen Kapiteln handelt es sich um die konsequente Fortsetzung der Nebenhandlungsstränge aus dem voraus gehenden Trade. Die Handlung und Charakterentwicklung wissen auch hier zu überzeugen, stellenweise fließt etwas mehr Humor in die Dialoge ein, was dem Gesamtwerk gut tut und der Abschluss des Trades bietet erneut vielzählige Möglichkeiten. Ein Malus bleibt leider auch hier das Artwork, das zwar nicht wirklich abschreckt, aber auch keinen wirklichen Kaufgrund liefert.

8/10

Ausblick und Fazit

Die nach diesem Trade schon erschienenen Issues lassen eine etwas veränderte Richtung erkennen. Mit einer weiteren Familie, den Blackthornes, um bei dem Dallas/Ewings-Vergleich zu bleibenden die „Barnes“ des Nobel-Universums, wird die Anzahl der Protagonisten auf einen Schlag fast verdoppelt. Aber auch bei den Blackthornes verzichtet Faerber auf schlichte Schwarz-Weiß-Malerei und verleiht jeder Figur unterschiedliche Facetten, die besondere Charaktere ausmachen. Familiäre Bindungen und Verpflichtungen kollidieren beständig mit dem eigenen Gewissen und machen auch weiterhin den besonderen Reiz der Reihe aus. Der Soap-Faktor wird allerdings extrem nach oben geschraubt und wer schon bei Star Wars Probleme hatte zu verdauen, dass Leia Lukes Schwester ist, sei vor den neuen Verwicklungen in Noble Causes gewarnt. Auch der Mature-Reader-Faktor geht nach oben, was zum einen relativ viel nackte Haut und eine Menge Bettszenen zur Folge hat (ohne dabei in billige oder pornografische Gefilde abzugleiten), auf der anderen Seite allerdings verdeutlicht, dass dieses Comic nun mal weniger für den Actionfans gedacht ist. Zu bemerken ist noch, dass die Zeichnungen von Bueno (auch dank einer etwas zurückhaltenderen Kolorierung), langsam besser zu gefallen wissen und durch Gastkünstler E. Nelson Bridwell, der regelmäßig Flashbacks in die Story integriert, aufgelockert werden.

Insgesamt vermag Noble Causes zu begeistern, so lange man bereit ist, sich auf den hohen Soap-Faktor und die dahinter oft zurückstehende Action einzulassen. Dann bekommt man ein ungewöhnliches und durchdachtes Konzept geliefert und Charaktere mit Ecken und Kanten, die glaubhaft agieren, reagieren und ganz nebenbei auch noch Superhelden sind. Noble Causes bietet eine sehr gute Möglichkeit, jetzt noch in eine meistens gelungene Superhelden-Teamserie einzusteigen, ohne jahrzehntelangen Ballast an Continuity mit sich zu schleppen und ist deshalb auch für Neuleser sehr interessant. Als einziger sich auf Dauer vermutlich negativ auswirkender Hemmschuh fällt mir im Moment nur das Artwork ein, das allerhöchstens durchschnittlich ist. Mit einem besseren oder auch ungewöhnlicheren Künstler am Bleistift, könnte Noble Causes meines Erachtens eine weitaus größere Leserschaft begeistern. Trotzdem, sollte jeder, dem die X-Teams und die FF inzwischen über den Kopf wachsen, der die JLA, JSA und die Avengers nicht mehr sehen kann, der Serie eine Chance geben. Hier sitzt ein frisches Team (sowohl von der Künstlerseite als auch von den Charakteren) immer noch in den Startlöchern und kann mit ungewöhnlichen Ansätzen begeistern.

INSGESAMT: 8/10
LL a.k.a. Robert Löhr

Alias: Come Home TPB 2

Written by Brian Michael Gaydos, art by Michael Gaydos, Mark Bagley, Rodney Ramos & David Mack, colors by Matt Hollingsworth (Marvel).

Während die ersten Fälle der Privatdetektivin eher schwerer Tobak waren, wird in "Come Home" Jessica Jones auf das flache Land gerufen, um ein verloren gegangenes Highschool-Girl wiederzufinden. Außerdem datet die privat massiv angeschlagene Protagonistin Scott Lang (Ant-Man II).

