Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Mittwoch, Oktober 04, 2006

Kaines 52 - September 2006: Wochen 5-8

Die Infinite Crisis ist vorüber. Seitdem ist ein Jahr vergangen. Im DC Universum hat sich Einiges verändert. Zum Teil wegen der Krise. Zum Teil in dem folgenden Jahr. Doch was genau ist in dem Jahr nach der Krise geschehen. Diese Kolumne wird zeigen was sich in den 52 Wochen nach der Krise ereignet hat. Da es sich um eine Zusammenfassung der Ereignisse zwischen Infinite Crisis und One Year Later handelt finden sich hier mehr Spoiler wie sonst. Aber auch die übliche Bewertung wird nicht fehlen.

Written by: Geoff Johns, Grant Morrison, Greg Rucka, Mark Waid
Art Breakdowns by: Keith Giffen
Pencils by: Chris Batista (05), Joe Bennet (06), Lashley (07), Eddy Barrows (08)
Inks by: Jimmy Palmiotti (05), Ruy Jose (06), Draxhall (07), Rob Stull (08)
Colors by: Alex Sinclair
Lettering by: Phil Balsman (05), Nick J. Napolitano (06), Travis Lanham (07, 08)
Covers by: J. G. Jones & Alex Sinclair


Week 05: Star in their Courses

Lex Luthor geht mit der Nachricht an die Öffentlichkeit, dass es gelungen ist das sogenannte Metagen zu synthesizieren und er damit jedem Menschen zu Superkräften verhelfen kann. Montoya bekommt privaten Besuch von ihrer ehemaligen Vorgesetzten Maggie Sawyer, die ihr ihren Bericht über die Vorfälle in dem leerstehenden Gebäude nicht ganz abkauft. Steel wird von Dr. Mid-Nite und Alan Scott um Hilfe bei der Versorgung der aus dem All zurückgekehrten Helden gebeten. Offenbar gab es einen Unfall mit Adam Strange Zeta-Strahl. Das hat nicht nur dafür gesorgt, dass die Rückkehr zur Erde einen Monat dauerte, es ist auch nicht das ganze Team zurückgekehrt. Die, die es geschafft haben, sind auch in keinem guten Zustand. Alan Scott hat ein Auge verloren. Das andere Auge ist offenbar nicht sein eigenes. Firestorm und Cyborg sind miteinander verschmolzen. Hawkgirl ist fast 8 Meter groß. Mal Duncan hat die letzten Überreste von Red Tornado in seiner Brust stecken. Während sich Steel, Scott und Mid-Nite über die Verletzten und die Verantwortung als Helden unterhalten, erwacht plötzlich Duncan und wiederholt Red Tornados letzte Worte: „It´s coming! 52! 52!“ Schließlich wird auch das Schicksal von Adam Strange, Animal Man und Starfire enthüllt. Sie sind gemeinsam mit den Resten eines Raumschiffs auf einem fremden, offenbar unbewohnten Planeten. Starfire geht es gut. Strange hat beide Augen verloren und Animal muß auch irgend einen Schaden davongetragen haben, da er die nackt badende Starfire komplett ignoriert.


Week 06: China Syndrome

Da Skeets Informationen aus der Zukunft nicht mehr zuverlässig sind, engagiert Booster Gold einen arbeitslosen Schauspieler als Schurke zu posieren. Bei der Verfolgung des außerirdischen Waffenhändlers Evil Star geraten die Green Lanterns Hal Jordan und John Stewart mit dem neuen chinesischen Heldenteam Great Ten aneinander, die den Lanterns das Betreten des chinesischen Luftraums verweigern und sich selber um Evil Star kümmern wollen. Dabei erhalten die Chinesen Hilfe von ihrem neuen Koalitionspartner Kahndaq in Gestalt von Black Adam. Beendet wird der Kampf durch das Eingreifen der Rocket Reds, die den Green Lanterns die Passage durch den russischen Luftraum gewähren und dasselbe Black Adam und den Great Ten verweigern. In der Zwischenzeit wird T. O. Morrows Zelle verwanzt. Booster Gold erreicht einen Teilerfolg bei der Suche nach Rip Hunter. Er dringt in ein geheimes Versteck ein, das randvoll mit Hinweisen ist. Die Wichtigsten: Time is broken, 52 und es ist alles Booster Golds Schuld.


