Wir sind Philos, Lamond und Seppstock. Hier findet ihr farbenfrohe Bilder, kleine Sprechblasen und unsere Meinung dazu.

Samstag, Dezember 31, 2005

The Walking Dead: Safety Behind Bars TPB 3

Gastrezension von Destroyer. Sehr vielen Dank!

Written by Robert Kirkman, pencils by Charlie Adlard (Image). Deutsch: "The Walking Dead TPB: Die Zuflucht" (Cross Cult, Erscheint 2007).


The Walking Dead… Mittlerweile sollte auch die letzten Leser des Paniniforums mitbekommen haben, dass die Serie ein echter Geheimtipp unter den zahlreichen US-Serien ist. Und so wie es aussieht, kommt demnächst bei Cross Cult auch eine deutsche Version heraus, sodass niemand mehr eine Ausrede hat, die Serie nicht zu lesen.

Oder doch. Drei Punkte gibt es, die einem Leser Walking Dead ziemlich verleiden können. Die Zombies und die Waffenverherrlichung wurden bereits in der Review zu TPB #2 „Miles behind us“ angesprochen und daher werde ich nicht noch mal darauf eingehen.

Ein Punkt, auf den ich allerdings sehr wohl eingehen möchte, ist die teilweise exzessive Gewaltdarstellung, die sicher nicht jedermanns Geschmack ist. Ich bin da auch etwas anfällig (hat mir doch die extreme Gewaltdarstellung u.a. „Preacher“ verleidet), aber bei Walking Dead geht es erstaunlicherweise relativ gut. Trotzdem ist die Serie auf der nach oben offenen Ennis-Skala der Gewalt sicher über dem mittleren Bereich anzusiedeln. Probelesen wäre für zartbesaitete Naturen angebracht.

Wer damit aber klar kommt, den erwartet ein erstklassiger Comic. Ohne groß spoilern zu wollen, liegt die Stärke von Kirkmans Schreibe in der realistischen Charakterentwicklung. Ob es nun um die Bewältigung des Verlustes eines geliebten Menschen geht, das langsame Austicken von Menschen unter konstant hohem Stress, die Stimmungsschwankungen einer Schwangeren (!) oder das Hochhalten einer Überzeugung in einer Situation, die keinen Spielraum für Gnade lässt: Kirkman meistert das alles fabelhaft und die Aktionen der Charaktere bleiben nachvollziehbar. Auch die Spannung bleibt erhalten. Ständig ist man fieberhaft am Mitraten, was als Nächstes passiert. Niemand ist sicher und das merkt man auch immer wieder durch Todesfälle unter den Protagonisten.

Dass aber nicht alles perfekt sein kann, sollte klar sein. So folgt denn hier auch die Kritik: Das unmittelbare Ende des dritten Sammelbandes ist alles andere als neu und auch die Gefängnisinsassen sind eher 08/15 geschrieben, was sehr schade ist. Was mich persönlich an dem Band wirklich gestört hat, ist die Ähnlichkeit vieler Charaktere in zeichnerischer Hinsicht. Es mag realistisch sein, dass die Männer mangels Rasierer sich Bärte wachsen lassen, aber zu oft muss man zurückblättern oder genau auf die Details der Kleidung achten, um zu erkennen, wer wer ist. Ich weiß nicht, wie oft ich Herschel und Rick durcheinander gebracht habe. A propos Herschel: Dessen Familie ist ziemlich unübersichtlich; auch hier verwechselte ich die Leute oft. Und da war ich nicht der einzige, wie ich aus Gesprächen weiß.

Wirklich interessant an dem dritten Band ist die Tatsache, dass mehr über die Zombies enthüllt wird. Und der Comic beschäftigt sich auch mit einer Erklärung, warum die Zombies da sind, allerdings auf ironische Art. Wobei ich nicht ausschließen möchte, dass es am Ende genau so war, wie uns der Junkie weiß machen will. Der dritte Band und vor allem der Schluss macht Lust auf mehr, wie immer.

Noch ein kleiner Nachtrag zur Ironie: Dass gerade ein Gefängnis in einer zombieverseuchten Welt zu einem sichereren Ort wird, ist eine tolle Idee von Kirkman und zeigt, wie verändert seine Welt nach der Seuche ist.