Die Geschichten bleiben schmückendes Beiwerk. Antrieb sind Bendis Dialoge voller ungeschminkter Sprache. Jessicas Ärger über die bigotte und verbohrte Kleinstadtgesellschaft spukt sie uns in Wortbrocken entgegen. In einem Rendevouz mit Scott Lang fällt das Licht auf Jessicas Alkoholgeneigtheit und Scotts Gefängnisaufenthalt. In dieser Nüchternheit badend, bietet das erste Date dem Leser die Möglichkeit seine eigenen Erfahrungen in dem Gesprochenen zu spiegeln. Erfreulich ist die Entdeckung eines weitsichtigen Konzeptes, wenn Bendis alte Konflikte wie den "Ausrutscher" mit Luke Cage und das Mittagessen mit Carol Danvers (Warbird) viele Ausgaben später wiederaufgreift. Insofern funktioniert die Hervorhebung alltäglicher Menscheleien bei gar nicht so alltäglichen Figuren.

Definiert wird der grobe Realismus der Serie durch den nicht hinweg zu denkenden Michael Gaydos. Dieser korrespondiert grandios mit dem Storytelling, sei es indem er sich einer Vielzahl wiederholender Panels oder eines Panel-Flusses entgegen üblicher Lesegewohnheiten bedient. Bendis machinengewehrartige, vorwärts wie rückwärts gewandte Wortgeplänkel visualisiert Gaydos gekonnt. Entscheidende Bedeutung kommt der Darstellung Jessicas nicht als Super-Model, sondern eher als unterdurchschnittlich aussehende Frau zu. David Macks Covers finden ihren Weg in die Geschichte, wenn er die Collagen der weggelaufenen Schülerin entwirft. Mark Bagleys zweiseitiger Flashback demonstriert den Bruch in Jessicas Leben, zeigt dieser sie als heroische, glitzernde Kostümierte, die sie damals war.

Leider funktioniert der realistische Ansatz von Alias nur unter der Bedingung, dass interessante, verzwistete Geschichten erzählt werden. Die Serie kann ihren Realismus hingegen nicht im luftleeren Raum entfalten. Weder einfallsreiche Plots noch Mystery noch eine markige Atmosphäre erwartet den Leser in diesem Band.

6/10
Philos

Marvel Knights Spider-Man: Wild Blue Yonder TPB 4

Written by Reginald Hudlin, pencils by Billy Tan (Marvel) Deutsch: "Spider-Man" #18-#23 (PaniniComics Deutschland)






























Es ist seit einiger Zeit en vogue bei Marvel und DC, Autoren zu engagieren, die aus anderen Unterhaltungssparten kommen, wie z.B. dem Fernsehen, dem Kino oder der Literatur. Die Motivation hinter diesem Trend? Publicity. Es sollen einerseits Neuleser zum kriselnden Genre der Superhelden Comics gelockt und anderseits das Verlagsprestige aufpoliert werden. Dass die Serie auch bei den etablierten Fans abgesetzt werden soll, versteht sich von selbst. Ob diese kommerzielle Strategie aufgeht wage ich ernsthaft zu bezweifeln aber leider liegen mir keine konkreten Zahlen vor, sodass meine Meinung lediglich auf Mutmassung basiert.

Die „Nebenwirkungen“ solcher Aktionen sind jedoch äusserst spannend und nicht selten von kreativem Erfolg gekrönt. So handelt es sich bei mittlerweile etablierten Comic-Grössen wie J. Michael Straczynski, Joss Whedon, Brad Meltzer und Allen Heinberg um Quereinsteiger. Ein weiterer Neuzugang in der Comic Branche ist Reginald Hudlin, ein Afroamerikaner mit Harvard Abschluss, der sich mit Filmen wie Boomerang und Housparty einen Namen in Hollywood gemacht hat. Innert kürzester Zeit wurde Hudlin an zwei Serien gesetzt: Black Panther und MK Spider-Man. Die Reaktionen zu Black Panther waren zumindest bei den Fans eher negativ, unter anderem weil er angeblich die bereits vorhandene Entstehungsgeschichte des afrikanischen Helden mit Füssen getreten hat. Die Frage DIESER Review hier ist jedoch, wie sich Hudlin als Spidey Autor macht.

