Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Sonntag, November 20, 2005

House of M: Uncanny X-Men TPB

Gastreview von Björn Steckmeier a.k.a. Der Grammaton Kleriker (PaniniForum) a.k.a. clintbarton (Comicforum). Sehr vielen Dank!

Written by Chris Claremont, pencils by Alan Davis, Chris Bachalo (Marvel). Deutsch: "X-Men" erscheint monatlich bei PaniniComics Deutschland.

Die Scarlet Witch verändert die Realität und nichts ist mehr so, HoM Uncanny 1wie es sein sollte. Auch nicht bei den X-Men. Vorhang auf für den Vierteiler „Season of the Witch“. Grelles Licht und die X-Men sind nicht mehr – nur noch Rachel und Betsy sind übrig. Auch in Otherworld spürt man die Auswirkungen der Tat von Wanda. Saturnyne will drastische Mittel ergreifen und die Dimension 616 auslöschen. Doch dank Jamie, Brian Braddocks Bruder, gelingt es, einen 48stündigen Aufschub zu bekommen, um den Riss im Universum, der durch die Scarlet Witch entstanden ist, zu reparieren. Was folgt ist ein Kampf gegen Callistos Marauders, die aus unerfindlichen Gründen Juggernaut und Nocturne jagen und die Suche nach dem Riss. Rachel und Betsy finden ihn, HoM Uncanny 2während Captain Britain von Alpträumen geplagt wird, die ihn an seine Mission erinnern sollen, die er beim Wechsel in die HoM-Reaität vergessen hat. Als ihm endlich bewusst wird, was er zu tun hat, tauchen die Sentinels auf und wollen ihn wegen Hochverrats verhaften. Als er sich wehrt, wird er zum Tode verurteilt. Ein mörderischer Kampf entbrennt und die Gefahr wird immer grösser. Letztlich opfert sich Meggan, damit Rachel den Riss schliessen kann und die Welt ist gerettet. Von Claremonts bisherigen Geschichten war ich wenig angetan. Auch hier hat er ein paar nicht nachvollziehbare und nervige Storysprünge drin, aber insgesamt weiß die Geschichte zu unterhalten. Liegt vielleicht auch an Chris Bachalo, HoM Uncanny 3der mit seinen dynamischen Zeichnungen jedes noch so dämliche Skript aufwerten und lesbar machen würde. Allerdings etwas seltsam, daß Davis einfach so mittendrin das Handtuch geworfen hat.Genau wie alle anderen Tie-ins (außer Pulse) hat auch Uncanny X-Men recht wenig mit der Hauptserie zu tun. Claremont nutzt die Geschichte eher für die Rückkehr einiger Figuren, die in „New Excalibur“ eine tragende Rolle spielen werden (praktisch das komplette Team außer Dazzler ist hier versammelt). Interessant ist auch Claremonts Vorliebe für Charaktere, die Chuck Austen erschaffen oder geformt hat. So hat er nicht nur Nocturne und Juggernaut aus dem Charakterlimbo zurückgeholt oder Mammomax in dieser Geschichte als Teil der Marauders eingesetzt, nein, auch Kelsey Leigh, HoM Uncanny 4einst Braddocks Nachfolgerin als Captain Britain und jetzt als Lionheart bekannt, wird auf den Seiten von „New Excalibur“ auftreten. Die vorliegende Geschichte macht sicherlich mehr Spaß, wenn man Alan Moores und Alan Davis’ Run von „Captain Britain“ kennt, da Claremont sich hierauf bezieht (so taucht z.B. Jaspers wieder auf), genauso, wie einiges klarer werden sollte, wenn man die frühen Abenteuer von „Excalibur“ kennt. Sicherlich ist die Geschichte kein Meisterwerk (das werden wir von Claremont wohl auch nicht mehr erleben), aber doch eines seiner besseren neueren Werken.

Björn Steckmeier a.k.a. Grammaton Kleriker (Panini Forum) a.k.a. clintbarton (Comicforum)

Review zu House of M: Wolverine TPB unter

Lara Croft Tomb Raider: The Series (Vol. 1) #38 - #39

Gastrezension von BufferUnderrun. Sehr vielen Dank!