Week 07: Going Down

Obwohl Question sie nur für 3 Wochen bezahlt hat, kann Montoya sich nicht von dem Fall lösen und stolpert über die Möglichkeit, dass das verlassene Gebäude einer der reichsten Familien Gothams gehört, der Kane Familie. Um mehr Informationen zu bekommen, wendet sie sich an ihre ehemalige geliebte Kate Kane. Bei den Ermittlungen um den Auferstehungskult wendet Ralph Dibny sich an Booster Gold. Als Skeets Booster auf einen bevorstehenden Zwischenfall hinweist wird Dibny wieder bewußt, das die Beiden aus der Zukunft kommen und er macht Booster Gold schwere Vorwürfe, dass er Sue Dibny nicht gerettet hat. Booster Golds anschließende, wie üblich medienwirksam inszenierte, Rettungsaktion gerät zum Fiasko. Da der Scheck geplatzt ist, erklärt der in der Vorwoche engagierte Schauspieler öffentlich seine Rolle als angeblicher Schurke und wirft Booster Gold vor auch die gerade vollbrachte Heldentat nur inszeniert zu haben. Auch der enttäuschte Ralph Dibny tritt vor die Kameras. Da er sofort als Elongated Man erkannt wird, ist die Presse höchst interessiert an seiner Meinung. Dibny stellt gleich alle Auftritte Booster Golds der letzten sechs Wochen in Frage und gibt ihm nicht nur die Schuld an Sues Tod, sondern auch an Blue Beetles Tod. Auf dem fremden Planeten macht sich Starfire auf die Suche nach einer Energiequelle, mit dessen Hilfe Adam Strange das beschädigte thanagarianische Raumschiff reparieren könnte, um den Planeten zu verlassen. Dabei entdeckt sie einen weiteren Bewohner.


Week 08: Thief

Nach der Enttäuschung in Metropolis führt Ralph Dibny die Suche nach dem Auferstehungskult nach Star City. Mit Green Arrows Hilfe macht er einen Unterschlupf des Kultes ausfindig. Als Dibny Green Arrow erklärt, dass der Kult glaubt Tote wieder zum Leben erwecken zu können, wird im klar, dass er mit jemanden spricht, dem genau das wiederfahren ist. In Metropolis macht ein neuer Held von sich reden, der immer nur kurz auftaucht und direkt wieder verschwindet; sehr zum Mißfallen von Booster Gold, dessen eigene Beliebtheit nach den Enthüllungen der Vorwoche rapide sinkt. Adam Strange und Animal Man suchen Starfire, die von ihrer Suche nach der Energiequelle nicht zurückgekehrt ist und werden ebenfalls von dem riesenhaften Bewohner des Planeten gefangengenommen. Seit ihr Onkel John Irons ihre Rüstung abgenommen hat versucht Natasha selber eine zu bauen. Steel hat damit zu kämpfen, das er sich immer weiter in Stahl verwandelt. Bei Untersuchungen in den Star Labs stellt sich heraus, dass er offenbar Luthors Metagen-Programm ausgesetzt war und Irons hat Luthor im Verdacht, das inszeniert zu haben. Seine Ermittlungen erwecken bei Natasha den Eindruck, dass er freiwillig an dem Programm teilgenommen hat. Nach dem Fehlschlag bei der Konstruktion einer eigenen Rüstung und einem heftigen Streit über Luthors Programm mit ihrem Onkel, versucht Natasha auf eigene Faust an dem Programm teilzunehmen. Lex Luthor erkennt sie sofort und gestattet ihr trotz fehlender Erlaubnis eines Erziehungsberechtigten an dem Programm teilzunehmen.