Insgesamt ist der dritte Band etwas schwächer als die beiden ersten, wobei mich der Zeichnerwechsel schon im 2. Band störte. Trotzdem ist Walking Dead eine unglaubliche gute Unterhaltung. Und das Beste daran: Es kommt kein Wolverine vor. Bei der Bewertung gab es einen Punkt Abzug für die Zeichnungen und einen weiteren für die Insassen und die sie betreffende voraussehbare Handlung.

8/10
Destroyer a.k.a. Andreas Deubler

Review zu The Walking Dead: Days Gone Bye TPB 1 unter http://supercomics.blogspot.com/2005/05/walking-dead-days-gone-bye-tpb-1.html.
Review zu The Walking Dead: Miles Behind Us TPB 2 unter http://supercomics.blogspot.com/2005/11/walking-dead-miles-behind-us-tpb-2.html.

Sonntag, Dezember 25, 2005

Ex Machina: Tag TPB 2 (Philos)

Written by Brian K. Vaughan, pencils by Tony Harris and inks by Tom Feister (Wildstorm/DC).

Auf den ersten Blick behandelt Ex Machina eine Reihe außergewöhnlicher Geschichten: So findet sich in den New Yorker U-Bahnen ein neues Gang-Abzeichen ("Tag"), das stark an das Kräfte spendende Artefakt erinnert, welches Mitchell Hundred zur "Great Maschine" werden ließ. Betrachter dieses Symbols werden aufgewühlt und gewalttätig. Bei Lichte betrachtet wird hier jedoch (nur) der aufregende Politikeralltag, in dem immer mehrere Dinge gleichzeitig geschehen, geschildert. In einem anderen durch und durch gesellschaftspolitischen Subplot muss sich der Bürgermeister die Frage stellen, ob er homosexuelle Paare in "Big Apple" heiraten lassen möchte. Wenn auch der Begründungsaufwand in diesem Comic sehr viel geringer als im realen politischen Leben ist und damit auch weniger frustrierend, erfreut die Lektüre dieses Bandes.

Die nach wie vor häufig eingesetzten Flashbacks sind ein gelungenes Hilfsmittel, um den Verlauf von Ereignissen darzustellen, deren Ausgang dem Leser wohl bekannt sind. Wir erfahren daher mehr von den Widrigkeiten der Kandidatur für das Bürgermeisteramt und der Zusammenarbeit mit der National Security Agency (NSA).

Tony Harris photorealistischer Look ist nicht so hyperdetailiert wie beispielsweise der von Bryan Hitch in The Ultimates, aber gewinnt wegen eines feinen Überzugs von übertriebenen cartoonartigen Effekten. Dadurch erhalten die Charaktere eine sehr viel persönlichere Erscheinung und die mitunter fantastischen Themen fügen sich in eine real dargestellte Welt ein. Nicht zu vergessen ist J. D. Mettler, der in schauerlichem Grün, glühendem Gelb und blutigem Rot badet. Seine Farben ermöglichen erst den energetischen Fluss der Story.

Für mich steht nicht der Horror in dieser Storyline im Vordergrund. Dazu fehlt dem Comic die gruselige und psychotische Grundlage. Im Gegenteil erachte ich die Geschichte als zu witzig und geistreich, als das ernsthafte Folgen für den ans Herz gewachsenen Mitch Hundred entstehen könnten. Sein bübischer Charme korrespondiert mit seiner politischen Naivität, d.h. seinen Versuchen das Richtige zu tun, ohne sich innerhalb des politischen Systems zu bewegen. Welche Auswirkungen dieser Charakterzug haben wird, lässt der Auftakt in Ex Machina #1 erahnen.

8/10
Philos

Rezension zu Ex Machina: The First Hundred Days TPB 1 von Philos unter http://supercomics.blogspot.com/2005/05/ex-machina-first-hundred-days-tpb-1.html.
Rezension zu Ex Machina: The First Hundred Days TPB 1 von Lamond unter http://supercomics.blogspot.com/2005/05/ex-machina-first-hundred-days-tpb-1_08.html.
Rezension zu Ex Machina: Tag TPB 2 von Lamond unter http://supercomics.blogspot.com/2005/05/ex-machina-first-hundred-days-tpb-1_08.html.