Peter, der mittlerweile mit Mary Jane und seiner Tante May bei den Neuen Rächern, im Stark Tower lebt, fällt das Zusammenleben mit seinen neuen Teamkameraden ausserordentlich schwer. Insbesondere mit Logan, der sich unverblümt an seine Ehefrau heranmacht, hat er seine Probleme. Es wird ihm klar, dass er sich gar nicht erst an dieses Leben gewöhnen, sondern so schnell wie möglich wieder ausziehen möchte. Dazu braucht er aber einen neuen Job, denn mit dem Hungerlohn, den er als Lehrer bekommt, wird nichts aus dem Plan. Er heuert wieder beim Daily Bugle an und bekommt überraschenderweise einen Partner zugeteilt, den bulligen Reporter Ethan Edwards, ein naiver Provinzler aus Iowa.

Doch den beiden bleibt kaum Zeit sich kennen zu lernen, den Crusher Creel a.k.a. der Absorbing Man ist aus einem Hochsicherheitsgefängnis ausgebrochen und versucht sich in seiner neuen Rolle als Auftragsmörder zu bewähren. Spider-Man nimmt sich des Schurken an und bekommt dabei Gesellschaft von einem völlig unbekannten neuen Helden mit einem originellen Outfit.

Ist es ein Vogel? Ist es Sentry? Ist es Superman? Nein, es ist Super-Ethan. Die Parallelen zum DC-Flaggschiff sind natürlich beabsichtigt. Bald wird den beiden Arbeitskollegen bewusst, wer der andere ist und Ethan brennt darauf von Spidey in die Welt der Superhelden eingeführt zu werden, sozusagen als omnipotenter Sidekick des erstaunlichen Spinnen-Mannes. Peter, der von der Idee nicht gerade begeistert ist, gibt schliesslich nach und macht sich mit seinem neuen Partner auf den Weg zu den Fantastischen Vier, welche das neue Mitglied der Superheldengemeinde einer gründlichen Untersuchung unterziehen um dessen Herkunft zu beleuchten.

Was zunächst nach einer Superman Persiflage aussieht, entwickelt sich schnell in eine völlig andere Richtung, die sich zugegebenermassen als durchaus originelle Lösung erweist, zwar etwas weit hergeholt aber nichtsdestotrotz interessant.

Man merkt, dass sich Reginald Hudlin Vieles für seine erste Spider-Man Geschichte vorgenommen hat, soviel, dass alles ein wenig übermotiviert wirkt. Zwar stimmt Peters Charakterisierung weitgehend und auch die Berücksichtung des neuen Status Quo hat er bemerkenswert gut hinbekommen, aber es fehlt ein wenig an Richtung. Der Autor mischt viele durchaus spannende und unterhaltsame Elemente ohne daraus ein grosses Ganzes zu machen. Rausgekommen ist eine Patchwork-Geschichte, die keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Insgesamt hat mich der Inhalt nicht umgehauen, aber lesbar waren diese ersten Gehversuche des Comic-Neulings bei unserem alten Wandkrabbler dennoch. Was der Story aber schliesslich doch noch das Genick gebrochen hat, war das uninspirierte Artwork des Zeichners Billy Tan, der nicht mal die Proportionen eines Schädels anständig hinbekommt. Die Köpfe wirken wie Wasserballone, die aus beachtlicher Höhe auf den Asphalt aufprallen. Einzig die kostümierten Charaktere bekommt er angemessen hin, der Rest wirkt jedoch lieblos hingekritzelt.

Ich werde diesen Band unter keinen Umständen zum Kauf weiterempfehlen, dazu war das Leseerlebnis im Endeffekt zu unbefriedigend. Dennoch ziehe ich aus „Wild Blue Yonder“ zwei Schlüsse: Einerseits werde ich Billy Tan in Zukunft meiden wie der Teufel das Weihwasser und anderseits bin ich davon überzeugt, dass Reginald Hudlin durchaus Potential hat ein anständiger Comic Autor zu werden, sofern er auf seine unsympathische politische Indoktrinierung verzichtet, die er so penetrant bei „Black Panther“ zur Schau stellt.

