Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Montag, November 28, 2005

Amazing Spider-Man: The New Avengers TPB 10

LL's US-TPB-PREVIEW: November 2005
Written by J. Michael Straczynski, pencils by Mike Deodato. Deutsch: “Spider-Man” #19 - #23 (Panini Comics Deutschland).

„Nach dieser Story wird nichts mehr sein wie zuvor!“ – „Das Ereignis, das Spider-Mans Leben für immer verändern wird!“ – „Die Story, die Spider-Mans Umfeld nachhaltig erschüttern wird!“

Wir kennen sie alle, diese markigen Sprüche, die kurzfristig Hoffnung schüren, dass sich etwas Bedeutendes ereignet um sich dann nicht allzu selten als viel heiße Luft zu entpuppen. Das Schöne an der Spider-Man Story, die ich hier besprechen werde, ist,

1. dass sie den Status Quo verändert,
2. dass sie grundlegende Veränderungen in Spideys Leben zur Folge hat, die uns über längere Zeit erhalten bleiben werden und,
3. dass sie eben nicht mit diesen Werbesprüchen gehypt wurde, sondern ganz unauffällig daher kommt, um Peter Parkers Welt umzukrempeln.

Der letzte Storyarc bei ASM endete damit, dass Tante Mays Haus und auch Peters und MJs Appartement zerstört wurden. Wie soll es nun weitergehen für unseren Helden und seine Familie? Die Continuity des Marvel-Universums greift hervorragend und Peter Parker bekommt als Rächer eine Wohnung im neuen Avengers-Tower. JMS nutzt die Gelegenheit um Spidey, MJ und insbesondere Tante May mit den Mitgliedern seines neuen Teams interagieren zu lassen. Die Rächer als Supporting Cast! So dreist muss man erst mal sein. Es gibt ein paar Lacher, ein paar treffliche Charakterstudien und vieles mehr, das Wolverine-Fans vielleicht nicht gerade begeistern wird. Hier geschieht tatsächlich etwas Neues, das auf Dauer unseren Helden und sein Leben beeinflussen und verändern wird und das Beste: Es ist gut gemacht!

Das zweite Storyelement, das sich durch diesen Arc zieht bedeutet praktisch die Wiedergeburt einer alten Terrororganisation, die mit neuen Methoden gegen ihre Gegner vorgehen will. Auch hier ist die Story erzählerisch dicht, spannende gestrickt und der bösartige Plan der Schurken ist sogar glaubhaft. Deodatos Zeichnungen sind meistens eine Klasse für sich, wobei man aber bei einigen Seiten das Gefühl hat, dass er nicht genügend Zeit hatte, sie wirklich fertig zu stellen.

Insgesamt mal wieder eine sehr gute Story von JMS, die leider gerade am Ende krankt. Anstatt die Story mit einem Finalkampf zu beschließen, dient die letzte Hälfte des letzten Hefts als Einleitung für das groß angekündigte „The Other“ Crossover. Das nimmt der Story kräftig an Fahrtwind und reduziert das actionreiche Finale zu einem Geplänkel mit wenig Bedeutung. Es sind diese letzten zehn oder zwölf Seiten, die der Story in meiner Wertung den neunten Punkt rauben.

Und noch etwas darf nicht übersehen werden, das ich hier der Vollständigkeit halber anschneiden möchte, jedoch keine Auswirkungen auf die Wertung dieser Story hat: Im Moment funktionieren die ganzen Veränderungen, denen Spidey ausgesetzt wird wunderbar, aber sie entfremden Spider-Man weiter von seinen Wurzeln. Wenn sich JMS ausnahmsweise einmal kurz Joe Robertsons als Nebencharakter bedient, werden wehmütige Erinnerungen an die früheren Supporting Casts von Spidey wach. Da hatte der Held mit normalen Menschen zu tun, musste normale Jobs machen und war mit alltäglichen Problemen wie dem Zahlen der Miete, dem Streit mit Freunden etc. konfrontiert. Nun bewegt sich Spidey auf einem anderen Level. Mit dem neuen Status (Avengersmitglied, wohnhaft im Stark Tower) werden sich seine Kontakte zu früheren Freunden auf jeden Fall sehr schwer gestalten. Einen ähnlichen Status hatte Peter Parker schon einmal, als er mit einem Supermodel verheiratet war, Geld wie Heu hatte und in einem prachtvollen Luxusappartment wohnte. Dieser Status Quo wurde damals häufig für sinkendes Interesse der Fangemeinde verantwortlich gemacht. Ob Spidey dieses Mal eine Identifikationsfigur bleiben kann oder erneut zu einem reinen Superhelden ohne Bezug zu Otto Normalverbrauchern gerät, bleibt abzuwarten.