Der Erzählstil ändert sich immer mehr in die Richtung einer wechselnden Hauptstory mit kurzen Einschüben der anderen Handlungsbögen. Das führt zwar zu größeren Zeitsprüngen bei den einzelnen Handlungen, aber der Lesefluß der jeweiligen Hauptstory wird deutlich besser. Trotzdem kommt gelegentlich das Gefühl auf, dass die ein oder andere Story zu kurz kommt. Montoya zum Beispiel erhält in diesen 4 Wochen insgesamt 9 Seiten. Immer noch viel im Vergleich zu den 2 Seiten, die die Besuche von Doc Magnus bei T. O. Morrow einnehmen. Da Montoyas Ermittlungen quasi stillstehen, machen die kurzen Auftritte zwar Sinn, aber man hat immer das Gefühl, dass es auch an anderer Stelle eigentlich weitergehen müßte. Dies ist eine Folge der Vorgabe, die Geschichte in Echtzeit zu erzählen und auch nach 8 Heften muß man sich den Umstand immer wieder ins Gedächtnis rufen. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf funktionieren die Stories allerdings sehr gut. Dem Autorengespann sind bisher ansprechende, lose miteinander verknüpfte Geschichten gelungen. Auch wenn das Tempo leicht angezogen wird, bleibt der recht langsame Aufbau bestehen. In Anbetracht der Tatsache, dass die Serie über 52 Hefte geht, macht das natürlich Sinn. Auch wenn sich nach und nach einzelne Handlungen verdeutlichen und ein paar Sachen durch die One Year Later (OYL)-Hefte verraten werden, bleibt noch genug Platz für Überraschungen. Der Auferstehungskult wird zum Beispiel sein Hauptziel definitiv nicht erreichen, aber das verrät nichts darüber, was sich zwischen Dibny und dem Kult noch abspielen wird. Hawkgirl wird ihre normale Größe zurückerhalten, aber wie? Cyborg und Firestorm werden getrennt werden, aber Cyborg wird erst OYL wieder einsatzbereit sein. Leider tauchen dabei auch ein paar Ungereimtheiten auf, wie zum Beispiel Green Arrow. Im letzten Heft seiner Serie vor OYL bekam er mehrere Pfeile in die Brust. In Week 1 und Week 8 läuft er putzmunter herum. Wieder zurück in der eigenen Serie ist OYL davon die Rede, das er sich auf eine einsame Insel zur Heilung zurückgezogen hat. Das sind zwar nur Kleinigkeiten, aber es stört trotzdem. Dafür gibt es immer mehr Hinweise auf das eigentliche Mysterium der Serie. Insbesondere Booster Golds Besuch in Rip Hunters Versteck ist geradezu überfüllt mit Hinweisen und die Tafel lädt zum großen Mitraten ein.

Ab Week 5 wechseln zum ersten Mal die Zeichner, wegen Giffens Breakdowns gibt es keinen großen Bruch im Stil. Aber trotzdem sind Unterschiede zu bemerken, wobei vor allem Lashley nicht wirklich überzeugen kann.

Bei der History wird Jurgens diesmal von Norm Rapmund und Andy Lanning unterstützt. Jurgens Zeichnungen überzeugen nach wie vor nicht. Für erfahrene DC Leser gibt es immer noch nicht Neues. Teil 4 führt die Crisis of Infinite Earths zuende. Teil 5 gibt einen sehr groben Überblick über die Zeit danach: Jason Todds Tod, Jokers Anschlag auf Barbara Gordon, Knightfall, Supermans Tod und die Folgen werden teilweise mit einem einzigen Panel abgehandelt. Teil 6 behandelt die Zero Hour. Hier wird erstmals etwas neues eingeführt, nämlich der Superman von Earth 2, der die Ereignisse beobachtet. Teil 7 zeigt in aller Kürze die Geschehnisse zwischen Zero Hour und Identity Crisis. Die neue JLA, neue JSA, mehrere neue Titans, Superman als Energiewesen, Luthor als Präsident, No Mans Land, Judgement Day, Red Hood, War Games, Supergirls Rückkehr.