4/10

Lamond

Rezension zu Marvel Knights Spider-Man: Der Millar Run (TPB 1-3) von Lamond unter

Wolverine: Agent of S.H.I.E.L.D. TPB 2

Written by Mark Millar, pencils by John Romita Jr./Kaare Andrews (Marvel) Deutsch: "Wolverine # 20-#25”




























Mit „Enemy of the state“ hat Mark Millar einen Volltreffer gelandet. Die erste Storyline strotzte nur so vor rasanter Action und mörderischen Spass. Aber es war nicht nur Unterhaltung. Der Autor hat die Titelfigur um einen Charakterzug erweitert, welche sie im Laufe der vergangenen Jahre praktisch komplett verloren hatte: Mörderische Unberechenbarkeit. Logan mag zuweilen ein mürrischer Teddy Bär sein, aber Wolverine ist der gefährlichste Mutant im Marvel Universum und diesen Aspekt haben frühere Autoren oftmals ausgeblendet.

Nachdem der Staatsfeind Nr. 1 in der letzten Storyline durch einen glücklichen Zufall von Captain America aufgehalten wurde, bemühen sich nun die S.H.I.E.L.D. Ärzte ihn wieder hinzukriegen. Doch es bleibt ihnen nur wenig Zeit, denn Hydra ist in Bezug auf ihre neuen Opfer wenig wählerisch. Alle noch so vergessenen Figuren aus den Abgründen des Marvel Universums, ob Schurke oder Held, werden eingefangen und zu willenlosen Killer-Sklaven umerzogen (Mal wieder ein Satz, von dem ich glaubte, dass ich ihn nie schreiben würde). Um ihr langfristiges Ziel zu erreichen - das Ende der Welt, was denn sonst? - müssen die Terroristen S.H.I.E.L.D. zerschlagen.

Kaum machen die Ärzte mit der Deprogrammierung Logans Fortschritte, steht der Helicarrier, auf dem sie zusammen mit Logan und Nick Fury stationiert sind, unter Beschuss. Hunderte von Hydra Superwesen, unter ihnen auch Elektra und Northstar, haben nur ein Ziel: Finden und zerstören. Die fliegende S.H.I.E.L.D. Zentrale vermag dieser massiven Attacke nur wenige Minuten zu widerstehen und das schlimmste daran: Wenn sie Wolverine in die Finger bekommen und ihn wieder auf ihre Seite bringen ist alles verloren. Der Chefarzt, Dr. Weinberg, sieht nur eine Möglichkeit, er muss Logan vom Deprogrammierungs Gerät befreien und beten, dass er zumindest wieder halbwegs der alte ist. Hoch gepokert – und gewonnen. Wolverine macht in guter alter Clint Eastwood-Manier kurzen Prozess mit den Angreifern.

Natürlich ist die Storys voller Klischees, aber ab einer gewissen Menge Testosteron, ist man gegen deren einnehmende Wirkung wehrlos, zumindest geht es mir so. Ich habe nun mal eine Schwäche für Rachefeldzüge, vor allem wenn sie storytechnisch begründet sind. Nachdem Logan die Hydra Lakaien in die Flucht geschlagen hat, wird er von Millar mit Schuldgefühlen aufgetankt. Wer Wolverine kennt, weiss, dass das für ihn Schuldgefühle wie Benzin für ein Auto ist, der Treibstoff. Logans Plan ist relativ simpel: Alle Terroristen, ca. 50'000, umzubringen. Spätestens an dieser Stelle möchte man sich in einem Akt primitivster Männlichkeit wie ein Gorilla gegen die Brust trommeln und Wolverine bei seinem Feldzug beistehen.

Ich werde euch nicht verraten, wie die Story ausgeht, aber soviel sei gesagt: Ich hatte bei der zweiten Storyline noch mehr Spass als bei der ersten. Das liegt unter anderem auch daran, dass John Romita Jr. die beste Arbeit seiner Karriere abliefert. Er ist in der Tat ein Superstar unter den Comic Zeichnern.