Written by James Bonny, pencils by Wilson Tortosa, inks by Jonathan Sibal and colors by Tyson Wengler (Top Cow Productions). Deutsch: Lara Croft Tomb Raider #26 und #27: Blood Stones, Teil 1 und 2 (Infinity Verlag GmbH), ISBN 3-938192-66-6 und 3-938192-67-4.

Die Comicreihe „Lara Croft Tomb Raider“ hat sich bislang nicht gerade durch Tiefgang und Anspruch ausgezeichnet. Dies trifft auch auf „Blood Stones“ zu. Auch in dieser Geschichte bekommt man Action und eine Lara in allen möglichen sexy Posen serviert.

Warum sich dann doch die beiden Comics von den meisten vorangegangenen Ausgaben unterscheiden, liegt an zwei Dingen:
Autor James Bonny wählt als Schauplatz Südengland, genauer gesagt Stonehenge – eine ideale Kulisse für die düster-bedrohlichen Vorgänge.

Wie manch andere Erzähler vor ihm, gewährt Bonny zudem den Leserinnen und Leser über die ganze Geschichte hinweg Einblick Laras Gefühls- und Seelenleben. Dabei beleuchtet er aber zur Abwechslung nicht, wie die Protagonistin über einen Mann denkt, zu dem sie sich hingezogen fühlt. Er schickt die Heldin auf eine emotionale Tour de Force, in deren Verlauf Lara immer mehr an sich selbst zweifelt.

Damit wir uns nicht missverstehen: Gegenüber Dritten hat unsere Actionarchäologin nach wie vor die Hosen an. So rettet sie auch am Ende von „Blood Stones“ wieder einmal sich selbst, den Tag und die Welt vor einem weiteren machtgeilen Schurken.

Doch dass die jüngsten Ereignisse ihre Spuren in Laras Seele hinterlassen haben, zeigen Wilson Tortosa (Bleistift), Jonathan Sibal (Tusche) und Tyson Wengler (Farben) im Schluss-Panel deutlich.

BufferUnderun

Marvel Knights Spider-Man: Der Millar Run (TPB 1, TPB 2, TPB 3)

Written by Mark Millar, pencils by Terry & Rachel Dodson (Marvel). Deutsch: "Spider-Man" #6 - #17 (Panini Comics Deutschland)




























Spider-Man ist Marvels Aushängeschild, neben Superman und Batman ein Superstar der Comic-Landschaft, eine Ikone der Popkultur. Obwohl Spidey bei Marvel Ende 2003 schon drei fortlaufende Serien hatte (ASM, SSM und USM), beschloss der Verlag einen weiteren Titel des beliebten Wandkrabblers zu veröffentlichen: Marvel Knights Spider-Man. Wie alle anderen Titel, die unter dem MK-Label laufen, sollte auch diese vor allem reifere Leser ansprechen, was übersetzt soviel heisst wie: Ein bisschen mehr Gewalt und sexy Mädchen. Als Autor wurde kein anderer als Mark Millar engagiert, der Star Autor hinter „Ultimates“ und „Wolverine“. Ihm zur Seite gestellt wurde Terry Dodson, der sich durch Kevin Smiths noch nicht fertig gestellte Mini Serie „The Evil that men do“ einen Namen gemacht hat (Diese Mini wird voraussichtlich im Jahr 2020 ihren Abschluss finden).