Kaine

Sonntag, Oktober 01, 2006

Friendly Neighborhood Spider-Man: Derailed TPB 1

LL's US TPB PREVIEW: SEPTEMBER 2006

Written by Peter David, pencils by Mike Wieringo and Roger Cruz (Marvel). Deutsch: "Im Netz von Spider-Man #4-5" (PaniniComics Deutschland).

Peter A. David hat sein Pulver verschossen. Obwohl er in Eigenregie derzeit eine innovative Serie wie „Fallen Angel“ produziert, kann man ihn an den Marvel-Serien, die er früher mal mit großer Klasse geschrieben hat, inzwischen nur noch als Fehlbesetzung einstufen. Sein heiß erwarteter neuer „Incredible Hulk“-Run konnte den Grünen Goliath nicht aus dem Mittelmaß herausbefördern. Bei „Friendly Neighborhood Spider-Man“ hat er nicht nur mit seiner eigenen Leistung zu kämpfen sondern auch noch mit einem marketingtechnisch wenig durchdachten Start der Serie als Teil eines Crossovers. Doch „The Other“ ist vorüber und stellenweise haben die Hefte bis dahin den Anschein erweckt, dass PAD mit der neuen Serie intelligenten, humorigen aber eher konservativen Stoff („Old-School“) liefern würde, wenn die Bürde dieser aufgeblähten Story erst einmal abgeschüttelt wurde.

Aber was folgt auf The Other? Ein One-Shot über eine psychisch kranke Frau, die sich seit ihren Highschool-Tagen von Spider-Man verfolgt fühlt und das mit einem fragwürdigen und ungeschickten Finale. Eine Story, die man vielleicht in „Spider-Man Unlimited“ oder „Tangled Web“ erwartet hätte, dort vielleicht sogar zu den besseren Machwerken gezählt hätte. Aber in einer gerade gestarteten Ongoing? Vielleicht wollte PAD Distanz zu „The Other“ schaffen, aber guter Wille macht noch kein gutes Comic.

In den Folgeheften blitzen dann zumindest mal gute Ideen auf. PAD wagt sich an etwas, was andere Autoren gerne missachten, nämlich Continuity. Erinnert sich noch jemand an die ersten zwölf, von Mark Millar geschriebenen Hefte der „Marvel Knights Spider-Man“-Serie? Peter Parker führte J.J. Jameson dort auf eine falsche Fährte bezüglich der Identität von Spider-Man. John Jameson, J.J.J.s Sohn auch bekannt als Man-Wolf sollte demnach unter der Maske des Wandkrabblers stecken. Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, dass diese Lüge auffliegen würde und PAD startet genau an dieser Stelle seine Geschichte um den geheimnisvollen Wrestler „El Muerte“, der Spidey zu einem Kampf herausfordert. Eine durchschnittlich gute Story gewürzt mit etwas häufig vermisstem, nämlich Subplots und Supporting Cast. Leider ist diese Stärke der Story auch gleichzeitig ihre Schwäche, denn die in The Other schon angekündigt Rückkehr eines unter Teilamnesie leidenden Flash Thompson, der Peter das Leben schwer macht hat Byrne/Mackiesche Qualitäten. Dass ausgerechnet PAD dann auch noch seinen Figuren Fanargumente für und gegen den JMSschen Mystic-Mumbo-Jumbo wälzen lässt hinterlässt zusätzlich einen faden Nachgeschmack. Versöhnlich stimmt dass Spidey am Ende dank der Wissenschaft gegen die Magie punktet. Gerade an dieser Stelle zeigt PAD, wie gut er die Figur eigentlich kennt und holte sie aus der Sackgasse heraus, in die sie im Moment zu stecken scheint, missachtet das superduper-neue Kostüm mit seinen teils lächerlichen Gadgets und gibt Spidey wieder Boden unter den Füßen. Ein Hoffnungsschimmer für das was folgen soll? Der Hammer-Cliffhanger der diesen Wrestle-Zweiteiler abschließt lässt den Leser sprachlos, erwartungsvoll aber auch zweifelnd zurück. PAD lädt sich hier als Autor eine schwere Bürde auf. Ob er diese tragen kann, ohne dass auch die letzten der von JMS schon stark angesägten Wurzeln des Spider-Man Mythos reissen?