In diesem Band ist weiter ein One-shot enthalten, in welchem Millar eine Logan-Geschichte schreibt, die während des zweiten Weltkriegs in einem Konzentrationslager spielt. Bei dieser Geschichte erhielt Millar Hilfe von keinem geringeren als Will Eisner. Ich weiss, dass klingt nach einer jener Geschichten, die krampfhaft versuchen, qualitativ hochwertig zu sein. Ich war also relativ misstrauisch. Doch ich kann euch sagen, so sehr ich auch vom „Enemy of the state“- Run begeistert war, diese unscheinbare Kurzgeschichte, ist der wahre Höhepunkt dieses Trade Paper Backs. Wer also denkt, dass Millar nur gute Action Geschichten schreiben kann, wird hier eines besseren belehrt. Das einzig negative an diesem Band, ist die Tatsache, dass es das Ende vom Millar Run war.


10/10
Lamond

Review zu Wolverine: Enemy of the state TPB 1 von Lamond unter

LL's US TPB Preview

Hallo liebe P&L Leser,

Es ist kein Geheimnis, dass der US-Comic Markt erheblich mehr Comics hervorbringt als hier in Deutschland veröffentlicht werden und zwar hauptsächlich, weil in den USA eine grössere Nachfrage besteht. Zudem erscheinen die Hefte und Tradepaperbacks dort wesentlich früher als hier in Deutschland.

Um diese Lücken ein wenig zu schliessen, widmet sich Robert a.k.a. LL der Besprechung von Tradepaperbacks, die hier in Deutschland nicht bzw. noch nicht erschienen sind. So erklärt sich auch der Titel „LL’s US TPB Preview“.

1. LL's US TPB Preview / Juli 2005
Captain America: Out of Time/Wintersoldier TPB 1

2. LL's US TPB Preview / August 2005
Fantastic Four: Foes TPB

3. LL's US TPB Preview / September 2005
New Avengers: Breakout TPB 1

4. LL's US TPB Preview / Oktober 2005
Spider-Man/Human Torch: I'm with stupid DIGEST

5. LL's US TPB Preview / November 2005
Amazing Spider-Man: The New Avengers TPB 10

6. LL's US TPB Preview / Dezember 2005
House of M Spider-Man TPB

7. LL's US TPB Preview / Januar 2006
Fantastic Four: JMS TPB 1

8. LL's US TPB Preview / April 2006
Noble Causes: Eine Übersicht TPB 1-5

9. LL's US TPB Preview / Mai 2006
The Other TPB

10. LL's US TPB Preview / Juni 2006
Thor: Blood Oath TPB

11. LL's US TPB Preview / Juli 2006
The Exterminators: Bug Brothers TPB 1

12. LL's US TPB Preview / August 2006
Ares TPB 1

13. LL's US TPB Preview / September 2006
Friendly Neighborhood Spider-Man: Derailed TPB 1

14. LL's US TPB Preview / Oktober 2006


15. LL's US TPB Preview / November 2006



Euer P&L Team

Sonntag, März 26, 2006

DC Special: The Return Of Donna Troy

Story by Phil Jimenez (1 – 4) and Chuck Kim (4), Pencils by José Luis Garcia-Lopez, Inks by George Pérez, Colors by Martin Breccia (1), Nestor Pereya (1) and Lee Loughridge (1 – 4), (DC Comics). Deutsch: ???.

Donna Troy lebt wieder. Sie weilt als Frau von Coeus auf New Cronus und beobachtet, wie die Truppen der Titans of Myth versuchen den Planeten Minosyss einzunehmen auf dem eine schreckliche Massenvernichtungswaffe versteckt sein soll. Ihr „Bruder“ Athyns ruft die Teen Titans und die Outsiders zu Hilfe, um die manipulierten Erinnerungen und Gefühle Donnas wiederherzustellen. Bei den folgenden Kämpfen werden nicht nur das Geheimnis von Minosyss und die wahren Pläne der Titans of Myth enthüllt, sondern Donna erhält eine große neue Aufgabe.

Phil Jimenez sollte Donna Troys seit der ersten Crisis mehr als komplizierte Vergangenheit ein für alle Mal klären. Dabei läßt er es im ersten Heft recht langsam angehen, macht den Kampf Teen Titans/Outsiders gegen Donna trotz aller Action zu einem Kampf der Gefühle, um schließlich den Leser im letzten Heft mit einer Vielzahl an Enthüllungen zu konfrontieren, die nicht nur Donna betreffen, sondern auch die kommende Infinite Crisis. Trotzdem liefert Jimenez auch noch eine durchdachte, flüssig zu lesende Story ab, die mehr ist als nur ein Vehikel für eine neue Origin und die kommende Infinite Crisis.