Down Among Dead Men TPB 1

Die Serie beginnt mit einem epischen Kampf zwischen Spider-Man und seinem Erzfeind, dem grünen Kobold. Zwar wird Peter ordentlich verprügelt, aber zur Niederlage kommt es glücklicherweise nicht. An der ersten Szene erkennt man schon, dass Millar von seiner Freiheit, Gewalt expliziter darstellen zu dürfen, Gebrauch macht. Nach getaner Arbeit geht Peter wieder zum Alltag über und alles scheint perfekt zu sein. Als er nach einem schönen Tag mit MJ und seiner Tante May das Grab seines verstorbenen Onkel Bens besucht, klingelt sein Handy und was ihm die fremde Stimme sagt, übersteigt seine schlimmsten Befürchtungen: Tante May wurde entführt. Fieberhaft macht er sich auf die Suche und trifft dabei auf bekannte Figuren des Spidey-Universums: Black Cat, Elektro, der Geier usw. Doch als wäre das nicht genug, erfüllt sich am Ende dieses Bandes ein weiteres von Spider-Mans „Worst-case“-Szenarien.

Venomous TPB 2

Nachdem der erste Band mit einem beunruhigenden Panel endete, stellt man als Leser erleichtert fest, dass Peter zumindest diese Krise mit einer mehr oder weniger nachvollziehbaren List bewältigen konnte. Doch Spider-Mans Leben scheint momentan wie eine Hydra: Sobald er ein Problem löst, stellen sich zwei neue. Es stellt sich raus, dass das Ehepaar Parker vollkommen pleite ist. Millar hat sichtlich Freude daran, Peter in die schlimmstmöglichen Situationen zu versetzen. Dabei vernachlässigt er jedoch die Tatsache, dass Tante May immer noch nicht aufgetaucht ist. Peter geht jedoch auf Patrouille und auf Partys als sei alles in Ordnung, was sogar auf den treuesten Millar Fan verstörend wirkt. Währendessen treffen sich alle Superschurken zu einer exklusiven Auktion, an der ein sehr kostbares „Gut“ versteigert wird, dass sich nicht unbedingt positiv auf Peters ohnehin verzwickte Situation auswirken dürfte: Venom, der von den Fans so geliebte Symbiont, wird von seinem bisherigen Wirt, Eddie Brock, an den höchstbietenden verkauft. Wenn ihr zu wissen glaubt, wer der neue Venom wird, denkt noch mal nach.

The Last Stand TPB 3

Im letzten Teil von Millars Run erfahren wir interessante Details über den Ursprung der Superschurken. Peter wird über den Grund und das Ausmass von Tante Mays Entführung von einem alten Feind aufgeklärt. Es findet der lang ersehnte Show-down statt und endlich erfahren wir was hinter dem ganzen Mysterium steht. Ich will ehrlich sein, es ist nichts Neues, nichts Überraschendes; aber Millar wollte mit seinem Run Spider-Man nicht neu erfinden, sondern die altbewährten Spidey Storys feiern und das ist ihm auch gelungen. Hervorzuheben ist die letzte Seite des Runs. Ich war so begeistert, dass ich am liebsten applaudiert hätte. Ein wahrlich gelungener „Abschied“ Millars von seinem Spidey-Abenteuer.

Die Meinungen über diese Storyline waren wie immer, wenn Millar schreibt, gespalten. Wenn ihr meine Reviews zu „Ultimate X-Men“ und „Ultimates“ gelesen habt, wisst ihr wahrscheinlich, dass ich zu Millars grössten Fans gehöre. Das hat sich auch nach der Lektüre von MK Spider-Man nicht geändert, denn obwohl die Geschichte (v.a. der zweite Band) manchmal die Continuity ignoriert und krasse Logik Fehler beinhaltet, halte ich sie für die unterhaltsamste Spider-Man Story der letzten Jahre. Keine Sekunde war ich gelangweilt und auch Terry Dodsons Artwork weiss zu überzeugen. Seine Charaktere wirken teilweise etwas „cartoony“ aber trotzdem sind die Action-Szenen voller Energie und Dynamik. Ich werde Millar bei dieser Serie vermissen, ich werde ihn bei Marvel vermissen, wenn er sich Ende dieses Sommers vom „Haus der Ideen“ verabschiedet. Eine wahrlich gelungene Spider-Man Geschichte, die ich jedem empfehle, der bereit ist über kleinere Unstimmigkeiten hinwegzusehen um dafür umso intensiver unterhalten zu werden.

8/10
Lamond