So atemlos der Cliffhanger machte, so wenig inspiriert ist der folgende Dreiteiler. Während wir zunächst in eine vielversprechende Parallelwelt hineinblicken, die ein wenig an „House of M – Spider-Man“ erinnert und in der PAD logisch Peters Werdegang nach dem Spinnenbiss unter völlig anderen Prämissen zeigt, gerät der Plot danach in ein fürchterliches Wirrwarr. Die gerade erwähnte Bodenständigkeit entgleitet dem netzschwingenden Helden dabei leider vollständig. Zeitreise und Paralleldimensionen werden bunt gemischt. David bringt zwei von ihm erschaffene Charaktere wieder ins Spiel und schafft ein Paradoxon nach dem anderen, dass selbst der wohlwollendste aller Leser schwer daran schlucken muss. Und leider hat die Geschichte auch noch ein Ende, das noch schwerer zu verdauen und teilweise unverständlich ist. Als langjähriger Spider-Man-Fan ist man hin- und hergerissen, ob man die Fortsetzung (sollte es jemals dazu kommen) und Auflösung lesen will oder ob man darauf hoffen soll, dass dieser Plot bei einem erneuten Autorenwechsel irgendwo im Nirwana verschwindet und eines Tages ebenso als What if... abgehandelt wird, wie Chapter One. Vor kurzem wurde PAD vorgeworfen, er hätte den Bruce Jones-Run beim Incredible Hulk dadurch ruiniert, dass er alles zu einem Traum erklärt hat. Jetzt wäre eine passende Gelegenheit, das Gleiche mit „Friendly Neighborhood“ zu machen. Das wäre zwar ebenfalls unbefriedigend, aber die erste Option (Fortsetzung und Auflösung) kann mit großer Wahrscheinlichkeit in einem Fiasko münden, durch welches das von mir vor wenigen Wochen noch verrissene Crossover „The Other“ und JMS’ Magic-Trip plötzlich in einem strahlenden Licht erscheinen könnten.

Ich hätte nie gedacht, dass dies mein Resümee aus einem dreiviertel Jahr PAD an einer Spider-Man-Serie sein würde, aber die Tatsachen sprechen für sich: Wenn jemand die von PAD geöffnete Tür, diese Büchse der Pandora, wieder schließen kann, ohne den dazugehörigen Charakter für immer zu entwürdigen, wenn jemand in der Lage ist, eine einigermaßen annehmbare und abschließende Fortsetzung zu schreiben, dann ist es vermutlich JMS.

4/10
LL a.k.a. Robert Löhr

Kaines Top 5 - August 2006

Ohne bestimmte Reihenfolge, dafür mit Spoilern.


Exterminators # 8 Vertigo $2.99 written by Simon Oliver, Art by Chris Samnee 02.08.06

„Interlude“ - Keine Bugs, kein Bug-bee-gone, keine Kollegen, keine Geheimnisse und kein Tony Moore. Offenbar brauchte Tony Moore eine Pause und so hat Simon Oliver in der eigentlichen Story auch eine Pause eingelegt. Hier geht es nur um Henry, Laura und Page. Alle versuchen ihre Gefühle in bezug auf beendete und/oder neue Beziehungen zu sortieren. Alle drei statten ihrer Mutter dazu einen Besuch ab, um mit jemandem reden zu können. Oliver beweist hier, das er auch mit ruhigen Ausgaben sehr gut zurecht kommt und schafft es die Figuren dem Leser noch näher zu bringen und ihr privates Umfeld zu erleuchten. Chris Samnee als Fill-In Artist liefert dabei eine sehr solide Arbeit ab ohne besonders zu glänzen. Zudem hat er dasselbe Problem, wie Adlard bei Walking Dead und Opena bei Fear Agent. Es gibt eigentlich nicht groß was an ihm auszusetzen, aber im direkten Vergleich zu Tony Moore fällt er deutlich ab.