Garcia-Lopez war zwar nicht DCs erste Wahl für die Miniserie, aber er bringt mit George Pérez Unterstützung als Inker einige beeindruckende Zeichnungen zu Papier und führt den Leser mit detaillierten Bildern durch die Story von kosmischer Tragweite.

Mit Donna Troys Rückkehr wurde der Vorwurf an DC laut, die Hauptbeschäftigung im Moment wäre das Zurückbringen toter Helden. Das kann man so auf keinen Fall stehen lassen. Ja, Hal Jordan ist dieses Jahr wieder in seine alte Rolle, als Green Lantern geschlüpft, aber das war es auch schon. Die häufig im gleichen Atemzug genannte Wiederbelebung Oliver Queens liegt immerhin schon über sechs Jahre zurück. Donna Troy paßt überhaupt nicht in dieses Schema. Denn ihre Rückkehr war bereits bei ihrem Tod in der Graduation Day Miniserie geplant und wurde dort auch schon deutlich angedeutet. So wird ihr Auftauchen auch nie, wie eine Auferstehung von den Toten behandelt, sondern wie das Wiederfinden einer vermißten Person. Für die Titans of Myth wird durch Donnas Rückkehr klar, das sie dieses eine ihrer zwölf Pflegekinder ist, das etwas Besonderes ist und das sie für ihre Pläne brauchen. Dieses Besondere ist das eigentliche Ziel der Miniserie. Während die ersten drei Hefte sich fast ausschließlich mit dem Kampf um Minosyss und um Donna beschäftigen, schlägt das letzte Heft den großen Bogen zu Donnas Origin, zur Crisis on Infinite Earths und zur Infinite Crisis. Nach der ersten Crisis war das Problem, das Wonder Girl schon vor Wonder Woman existierte. Seitdem wurde vielfach an Donnas Origin herumgespielt, um dafür eine Lösung zu finden. Hier nun fügt Jimenez diese ganzen Erklärungsversuche zu einem ganzen zusammen. Das wird zum einen durch das Ziel der Titans of Myth möglich. Zum anderen indem Jimenez die Crisis of Infinite Earths von einem Teil des Problems, zu einem Teil des Lösung macht. Indem Jimenez Donna nicht nur das Wissen über das Multiversum und seine Vernichtung in der ersten Crisis verleiht, sondern ihr auch einen Blick in die Zukunft gewährt, übergibt er Donna gleichzeitig eine neue gewaltige Rolle und liefert den bisher deutlichsten Hinweis auf die kommende Infinite Crisis. Recht unauffällig und gleichzeitig auffällig ist die Änderung des Kostüms, denn außer dem von Garcia-Lopez schön gezeichnetem Wechsel von hochgeschlossen, zu tief ausgeschnitten, ändert sich kaum was. Trotz der wichtigen Rolle die Donna Troys komplizierte Vergangenheit und die Crisis on Infinite Earths in der Miniserie spielen, ist eine Kenntnis der Ereignisse zwar hilfreich aber nicht notwendig. Jimenez ist es gelungen das nötige Wissen in die Hefte einfließen zu lassen, ohne dabei den Lesespass zu mindern. Im Gegensatz zu den offiziellen Countdown Miniserien kommt diese auch ohne Tie-Ins aus und erschafft eine bisher nirgends gefundene Wichtigkeit für die kommende Krise. Lediglich der Rann/Thanagar War wird ein paarmal erwähnt, was bei einen Abenteuer im All auch nicht weiter verwundern sollte. Zu guter letzt schafft Return of Donna Troy, trotz der bisher stärksten Bezüge und Hinweise auf die Infinite Crisis einen runden Abschluß der Miniserie.

Fazit: Eine rundum gelungene Miniserie um Donna Troys Rückkehr und ihre Origin. Trotz ihrer Eigenständigkeit scheinen die Hefte wichtiger für die Infinite Crisis zu sein, als alle offiziellen Countdown Titel.
KAINE