8/10
Luschen-Legionär a.k.a. Robert Löhr

Rezension zu Amazing Spider-Man: Sins Past TPB 8 (Philos) unter http://supercomics.blogspot.com/2005/03/amazing-spider-man-sins-past-tpb_15.html.
Rezension zu Amazing Spider-Man: Sins Past TPB 8 (Lamond) unter http://supercomics.blogspot.com/2005/03/amazing-spider-man-sins-past-tpb.html.
Rezension zu Amazing Spider-Man: Skin Deep TPB 9 unter http://supercomics.blogspot.com/2005/10/amazing-spider-man-skin-deep-tpb-9.html.
Rezension zu New Avengers: Breakout TPB 1 unter

Sonntag, November 27, 2005

Marvel Team-Up: The Golden Child TPB 1

Written by Robert Kirkman, pencils by Scott Kolins (Marvel). Deutsch: "Marvel Monster Edition 11: Spider-Man & Friends" (PaniniComics Deutschland)

Team-up Geschichten haben bei Marvel eine lange Tradition und hinter einer solchen Serie steht sowohl ein kreativer als auch ein kommerzieller Hintergedanke: Einerseits soll der Leser daran erinnert werden, dass seine Lieblingshelden im selben fantastischen Universum koexistieren, anderseits ist es eine gute Möglichkeit weniger bekannte Charaktere ins Bewusstsein der Fans zurückzurufen. Marvel Team-Up 1Es hört sich zwar toll an, aber in der Vergangenheit eilte diesem Konzept der Ruf voraus, relativ oberflächliche Storys hervorzubringen, denn es müssten viel zu viele Konstanten beachtet werden. Jeder Held hat seine spezifische Stellung in der Continuity und wenn der Autor diese nicht zur Perfektion kennt, kann es zu ziemlich peinlichen Fehlern kommen oder schlimmer noch, zu einer „Online-Revolte“ der treuen Leser. Als Marvel also eine neue Team-up Serie ankündigte, wetzten eben diese Hardcore-Fans schon die Messer, denn es gab zwei wahrscheinliche Szenarien: Die Serie würde entweder so oberflächlich, dass gar keine Fehler begangen werden könnten oder aber die Geschichte wäre zwar unterhaltsam aber vor Continuity Ungereimtheiten nur so triefend. Keine dankbare Aufgabe also für den Autor.

Womit die Fans jedoch nicht rechnen konnten, war Robert Kirkman. Marvel hatte sich für diese schwierige Aufgabe keinen geringeren geholt, als den momentan wohl „bekanntesten Geheimtipp“ der Comic Branche. Marvel Team-Up 2Leider bewies „das Haus der Ideen“ kein so glückliches Händchen als es um den Zeichner ging. Scott Kolins Artwork lässt sich wohl höchstens als solides Mittelmass bezeichnen, bei welchem man nur dann bereit hinwegzusehen ist, wenn die Story überdurchschnittlich gut ist.

An Peter Parkers Schule, an der er mittlerweile Physik unterrichtet, macht ein Schüler durch seltsame Kräfte auf sich aufmerksam. Es stellt sich heraus, dass dieser Junge ein aussergewöhnlich mächtiger Mutant ist, was infolge die X-Men auf den Plan ruft. Cyclops, der Anführer unserer Lieblingsmutanten, schickt keinen geringeren als Wolverine, den Jungen aufzuspüren. Man ahnt schon, welches das erste Team-up wird, nämlich Wolverine VS Spider-Man. Marvel Team-Up 3Kein kreativer Geniestreich, aber ich muss gestehen, wann immer diese beiden Charaktere aufeinander treffen, gibt es witzige Sprüche, actionreiche Kämpfe und schwer überwindbare Differenzen. Das Kind, welches Spider-Man beschützen wollte, stellt sich aber als nicht ganz so schutzbedürftig und unschuldig heraus, wie manch Leser das auf den ersten Seiten womöglich glaubte. Auf den Punkt gebracht ist dieser mysteriöse Junge der Kern um welchen sich die ganzen Team-ups drehen. Marvel „Schwergewichte“ wie die Fantastischen Vier, Dr. Doom, Iron-Man, Doctor Strange, Captain America, der Hulk und unbekanntere Charaktere wie Nova the human Rocket, Sunfire, Cardiac und X-23 haben mehr oder weniger grosse Auftritte. Am Ende der Story erfährt man dann auch schon, um welche Bedrohung es im nächsten Band drehen wird, was die Leser wohl kaum unberührt lassen dürfte. Es bahnt sich was Grosses an.

Kirkman scheint gut recherchiert zu haben, denn soweit ich das beurteilen kann, geht er fehlerlos auf Marvels 40 jährige Continuity ein und es gelingt ihm sogar alles in eine geniessbare und ziemlich durchdachte Geschichte zu verpacken, die vor allem den erfahrenen Marvel Fans Freude bereiten dürfte. Man sollte jedoch keine komplexen Charakterstudien mit überraschenden Wendungen erwarten, denn das wäre in Anbetracht der genannten Schwierigkeit nun wirklich zu viel verlangt. Die von Kirkman eingesetzten Helden verhalten sich, wie man es von ihnen gewöhnt ist und das ist auch gut so. Kirkman, ein wahrer Meister, der gut eingesetzten Klischees, jongliert mit den Stereotypen und schafft damit eher eine Hommage an 40 Jahre Marvel als eine revolutionäre neue Serie. Mein Fazit: Kein Meilenstein der Comic Geschichte, aber ein netter Zeitvertreib für bedingungslose Marvelfans.

7/10
Lamond