Deadman # 1 Vertigo $2.99 written by Bruce Jones, Art by John Watkiss 16.08.06

„Deadman Walking“ - Zuerst die Warnung, diese Serie hat gar nichts mit dem bekannten Deadman Boston Brand zu tun. Brandon Cayce ist Kopilot seines Bruders Scott bei einem Linienflug, der in den Heathrow Airport stürzt. Die erste Ausgabe zeigt die letzten Momente vor dem Absturz und Schlüsselelemente aus der Vergangenheit der Brüder. Zu guter Letzt realisiert Brandon, das er als Toter herumläuft. Nach seinem Erfolg mit Hulk hat sich Bruce Jones eine längere Auszeit gegönnt und dann mit Nightwing und Warlord bewiesen, das er auch langweilen kann. Aber hier legt er allerdings einen gekonnten Auftakt hin. Brandon wird durch die Rückblicke ausreichend charakterisiert und die kurzen Momente vor dem Absturz bieten erste Hinweise auf kommende Handlungsstränge, ohne das Jones zuviel verrät. Watkiss Zeichnungen sind solide und drängen sich nicht in den Vordergrund. Sie wirken mit Jeromy Cox Kolorierung auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig, was aber schnell vorübergeht und fügen sich dann gut in die Story ein.


Justice League Of America # 1 DC $3.99 written by Brad Meltzer, pencils by Ed Benes, inks by Sandra Hope & Mariah Benes 23.08.06

„The Tornado´s Path, Chapter One: Superman, Batman und Wonder Woman beschließen die Justice League wieder ins Leben zu rufen. Darum setzen Sie sich zusammen und beraten, wer in die neue League soll. Obwohl die Drei unterschiedliche Maßstäbe ansetzen - Vertrauen, Nettigkeit und taktischer Nutzen – bildet sich mit der Zeit ein neues Team. Gleichzeitig entwickeln sich einige Nebenhandlungen, unter anderem um Red Tornado und um Jefferson Pierce. Meltzer benutzt keine drohende Gefahr, sondern die Tradition um die JLA wieder auferstehen zu lassen. So sitzen die großen Drei die meiste Zeit in Batmans Höhle und beratschlagen über neue Mitglieder, wobei Meltzer die eine oder andere Überraschung parat hat. Zugleich treibt er die Nebenhandlungen voran, wobei sich bereits eine Bedrohung im Hintergrund zeigt. Doch insgesamt startet er recht langsam und treibt die Story mit Dialogen und ohne Action gelungen vorwärts. Man merkt ihm an, dass er sich über die Teamzusammensetzung und künftige Entwicklungen Gedanken gemacht hat. Zudem langweilt der ruhige Auftakt an keiner Stelle. Ed Benes kann voll überzeugen und meistert vor allem die Aufgabe, die Vielzahl an Helden unterscheidbar zu zeichnen.


Daredevil #88 Marvel $2.99 written by Ed Brubaker, Art by David Aja 23.08.06

„The Secret Life Of ***** ******“ - Schon der Titel der Story mag für den ein oder anderen ein Spoiler sein. Die Story fügt sich nahtlos in Brubakers bisherigen Daredevil Run ein und macht auch in jeder Hinsicht Sinn. Dabei beweist Brubaker einmal mehr sein gutes Gespür für die Nebenfiguren. Aja kann überzeugen und liefert ein wirklich gelungenes Heft ab.