Ex Machina: Tag TPB 2 (Lamond)

Written by Brian K. Vaughan, pencils by Tony Harris (Wildstorm/DC). Deutsch: Keine Veröffentlichung.

Mitchell Hundred ist ein Politiker mit Superkräften. Er kann elektronische Geräte kontrollieren und Ex Machina 2 4zwar einfach indem er mit ihnen „spricht“. So kann er zum Beispiel einem Toaster befehlen, er solle Suizid begehen und das tut der dann auch. Auch wenn die Vorstellung, über solche Kräfte zu verfügen, reizvoll ist, so können wir uns glücklich schätzen, dass unsere Wecker, PCs, Handys und Fernbedienungen nicht immer genau das tun, was wir ihnen in bestimmten Situationen zurufen.

Zwei Monate sind vergangen seit Mitchells letztem aussergewöhnlichen Abenteuer und er scheint bezüglich seiner noch neuen Aufgabe als Bürgermeister von New York City desillusioniert zu sein, unter anderem Ex Machina 2 5deshalb, weil er zu viel Zeit damit verbringt Zivilehen zu vollstrecken, als sich den wahren Problemen der Stadt zu widmen, wie z.B. dem beschämenden Schulsystem. Doch als wäre das nicht genug, tauchen überall in der Stadt seltsame „Zeichen“ an den Wänden auf, welche die Leute in den Wahnsinn zu treiben scheinen. Übel zugerichtete Leichen tauchen in der Kanalisation auf, unter ihnen auch ein ehemals mit Hundred befreundeter NSA-Agent, der unserem Helden in den ersten Monaten nach seinem mysteriösem Unfall zur Seite stand und seinen Fall untersuchte. Es ist also offensichtlich, dass diese Mordserie in irgendeinem Zusammenhang mit dem Bürgermeister steht. Als wäre das nicht genug, hat sich Mitchell in den Kopf gesetzt ein homosexuelles Paar zu vermählen. Ob das alles Gut geht?

In meiner Besprechung des ersten Bandes bin ich ziemlich streng mit Brian K. Vaughan ins Gericht gegangen. Ex Machina 2 6Trotz der vornehmlich hervorragenden Kritiken, hielt ich die erste Storyline inhaltlich für zu brav und belanglos. Da ich die Werke des Autors ansonsten ausnahmslos mag, war ich darüber mehr überrascht als enttäuscht. Ich hoffte natürlich, dass sich die Serie in der zweiten Storyline steigerte und das tat sie auch. Die Charaktere sind greifbarer und nicht mehr so steril, Hundred wirkt menschlicher und die Nebenfiguren sind teilweise richtig sympathisch. Was die Story betrifft, so hat sich Vaughan bezüglich der grotesken Gewaltdarstellungen wohl von Garth Ennis’ Preacher inspirieren lassen. Als Leser ist man auf diese intensiven Horrorelemente nicht gefasst, weshalb sie noch stärker schockieren. Dennoch ist die Geschichte sehr spannend und findet einen genauso unerwarteten wie heftigen Abschluss.

Tony Harris Zeichnungen sind noch schöner als im ersten Band, denn die Mimik ist ausgeprägter. Seine Stärke liegt vor allem in den detaillierten und ausdruckstarken Gesten, die den Inhalt der Sprechblasen nonverbal unterstreichen. Der grünliche Grundton der Kolorierung hebt den unheimlichen Grundton des Comics dezent in den Vordergrund. Auch wenn sich Vaughan im Vergleich zum ersten Tradepaperback gesteigert hat, bleibt Harris’ Artwork weiterhin die grösste Stärke dieser Serie.

7/10
Lamond

Review zu Ex Machina: The First Hundred Days TPB 1 (Philos) unter http://supercomics.blogspot.com/2005/05/ex-machina-first-hundred-days-tpb-1.html.
Review zu Ex Machina: The First Hundred Days TPB 1 (Lamond) unter http://supercomics.blogspot.com/2005/05/ex-machina-first-hundred-days-tpb-1_08.html.
Review zu Ex Machina: Tag TPB 2 (Philos) unter