Fear Agent # 7 Image $2.99 written by Rick Remender and Shane White (Backup-Story), Art by Jerome Opena and Shane White (Backup-Story) 23.08.06

Heath Hudson wird wegen Manipulationen der Zeit angeklagt. Genauer gesagt alle alternativen Heaths. Damit spricht Remender einen weiteren Klassiker der Science-Fiction an. Dazu kommen Erlebnisse mit außerirdischen Mitgefangenen und der ursprüngliche Handlungsbogen um den Dressite Überfall wird wieder aufgenommen. Remender zeigt weiterhin seinen Spaß an klassischen Science-Fiction Themen und beweist hier wieder, das er dabei auch die übergreifenden Handlungstsränge nicht aus den Augen läßt. Dadurch verkommt Fear Agent nicht zu einer wirren Aneinanderreihung von Zitaten, sondern kann auch mit einer durchgehenden Story fesseln. Opena kann immer mehr überzeugen. Die Backup-Story von Shawn White überzeugt mehr durch Action und kommt über ein ganz nett nicht hinaus.

Ultimate X-Men / Fantastic Four TPB

Written by Mike Carey, pencils by Pasqual Ferry (Marvel). Deutsch: Keine Angaben.

Nach „UFF Think Tank“ schreibt Mike Carey mit diesem Mini Crossover wieder eine Übergangsstory. Diesmal musste er die Monate zwischen Brian K. Vaughans Abgang und Robert Kirkmans Antritt bei den Ultimativen X-Men überbrücken. Es ist eine ziemlich undankbare Aufgabe, denn wenn man nicht gerade Dan Slott heisst, wird man in zwei Ausgaben wenig Substantielles erzählen können. Hinzu kommt, dass er sich bei seinem ersten „Noteinsatz“ (Ultimate Fantastic Four #19-20) nicht sonderlich viele Freunde bei den Fans gemacht hat. Ich hatte also sehr tiefe Erwartungen an diese Story.

Eine alte Bekannte der UFF – dieselbe Psychopatin aus dem Think Tank Storyarc - bricht bei den X-Men ein, schaltet dabei einen Haufen Mutanten aus und stiehlt Cerebro. Natürlich nehmen die gedemütigten X-Men die Fährte auf und alle Hinweise deuten auf das Baxter Building bzw. auf die Fantastischen Vier als Hauptverdächtige. Es kommt, wie es kommen muss, aufgrund eines Missverständnisses geraten sich die beiden Gruppen in die Haare, bis sie schliesslich merken, dass man sie eine dritte Partei sie gegeneinander ausspielen will. Daraufhin verbünden sie sich und schlagen den Übeltäter gemeinsam in die Flucht.

Es handelt sich hier um eine einfach gestrickte Geschichte, wogegen prinzipiell nicht einzuwenden wäre. Autoren wie Sean McKeever, Brian K. Vaughan, Zeb Wells oder Mark Waid beweisen immer wieder aufs Neue, dass einfache Handlungsstränge durch Spannung, Humor oder originelle Charakterisierungen oftmals befriedigender sind, als hochkomplexe, überlange Epen.

Mike Carey hat jedoch bei seinen bisherigen Marvelprojekten (sein aktueller X-Men Run ausgeschlossen), eine neue Form des Erzählens kultiviert, die frei von Inhalt, Emotionen und Unterhaltung ist. Seine bisherige Geschichten sind sozusagen das Reality-TV der Superheldencomics, bei welchen man sich damit zufrieden geben muss, den Helden beim atmen zuzuschauen. Die Leser werden vom Autor zu Voyeuren degradiert. Der Anspruch auf Unterhaltung wird uns abgesprochen.

Im Gegensatz dazu überzeugt der Zeichner, Pasqual Ferry, durch dessen originellen Stil, der zwar nicht immer konstant aber überaus dynamisch und klar ist. Aber wie schon Jae Lee möchte man als Leser einen solchen Zeichner lieber an einer weniger belanglosen Geschichte sehen. Sein Talent wird an solch oberflächlichen Projekten vergeudet.

Insgesamt wieder einmal eine im höchsten Mass enttäuschende Lektüre, die man so schnell wie nur möglich wieder vergessen sollte. Ich kann nur hoffen, dass Mike Carey sich - wenn er nach Mark Millar die UFF als regulärer Autor übernimmt -stark verbessert.

3/10
Lamond
Rezension zu Ultimate Fantastic Four: The Fantastic TPB 1 von Philos.
Rezension zu Ultimate Fantastic Four: Doom TPB 2 von Lamond.
Rezension zu Ultimate Fantastic Four: N-Zone TPB 3 von Lamond.
Rezension zu Ultimate X-Men: Hard Lessons TPB 12 von Lamond.
Rezension zu Ultimate X-Men: Magnetic North TPB 13 von Erik Magnus Lensherr.

Powers: Anarchy TPB 5

Written by Brian M. Bendis, pencils by Michael Avon Oeming (Image Comics).

Nicht die „Liebe“ sondern die „Angst“ ist die ungeliebte Königin unter den Emotionen. Dieses Gefühl hat nicht nur unzählige Varianten, in denen es sich manifestiert - wie z.B. die Vorsicht, die Sorge, die Unsicherheit und die Panik - sondern es ist auch ansteckbar und leicht zu instrumentalisieren. Angst kann Besitz von Menschen ergreifen und sie Sachen tun und denken lassen, die wir uns nicht mal in unseren kühnsten Alpträumen vorstellen können.

Nachdem Walker am Ende der letzten Storyline vom Dienst suspendiert wurde, widmet er sich nun den wirklich wichtigen Angelegenheiten: Essen und schlafen. Aber auch ohne Walker gibt es viel zu tun für das „Police Departement“, denn die „Chaotic-Chick“-Morde beginnen sich erstmals seit dem ersten Band (Who killed Retro-girl?) zu häufen. Die Art und Weise wie die Verbrechen verübt werden unterscheiden sich jedoch von den Morden im ersten Band und lassen auf organisiertes Verbrechen schliessen.

Die Stimmung gegen die Superhelden hat sich in Powers-Town von Band zu Band gesteigert und scheint nun in der Gründung einer Terroristen Gruppe zu gipfeln, welche systematisch die Heldenlandschaft zu dezimieren versucht. In der Zwischenzeit gelingt es Walkers Kollegen aufgrund von Zeugenaussagen eine Tatverdächtige zu verhaften. Ohne sich grossartig der Verhaftung zu widersetzen bestätigt sie, was man von Anfang an erahnte: Sie ist Mitglied einer Gruppierung, die es sich zum Ziel gemacht hat, die Stadt von „der Superhelden-Plage“ zu befreien. Plötzlich dämmert es Deena Pilgrim, dass ihr ehemaliger Partner aufgrund seiner jüngsten Prominenz und seiner Superheldenvergangenheit im Fadenkreuz dieser Terroristen stehen könnte. Sofort macht sie sich mit ihrem neuen Partner das „verlorene Schaft“ zu warnen, doch wie es aussieht, ist es für Walker schon zu spät…

Die Geschichte endet auf sehr dramatische Weise und wieder verarbeitet Bendis ein aktuelles Thema in dieser Storyline: Terrorismus und Medien. Auf den letzen Seiten gewährt die Tatverdächtige, die sich als Kopf der Organisation herausstellt, ein Fernsehinterview und offenbart das unfassbare: „Die sogenannten Superhelden haben unsere Gesellschaft infiltriert und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie die Macht an sich reissen. Aus dieser Befürchtung (Angst) heraus gründeten sie die Organisation, welche diese angeblichen „Coup d’étât“ verhindern soll.“ Bendis erkennt, dass es Terrorismus nicht nur „Angst“ säht, sondern metaphorisch gesprochen aus „Angst“ geboren wird.

„Powers: Anarchy TPB 5“ bleibt wie seine Vorgänger auf einem sehr hohen Niveau. Die Serie und ihre wichtigsten Charaktere entwickeln sich rasch weiter, was ich als Leser natürlich gerne sehe. Damit bleibt die Spannung erhalten und mit ihr das Gefühl, dass Brian M. Bendis noch sehr viel zu erzählen hat. Ein Comic der vor allem den älteren Lesern grosses Vergnügen bereiten dürfte.

8/10
Lamond